Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0074
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
70

Meggendorfers Humoristische Blätter.

5o hatten die vier therren sich eines Abends mieder am 5piel
ergötzt. Ietzt unterhielten sie sich über allerlei michtige und
unwichtige Dinge.

war's nun Absicht oder Zufall: der 2lssistent hatte das
Gesxräch znletzt aus Anatomie gebracht. Darin verinochte na-
türlich dcr Doktor manche Aufklärung und Belehrung zu geben.

Der alte Waidmann stieß beim sxrechen — wie man im
Leben zu sagen pflegt — „etwas mit der Zunge an." Aus
diesem Grunde hatte er auch die Militär-Larriere aufgegeben.
Aus seine Frage, worin das Uebel seinen Grund haben möge,
gab der Doktor den gewünschten Bescheid.

„Der Lserr Gberförster verzeihcn," nahm jetzt Lsasemann
die Rede auf. „Ich hatte srüher denselben Fehler. Ein mir
befrenndeter Lhirnrg hat mich durch eine leichte Gperation da-
von befreit. Er sagte, mein Zungenband sei etwas zu lang nach
vorn angewachsen gewesen."

„T>a wurde Ihnen also die Zunge gclöst, wic beim Staar,
der sprechen lernen soll?" scherzte der Doktor.

„!l)enn 5ie wollen — ja!"

Motwendige Alahnnng.

Gatte (zur Zrau, wi-lche schriftstellert): „Also Bratcn nüt Salat
gibt es abcnds? Gutl Gieße nur nicht wieder statt des Essigs
Tinte in den Salatl"

Wenn's Mcckarwasser Rhei'wei' wär'!

enn's Neckarwasser Rhei'wei' wär'

Und d' Rneipxkur käm' grad aus,

No möcht' e' d' Uneiperei no seah,

U?o's gäb' landa, landausl G. S.

(Lin echler Komiker.

Uomiker (nc>ch vor dem Lngagement): „bserr Direktor, ich bitte um
einen Vorschußl"

Direktor: „Sie sind ein komischer Rerl, Sie engagier' ichl"

Heimgesnhrt.

„Bci mir liegt der Fall andcrs I" sagte dcr ehemalige Sol-
dat und inachte mit der Znnge eine Art prüfende Bewegnng.
„Ich glaube, des Doktors Grund war der stichhaltige."

Dieser war ausgestanden und stoxfte sich am Nebentisch aus
dem Stamm-Tabakskasten eine frische jdfeise.

„Nehmen wir es dem lferrn Gbersörster nicht übel l" opxo-
nierte der Iüngling weiter. „!Uan weiß eben nicht, wenn einem
das Zungenband angewachsen ist.

Nir hat es mein sachverständiger
Freund auch erst sagen müssen."

„Nun, ich werde doch wohl
am besten wissen, was ich körperlich
hab' und nicht hab'l" versetzte der
alte lserr kurz.

„lVenn auch l" blieb Lsasemann
bei seinem UAderspruch. „Ich
glaube doch, der Lserr Vberförster
irren in diesem Falle."

„Ich bin der Ansicht," begann
der Nediziner wieder, „die lherren
haben beide ganz normale Schmeck-
werkzeuge."

„Der Ansicht bin ich auchl"
sügte der Apotheker hinzu.

Der Assistent schüttelte den Aoxf.

„wetten Sie dochl" platzte da der alte waidmann hervor.
— Ietzt konnte er den Superklugen gründlich hineinlegen und
mal seine lVettlust aus die Probe stellen.

„Sie meinen also," wandte sich der Doktor lachend an den
Iüngling, „Ihr Zungenbändchen reiche nicht so weit vor, wie
das des lserrn Gberförsters?"

„Ganz entschieden behauxte ich dasl"

„Nun, dann wetten Sie dochl" wiederholte der Thef.

lhasemann that, als ob er die Sache erst überlege. „Gut l"
sagte er endlich. „Unsere gegenseitigen Ansichten wissen wir
jal — Ich setze für die meine sünfzig Mark ein."

„Und ich halte fünfzig dagegenl" rief der alte lserr außer-
gewöhnlich laut.

„Ich werde den Schiedsmann spielenl" fiel der Arzt ein.
„Die Sache kann sofort zum Austrag gebracht werden. — lserr
Apotheker Nolte, Sie sind Zeugel"

„Unxarteiischer!" nickte dieser. — (Schluß folgt).

„Sie sind hente ja sehr boshaft, lserr Baron!"

„Aeh, gnädiges Fräulein, wissen ja — alle geistreichen Leute
sind boshast."

„Das schon; aber dasür nicht alle Boshasten geistreich."

Alagere Anlerhallung.

Lientenant: „Damen gestern famos unterhaltenl"
lsauxtmann: „5ol lVodurch? lVomit?"

Lieutcnant: „Gelächelt und in jdausen Schnnrrbart
gedrehtl"

Nedaktion: TUax Schreiber. Druck mid Verlag von s)- ^chreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.

Geschäftsstelle in München: Corneliusstratze 19.
 
Annotationen