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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0063
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Meggendorfers Hurnoristische Blätter.

59

Deckung.

„wie, Sie xfeifen Ihr eignes Stiick
aus?

Dramatiker: „wisfen Sie, ich
inöcht halt bei d er Stimmung des
Publikums unerkannt bleibenl"

Druckfehler.

In der betresfenden Magiftrats-
fitzung wurde auch erörtert, ob die
älteren Lehrerinnen nicht auszu- !
bcssern seien?

(Line kteine Schwäche.

Lr ist ein Maler ersten Rangs,

Lr singt auch wohl so nebenher:
Rügst du ein Bild ihm, lacht er blos,
Riigst du sein Singen, zürnt er sehrl
G. S.

Anerkennung.

Neu eintretende Aöchin

aber 'ne seine Aüchel Da ist sa
platz für ein ganzes Regimentl"

(smpfehlung.

„Sie können mir also die Güte ^
Ihrer weine garantieren?"

„Ganz sicher — belieben der
tserr nur einen Blick auf die Na-
sen meiner Lommis zu wersen."

Die Schwerinase.

Sergeant: „Schwi>nmen Sie nicht uuter wasser, die Leute halten Sie sonst sür 'nen
SchmertsischI"

Weerosen.

ie gesagt, das konnte den alten Llaas aus die Dauer
nicht kalt lassen, und es ließ ihn auch nicht kalt,
So harmlos er sonst war, mitterte er doch bald Unheil,
und deshalb widmete er sich wieder mit größerer Energie seinen
bseiratsprojekten. „Lin Seemann möt et sinl" Das war sein
Gedanke früh und spät, und um ihn endlich zn verwirklichen,
suchte er, da er tagsüber zu 6aus bleiben mußte, des 2lbends
nach entsprechenden Bekanntschaften. Die waren denn auch bald
gemacht und gefunden. Ls wurden Aränzchen auf seine ver-
anlassung arrangiert, Bälle veranstaltet und jdicknicks besprochen,
aus denen lütt Liesing an den Nann und unter die ksaube ge'
bracht werden sollte.

Zu solch einem Dergnügen —- es war ein Ball im Seemanns-
hause — verlangte Liese nach Theerosen, die zur Zeit in der wlode
waren.

„wenn ich keine Theerosen bekomme, gehe ich nicht mit
zum Balle, Papa."

„Aber Döchting, wir haben doch keine im Garten."

„Das ist mir gleich. willst Du, daß ich mit zum Balle
gehe, dann sorge dasür, daß ich Thcerosen bekomme."

Vater Tlaas pfifs dem alten channes.

„Theerosen will't Dirn haben, channesl"

„wat will se denn dainit, Raptän?"

„weit ik't? Se ward dor wol an ruken (daran riechen)
wollen."

„k)m, ruken dhaun se jo."

„Sieh man mal to, wo se herkriegst, weitst jo, wie de
Dirn's sind."

I R 0 d e, lSchluß),

Das war nun ein bischen zuviel gesagt, denn der brave
Lsannes hatte sein Lebtag keine andere Dame näher keunen
gelernt, als die ehrenwerte Mutter Gerdt, die ihm das Leben
geschenkt, die war aber schon Frau gewesen. wie Mädcheu
waren, hatte er niemals erfahren.

Natürlich machte er sich, durchdrungen von der wichtigkeit
des ihm gewordenen Austrages, sofort an die Sache. Bater
Tlaas konnte sich ja auf ihn verlasscn und jung Liesing war
zusrieden, daß sie zum Abend noch die gewünschten Theerosen
bekommen sollte. Der Abend kam, aber bsannes blieb aus.
Voller Ungeduld harrte lütt Liesing im Ballstaate aus die Thec-
rosen, während jdapa Tlaas nicht minder ungeduldig im chause
umherschnob und ein Donnerwctter über das andere gegen den
alten Burschen losließ. Tndlich, dampfend vom Schweiß und
keuchend unter einem schweren jdacken, den er auf dem Nücken
trug, kam channes Gerdt angetrabt.

"Ieiß, channes," schnob ihn Bater cholsdendorp an, „bliewst
ja bannig lang, hast denm de Theerosen?!"

„wol, Aaptän, de häw ikl"

„Na, denn kumm man kliek mit nah' t Dirn, dat lucrt
schon och."

Beide, Rapitän Tlaas voran und bsannes Gerdt hinter
ihm darein, eilten nach Liesings Zimmer.

„Ietzt kommen die Theerosen, Dächting," rief Bater !)ols-
dendorp, und bsannes Gerdt warf seinen jdacken vom Rücken.

„Ruken dhaun se nich schlecht, Raxtän", meinte er wichtig,
indem er vor den erstaunten Blicken lütt Liesing's die chülle
von seinem jdacken entsernte, und ein jdaar, allerdings recht ein-
dringlich dustender-Theerhosen zum Vorschein brachte.
 
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