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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0088
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8^

e g g e n d o r f e r s l.) u ni o r i st i s ch e l ä t t e r.

V diese

mir vielleicht giitigst sagen, wann der Dampser nach Bodenbach
geht?"

„Answendig weeß ich's nich," sagt er, „aber hier haben
wir ja die Fahrordnnng. 5ehen i?ie, genan s Ahr 32. Den
können 5ie noch erreichen. Uebrigens, wenn Sie warten wollen,
nm 2 Uhr 15 geht Sie wieder een personenzug."

„Nein," sag' ich, „das dauert mir doch zu lange wir wollen
trachten, den Dampser zu crreichen. Romm, Alte, jetzt schnell."
Und wir eilen zur Dampsschisfstation.

Ich gehe voraus. Bach zehn Ninntcn sehe ich mich um
- keine Frau da. Bach geraumer Zeit sehc ich sie nachlausen.
„Ia, wo blcibst dn denn?" schelte ich, „wir werden den Dampfer
anch noch versäumen!" „wärst nur sortgegangen," erwidert
sie, „ich wäre schon nachgekommen. )m 50-j?fennig-Bazar habe
ich noch eine Rlcinigkeit sür die Mizi gekauft."

So eine chrau ist snrchtbar, wenn sie Tante ist. wir
kommen endlich atemlos zur Station. Zch eile zur Rassa.
„Zwei Rarten nach Bodenbach!"

„Zu spät!" sagt der Rassier. „Soeben, sehen Sie, sährt
er hinaus.

„Zetzt geh' ich ins Rasseehaus, und du geh' nach chause,
Strümxse stoxpen!" schrei' ich meine chrau wütend an.

„warum denn?" sagt sie mit unschuldiger Niene. „Ietzt
ist es drei Diertel aus Zwei, um 2 Ahr 15 geht der jdersonen-
zug — wenn wir rasch zurückgehen, können wir den beqnem
erreichcn. Dazu sind wir noch immer schneller in Bodenbach
als wie mit dem Damxsschiss."

Das leucbtete mir ein, und da ich nun schon einmal nach
Bodenbach wollte, sagte ich ja. wir laufen zehn Ninuten, da
bleibt meine Alte stehen. „Ach Gott von dem Laufen --
das Seitenstechen — nnr cinen Augenblick!" stottert sie atemlos.
Ba, ich lasse sie ansschnausen, dann eilen wir weiter.

„Ach, herrjeses, chrau von Ramhartingerl woher? wohin?"
rust da xlötzlich ein kleines, kugclrnndes chrauchen. Und nnn
beginnt ein chändedrücken, Crzählen und Getratsche, bis ich
wild werde und drein sahre. „Zetzt komm' doch, oder — wir
versäumen auch noch den sdcrsonenzug!" Die Rugelrunde wirst
mir einen bösen Blick zu, aber schon lause ich voraus.

jdustend und mit Schweiß bedeckt kommen wir in die Bahn-
hoshalle, da — bnmm bumm - werdcn die Thüren zuge-
schlagen, und wir hören eben noch das Bollcn des hinans-
sahrenden Zuges.

„Nee, haben Sie jdechl" ruft da der mir schon bekannte
Schasfner, „haben Sie das Dampsschiss nicht mehr erreicht?"

„Nein," sag' ich, „drum wollten wir den jdersonenzug jetzt
benützen. Ist der auch weg?"

„Soeben hinausgesahren. wenn Sie übrigens die kleine
Auslage nicht scheuen, nchmen Sie sich einen wagen und sahren
Sie zur Nogelwiese, von dort geht hente um 5 Dhr ein Sexarat-
damxser mit Sängern nach Bodenbach, vielleicht nimmt der Sie
mitl"

„Ach ja, das thun wirl" rust meine chrau, „mit Sängern
fahre ich gerne — da hören wir schön singen!"

Zch war schon aus dem jdunkte angelangt, wo mir alles
egal war.

So mietete ich denn eine Droschke. „Rasch zur Dogelwiese!"
sag' ich, und wir steigen ein. Der Nagen bleibt ruhig stehen.
„Na, was ist's denn, vorwärtsl" rus' ich, „wir'habcn keine
Zeit zu verlieren."

„Nur ä Noment, gnä' cherrl" sagt der Rntscher, „nur ä
bißchen tränken, wissen Se!"

chol's der Ruckuckl När' ich nur allein gefahren, wie schön
säße ich jetzt schon in Bodenbach I Das Gesährt setzt sich end-
lich in Bewegung, und in cinem gemütlichen thundetrab sahren

weiber!

wir der Nogelwiese zu. Noch sehlten glücklicherweise 10 Ninuten
auf 3 Uhr, als wir dort anlangten. Ls war keine geringe
Ausgabe, zwischen den vielen Tchaubuden und Nenschen znr
5tation sich durchzudrängen. Wir schluckten Unmassen von
Ttaub, und ich schwitzte, daß mir der ksemdkragen wie ein
Schniirl um den thals hing. Lndlich erreichen wir unser Ziel.
Ein mächtiger, mit Fahnen geschmückter Dampser liegt vor
uns, voll von Sängern, der Uebergangssteg ist gedrängt voll
von Nenschen. Da war kein Durchkommen. Nur langsain
bewegt sich der Strom vorwärts. Ich bemerke eine Tasel mit
der Ansschrist: „Rarten werden am 5chifse ausgegeben." Also
vorwärtsl Tndlich stehen nur noch etwa zehn jdersonen vor
nns. Da — ein Nuck — das Brückchen wird zuriickgeschoben
ein greller jdfifs — und der Damxser setzt sich langsam in
Bewegung.

Trotz meines Aergers mußte ich lachen iiber das verdutzte
Gesicht meiner Frau. Zetzt dauerte sie mich.

„Tiehst," sage ich, „daran bist du Schuld! lhättest du gleich
die Ruchen zu khause gelassen, wären wir jetzt an unserem Ziel."

jdlötzlich wird sie bleich. „Neine Uhrl" stammelt sie nnd
hält ein Lndchen ihrer goldenen Rette in der kiand. „Das
auch noch. Nun haben sie dir deine schöne Uhb abgezwicktl"
Traurig und mißmutig suhren wir mit dem nächsten Damxser
nach Dresden zurück — wo ich meinen Aerger mit einigen
Naß Zacherlbräu hinunterschluckte.

Traum und Lcben.

)17ir geht durch meine Träume
^ Dein holdes, süßes Bild
Don Rosenlicht umslossen,

Tin Tngel rein und mild l

5o sühl' ich's hold und sachte
Durch meine Träume geh'n,

Bis daß nm halber achte
Die Urschel plärrt: „Anssteh'nl"

Verhinderung.

Gbersörster: „Abcr, lherr Zchniepel, warum schossen Sie nicht
aus den Lber?"

„Na, das kann man doch nicht im Aletternl"
 
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