Meggendorfers Humoristische Blätter.
68
Stummer Verräter.
^^ssessor Nlüller kniet vor
seiner Angebeteten, ihr
seine Liebe gestebend. Anf seine
Fragc: „willft Du mein werden?" tönte
ein leises „)a" von ibren Lippen. Rasch
fteht er auf, umarint sie stürmisch und drückt
ihr den ersten Autz auf ihre Lippen, dann
langt er nach seinem chute und mit den
Worten: „Auf Miedersehen, Du meine
Einzige!" geht er strahlend von dannen.
Auf der ötratze angekomnren, begegnet er
einem Bekannten, welcher sofort auf ihn
zueilt und ihm gratuliert. Als fich dieser
von ihm empfohlen, setzt der Asseffor seinen
Meg weiter fort, doch kaum hatte er
wenige ^chritte zurückgelegt, so wird er
von einem andern Bekannten aus demselben
Anlaffe beglückwünscht und dies wiederholt
sich, so oft er einem aus seinem Bekannten-
kreise begegnet. Das Line bleibt ihm
unerklärlich, so viel er auch darüber nach-
denkt, wie es möglich ist, daß sein Glück
schon allen zur Aenntnis gekommen ift.
Da jedoch das Glückwünschen und das
Fragen kein Lnde nehmen will, benützt
er einen freien Moment und eilt in ein
in der Nähe befindliches Cafe. Als er
dieses betreten, erlaubt sich nun der Be-
sitzer desselben, ihm seine unterthänigsten
wünsche darzubringen. Linen Rasfee be-
stellend, will er fich an einem der Tische
nieoerlassen, da fällt sein Blick in den
5xiegel und da erschant er denn die Ursache:
LrhatteinseinerGlückseligkeitver-
gessen, sich die Aniee abzuputzen!
Nus dem Aegen irr die Truufe.
4k
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Stummer Verräter.
^^ssessor Nlüller kniet vor
seiner Angebeteten, ihr
seine Liebe gestebend. Anf seine
Fragc: „willft Du mein werden?" tönte
ein leises „)a" von ibren Lippen. Rasch
fteht er auf, umarint sie stürmisch und drückt
ihr den ersten Autz auf ihre Lippen, dann
langt er nach seinem chute und mit den
Worten: „Auf Miedersehen, Du meine
Einzige!" geht er strahlend von dannen.
Auf der ötratze angekomnren, begegnet er
einem Bekannten, welcher sofort auf ihn
zueilt und ihm gratuliert. Als fich dieser
von ihm empfohlen, setzt der Asseffor seinen
Meg weiter fort, doch kaum hatte er
wenige ^chritte zurückgelegt, so wird er
von einem andern Bekannten aus demselben
Anlaffe beglückwünscht und dies wiederholt
sich, so oft er einem aus seinem Bekannten-
kreise begegnet. Das Line bleibt ihm
unerklärlich, so viel er auch darüber nach-
denkt, wie es möglich ist, daß sein Glück
schon allen zur Aenntnis gekommen ift.
Da jedoch das Glückwünschen und das
Fragen kein Lnde nehmen will, benützt
er einen freien Moment und eilt in ein
in der Nähe befindliches Cafe. Als er
dieses betreten, erlaubt sich nun der Be-
sitzer desselben, ihm seine unterthänigsten
wünsche darzubringen. Linen Rasfee be-
stellend, will er fich an einem der Tische
nieoerlassen, da fällt sein Blick in den
5xiegel und da erschant er denn die Ursache:
LrhatteinseinerGlückseligkeitver-
gessen, sich die Aniee abzuputzen!
Nus dem Aegen irr die Truufe.
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