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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0093
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Meggendorfers Humoristische Bläiter.

89

Dcr kleine Geschäftsrnann.

§ehrer (zum klemen Moritz): „!r)enn bel
einem Loinpagniegeschäfte Gewinn
erzielt wird, was geschieht dainit?"
Noritz: „Der Gewinn wird geteiltl"
Lehrer: „Und wer trägt die verlnste?"
Moritz: „Uie Gläubigerl"

lrkoliiische Wetterfahnen.

"7>ie Fahnen gehen wie der !Vind
^ Und wie das Lüstlein geht,

Und sr§o solgt ein kluger Maun
Dem wind stets, welcher wehtl"

So sprechen sie voll jdfisfigkeit
Und denken nicht daran,

Uaß oben ein konträrer U?ind
Als unten wehen kannl G. S.

Aur unrichtigen Drte.

„Ularuin hegcn 5ie einen solchen Groll
gegcn den fleißigen Menschen?"

„U?as hat der in unserem 5tädtchen
zu thun, wo eigentlich nnr Leute a. D.
wohnen?!"

Är kennt sich.

»ung verlasson): „Sse uergessen ja Ihre
Thüre zu schließen, kserr jdrafessor."
professor: „Geschieht init ?lbsicht; ich
inuß doch inindestens zweiinal zurück-
koininen, um etwas vergessenes zu
holen."

Lieutenant: „Fades Nest hier, keinc Unterhaltungen und iininer dieselbe Gcsellschaft
bekoinint inan init der Zeit auch überdrüssig. ch'inden Fräulein das nicht auch?"
Fräulein: „G gewiß, Iserr Lieutenant, dein könnte aber leicht durch öfteren
Garnisonswechsel abgeholfen werden."

Kaffeekränzchen und Dunkelkammer.

^^reue Dich mit inir, Ukalchenl Lndlich eininal ein total
verregneter Tonntag-Nachmittag, der erste in unserer
^ zweiinonatlichen The.^ Bei diesem abscheulichen Wetter
werden uns wohl die diversen liebenswürdigen Tanten
init ihren Besuchen verschoncn? Ua bleiben wir schön daheiin,
lassen uns den duftenden Ulokka gut schinecken und plaudern
und kosen ungestört, so recht nach kserzenslust." Das niedliche
Frauchen stiininte freudig diesem Vorschlage ihres geliebten
Mtto zu, traf rasch alle Anordnungen wegen Aubereitung des
Uaffees, deckte den Tisch iin Tßziimner auf das Tinladendste
und schärfte der Ukagd ein, alle ctwaigen Besuche, ohne Aus-
nahme, mit der Auskunft abzuweisen, die cherrschasten seien
ausgegangen und kämen erst spät abcnds wieder nach lhause.

Doch was war das? Mar's Täuschung? Neinl Neinl
Ts hatte leider wirklich an der Mohnungsthüre geschellt. Uas
erschreckte junge jdaar flüchtete schnell in die dunkle Garde-
robekauimer, zu welcher vom Lßzimmer aus eine Taxetenthüre
führte, und beorderte die Magd rasch nachzusehen, wer geschellt
habe.

lVelch' verhängnis! Die Erbtante Tmilie war's, eine
würdige alte Dame, welche nebst einem besonders energischen
U?esen ein sehr ansehnliches Vermögen und ausgesprochene
Borliebe für guten Aaffee besaß.

Nach einigen bedauernden worten über ihr Ntißgeschick,
das junge Thexaar trotz des abscheulichen Metters nicht daheim
anzutreffen, schob die energische Dame die Utagd, welche sich

von A. R.

wie abwehrend vor die Zimmerthüre postiert hatte, einfach mit
dem Bemerken bei Teite, daß sie ein wenig ausruhen miisse
und trat ins Tßzimmer. Den fragenden Blick dcr alten Tante,
als sie des gedeckten Aaffeetisches anfichtig wurde, beantwortete
die Utagd mit einigen nicht eben geistvoll-schlagfertigen Aus-
reden, auf welche die Tante jedoch zum Gliicke weiter nicht
achtete, denn ihre feine Spürnase hatte bereits Blut — wollte
sagen Aaffee — gewittert. Dieser aromatische Duft hatte im
Aoxfe der lieben Tante rasch einen jdlan zur Reife gebracht,
welcher bei ihrer anerkannten Tnergie und der ebenso aner-
kannten Unbeholfenheit und Gutmütigkeit der Nkagd, auch bald
in Thaten umgesetzt war. Und so saß denn Tante Tmilie
nach verlauf von wenigcn Ukjnuten an dem, für das arme, im
dunklen Uämmerchen steckende, junge Thepaar gedeckten Tische
im besten Behagen vor einer Lchale des würzigsten Uaffees
und ließ sich dazu die knusperigen Butterkuchen recht wohl
schmecken.

Nach weiteren (0 UUnuten schellte es abermals an der
Wohnungsthüre — Tante Frieda war's, die kluge alte Schma-
rotzerxflanze mit ihrer licben 5chwester und ihrem unzertrenn-
lichen Begleiter „Affi", einem sehr verwöhnten vorlauten
pintscher.

Die beiden Neuankömmlinge ließen sich nach kurzer Dar-
legung der Sachlage von ihrer Tousine Tmilie nicht langc
nötigen beim Uaffee mitzuhalten, nnd nun entwickelte sich das
angeregteste, gemütlichste, improvisierte kleine Uaffeekränzchen
 
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