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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0076
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72

IN e g g e nd o rse r s t) u m o r i st i s ch e Blätler.

Vertobungs-Nnzeige.

TUe schwere, aber glürkliche Oerlobung unserer ältestcn
erochter erlauben wir uns lstcinit anzuzeigen.

Kchon.

„Nun Dir gestört sie doch?"

„Aber keine Rede, sie ist doch Dein?"

„Mein? Ncin l"

„Ausgezeichnet!" sagte ich daraus, „dann gehört sie
also doch ihml"

Ntilterwochen.

G, selige Zeit der Flitterwochenl
Lin bsimmelstraum ist angebrochen
T>em sungen neuvermählten j)aar. —

T>och oft nach einem kurzen Iahr
Erwacht es aus dem Traume bitter,

And längst sind sene Mochen — Flitter.

_H P.

„Potz Tausend, bist ?u aber
dirk geworden!"

„M, das ist srhon 's dritte Bäuchel, das ich mir in Aarlsbad
wegtrinken muß!"

Andeutung.

„U?cnn ich ein schlechtes Zeugnis nach bsause bringe,
macht mein Oater immer ein stnsteres Gesicht!"

„M, der meine sogar ein st o ck stnsteres!"

Ueues Liebestherrnometer.

Äin Oui6proguo.

"^kch ftieg mit meiner Braut und 2chwiegermutter in den
^ Lsotelwagen und fuhr zur Bahn. Tin chremder, der im
gleichenchotel gewohnt, gibt seine 5achen — jedensalls aus
Bersehen — in unsern UArgen, er selbst sährt mit dem
Lsotelo mni b us. Unter genannten Tsfekten befand stch
eine Reisedecke, von der ich glaubte, sie gehöre meiner5chwie-
germutter, während diese annimmt, dieselbe gehöre mir.
Beim Aussteigen übergebe ich dem kfoteldiener die erwähnte
Decke, daß er sie ans Loups bringt, in welchem wir es
uns daraus bequem machen — aus einmal entdecke ich: ^
es sehlt die Reiscdecke; darüber große Bestürzung und ich
eile aus den Bahnsteig zurück, wo der Lsoteldiener noch
mit jenem Lserrn beschästigt ist, welcher seine Decke über
den Arm genommen hat. Ich verlange natürlich sosortige
Auslieserung, doch die kserausgabe wird unter dem Grunde
verweigert, daß er seine Decke sehr wohl kenne und zwar
an drei Rotweinflerken. Ich eilte zu meiner Tchwieger-
mutter zurück: „ksat die Decke Rotweinslecken? ?" „Ia
wohl!" Nun sorderte ich sie ganz energisch, der Andere
aber bleibt sest und da ich meinen Zug versäumt hätte,
steige ich schließlich eilig ein und wir dampsen nach Nor-
den, während jener die T>ecke aus dem R?agensenster wie
eine eroberte chahne schwingt und nach Tüden sährt.

A?ir sitzen über den Berlust der Decke nachgrübelnd
uns eine Nleile stumm gegenüber und ich mache mir Bor-
würse, weil meine Schwiegermutter ein gar so trauriges
Gesicht macht — ich hätte energischer sein sollen. Bielleicht
ließe sich doch durch telegraxhieren noch etwas erreichen,
ich srage also:

„IVar die Decke noch neu?"

2ie erstaunt grenzenlos: „Ia, kennst Du denn Deine
eigene Decke nicht?"

„N?as meine . . .?"

Aöchin: „Teurer Rarl, ich sürchte, Du wirft mich beim Manöver
schon am dritten Tage vergessen haben?I"

Toldat: „Mas sällt Dir ein, Liebfte, die Nllürste, die Du mir einge-
xackt hast, reichen allein aus acht Tage!"
 
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