Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0038
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
BI e g g e n d o r s e r s Hurnoristische Blätter.

3^

Sehr doppelhmrig.

„Schaffner, Schaffner, bier ist zn nns cin 6err ins D amen-
conxü gestieqeu!"

„Der muff aber schon rein kcine Angen im Aops gchabt
haben I"

Awtiweisheit und Logikr.

inein indischen Fnrsten war sein bester Iagbleoxard vcrgistet
worden. Außer sich vor Zorn schmnr er nicht eber zu
rasten, als bis er den 5chnldigen ermittelt nnd ikn strcnge bestrast
habe. Die rnchlose That konnte nur von einem seiner Dicner
begangen worden sein, aber wie war unter den yo Dienern,
die er nm sich hatte, dcr rechte herans zn ffnden? Nergeblich bot
er sowohl, wie seine Richter beim Verböre allen ^charssinn ans,
jeder lengnete beharrlich die That bcgangen zn haben und alle
konnte und dnrste er nicht bestrasen, denn er war anch gerecht.
Aber noch weniger dnrste er dnldcn, daß der ^chnldige unbe-
strast entrann, schon wegen des bösen Beispieles. Da vernahm
er die willkommene Runde, daß nicht weit ein weiser Ntann wohne,
der die Gabe besäße, selbst Derborgenes zu ergründen; den ließ
er rufen und teilte ihm das Nähere mit. Der weise Nann erbot
sich auch den Aebelthäter heranszufinden, nnr müsse ihm gänz-
lich sreie lhand bei der Untersnchnng gelassen werden, die er allein
sühren wolle, was ihm anch bereitwillig zugesagt wnrde. Tr
ließ sich nnn die Diener einzeln vorsühren und schon nach knrzer
Zeit brachte er dem Fürsten einen derselben, den er bestimmt als
den Thäter erklärte. Der chürst war hochersrent und ließ den Letz-
teren ohne weiteres sosort streng bestrasen. Der weise aber wurde
reich beschenkt entlassen.

Der ^ohn des Fürsten, ein edler Iüngling, solgte ihm
und als er ihn eingeholt, entblößte er ehrerbietig seine Schulter,
umschritt ihn dreimal achtungsvoll und redete ihn anweiser
Nann, willst Dn mich nicht die seltene Annst lehren, wie man
unter so vielen den Rechten heraus finden kann, denn auch
ich muß einst an meines Naters 5tatt herrschen und möchte in
solchem Falle ein gerechter Richter sein." Der Greis blickte milde
auf den schönen Iüngling, der so ehrerbietig zu ihm sprach
und sagte sreundlich: „Nit Weltweisheit und Logik wird es Dir
gelingen."

„Aber wie hast Du es in diesem speciellen Falle ange-
sangen, um zu dem glücklichen Resultate zu gelangen?" fragte
der jdrinz, „haben sie denn nicht alle geleugnet?"

„Tben dcßhalb habe ich eine Nethode angewandt, bei der
ihnen das Leugnen nichts nützte," belehrte ihn der Alte, „ich
fragte jeden cinzeln, ob er die That begangen habe und nach-
dem 8d verneint hatten, brauchte ich den 90. gar nicht mehr
zu sragen, denn der mußte es ja dann gethan haben, — so
kommt man zu einem Resultat."

Der jdrinz blickte verblüfft dem weisen nach, der bereits
wieder ruhig seines weges zog und sagte: „Weltweisheit und
Logik!" I. Bttrkhard.

Die Unterschrift des Aiillionärs Kohn:

Um ficher ju gehen.

Tinmal im Leben muß ein jeder närrisch sein!

Die wahrheit sieht kserr Doll, der tolle, klüglich ein,
Und daß die Narrenschuh' er völlig auch vertrage,

So bleibt ein Narr er bis ans Tnde seiner Tage.

G. S.

Der (Lymnaltiker ats Liebhaber.
 
Annotationen