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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0084
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ITIeggendorfers L)unioristische Blätter

Schon zwei Tage draus traf die folgende verblüffende Ant-
wort ein:

„Lieber Lserr Kollege!

Ich beeile mich, Ihre freundlichen Zeilen vom (0. d. M.
zu beantworten. Ich habe sie init regein Interesse gelesen.

In Ihre Frende, den wettlustigen bsaseinann gründlich
„hochgenommen" zu haben, kann ich leider nicht einstiininen.
Tlle 5ache liegt tiefer.

Als der Assistent die Nachricht von seiner Nersetzung
empfing, haben wir ihm eine kleine Abschiedsfeier veranstaltet.
Dabei gings zuletzt ziemlich munter her. LVie das so im
Laufe des Gespräches kam, erzählte ich ihm, daß Ae früher
Gffizier gewesen seien und mehr wie sonst ein IVaidmann
auf eine gewisse Decenz gäben.

Da machte der verwogene Iüngling mit den anwesenden
cherren die wette: er werde schon nach Verlauf von einer
oder zwei wochen mit Ihnen auf so ungeniertem Fuße stehen,
daß 5ie sich gegenseitig — die Zungen herausstrecken würden.

Das Wettobjekt beträgt dreihundert Mark.

Wie ich nun lese, hat der Nocativus die bVette gewonnen I

An 5ie verspielte er fünfzig Mark, hier gewann er drei-
hundert. Macht zweihundertfiinfzig Atark jdrofit.

Um stilles Beileid bittend,

Ihr

Sie bedanernder Aollege."

Der alte Gberförster hat mit seinem Assistenten nicht wieder
gewettet I"

Betrachlnng.

^Kallgefpräch.

„was glauben Sie mein Fräulein, wird auf einem vulkan
walzer oder jdolka getanzt?"

Zmmer bei's Hefchäfi.

Aroil (zu seinem Sohne, welcher bei der Assentierung gewesen): „Sag,

Moritzleben, haben se dich acceptiert?"

Sohn: „jdrolongiert haben se mich auf ä Iahr."

ebuter Uat.

Aennt eine Dame Dich persönlich,

Läßt die Bekanntschaft sich ertragen.

Doch hüte Dich vor jeder Dame,

Die Dich nur kennt vom bsörensagen.

R. M.

(Lin guter Kerl.

Unteroffizier: „wenn ich manchmal hitzig werde und
Lnch Tsel, Gchs oder dergleichen schimpfe, so dürft Ihr das
nicht übel nehmen — ich mein's ja ehrlich mit Luchl"

Vorbereitung.

IÜNgling (zu einem berühmten Dichter): „Ach, geben Sie mir
einen Rat, ich möchte so gerne die dichterische Laufbahn
einschlagen."

Dichter: „Nnn gut. Gehen Sie also zunächst zu einem —
Fastenkünstler in die Lehre."

Äemiffenhaft.

Bei mancher Braut sollte man nicht
von „bsochzeit" sondern von „höchste
Zeit" sprechen.

Lebenswabrheit.

f^^er andre bserzen sich errungen,

Der ist ein reicher Wlann;

Doch wer sein eignes bserz bezwungen,
Ist jedenfalls ein Atann. R. M.

Immer nobel.

„was willste, Sarah, Ljuhn oder
Fasan?"

„Natürlich 's standesgemäßerel"

Theorie und VraXis.

ch pfeife von jetzt an aufs Studium —
Die bsochschul' verließ ich eum luuäo,
Im praktischen Leben jedoch, wie dumm,
Ram's, daß ich mich dennoch verhaute.

Da war so ein kleines blondes Ding,

Die mich int'ressierte vor allen —

Als ich zu der ins Studium ging,

Ließ sie mich glänzend durchfallen.

_ Th. M.

Ämerikanifche Reklame.

„Der Seiltänzer Amerigo Springballi
macht einen so grandiosen Salto mortale,
daß er sich in der Luft langweiltl"

Richter: „wissen Sie auch genau, daß es zwei Leute waren, die Sie ange-
faßt haben? Sie waren doch an dem betreffenden Abend sehr betrunkenl"

Zeuge: „Allerdings; ich habe aber auch vier jdersonen gezähltl"

Redaktion: Nax Schreiber. Druck und Verlag von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.

Gefchäfksstellr in München, Corneliusstrntze 19.
 
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