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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0098
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li e g g e ii d o r f e r ö t) u in o r i sl i s ch e Blälter.

„Klngheit nenn' ichs drmn nnd ldorsicht,
„Erst den Aönig zu befragen,

„Lh' die Reisigen und bsäscher
„Des jdalastes Recht verletzcn.

„?ies inein Rorschlag." Etumincs Ricken.
Und znin Rönig gieng der Ritter.

„Eire, vcrruchten Zweikampf meld' ich!"
„„Zivcikainpf,"" spricht dcr Rönig finster,
,,„U?as ist Rechtens in Eevilla?""

„Sire, der Thäter ift von Rangel"
„„Glaubt Ihr? Mein Dekret nicht inindcr?
„„Seid Ihr klug? So faßt den klkörder;

„ „SeidIhr'snicht, danntaugtderRopfnicht,
„„Der auf Turen Schultcrn ivaekelt,
„„Und dein hohen Rat Sevilla's
„„Ist ein Aderlaß von Nöten.

„„Richts davon! kvas ftört Zhr täppisch
„„INir den gold'nen Soinmerinorgen?
„„In die Sierra wollt' ich eben
„„Bär und Edelwild zu jagen,

„„Doch ein gold'ner Sporen fehlt mir —
„„Run? N?as habt Ihr? Diift're NNencn
„„Lieb ich nicht, — Zhr wißt es, Ritter.""
„Sire, der gold'ne Sporn — er fand sich —"
„„Umso besser, kluger Ratsherr""

Spricht der Uönig grimmig lachend,
„„Findet nun auch Ihr dic Lösung.
„„Sucht in des Dekretes Texte
„„Uas versteckte thinterpförtchen,

„„Aber findet es — ich rat' Euchl —""

Stumm verneigt sich drauf der Alte,
Aehrt zuriick zum Ratssaal wieder.
Schrecken faßt die Uierundzwanzig:
„Großer Gott! Der Uönig selberl"

Uin und wieder schwirrt die Rede:

„U?ißt Zhr's nicht? Allnächtlich schleicht cr,
„In die Ulanta wohl vermummt,
„Einsam gleich tharun al Raschid
„Durch die abgeleg'nen Straßen,
„Liebesabenteuer suchend.

„lsört' ich nicht, Uiarie j?adilla
„Sei sein braunes Liebchen lange?
„Großer Gott — der Aönig sc'lberl
„Richtet nur das Blutgerüste,

„Uas den grausen Scherz beendet,
„Rettung, Lösung seh' ich keine. -
„Lieber mit dem Nlauren fechten,

„Als am Stuhl des Rates sitzen,"

Seufzt der alte Don Estexa,

Dem die Schlacht am Fluß Salado
^cuerrot die Stirn gezeichnet. —

Üa erhebt ein würd'ger Greis sich:


„Sacht, ihr bferrn und spart die Weisheit,
„Die zu chürstengunst nicht tangt.

„kfier ist Schelmerei von Nöten,

„Und das Alter ist nur weise.

„Einen Enkel hab' ich — oftmals
„Schalt ich ihn um seine Streiche, -
„Dem kein Ulädchen zu unnahbar
„Zu beherzt kein Abenteuer;

„Aus dem Barte des Aalifen
„Brächt' er wohl die Eilberlocke —

„bfört ihn erst, es hat die Zugend
„Ihre seltsam kecke U?eisheit.

„Sinnt der Echelm uns keine Rettung,
„Echafft sie nur der blanke Degen;
„Lange murrt das Bolk — die Eteucr
„Iene böse Aleavala
„Drückt ihm wund den harten Nacken,
„Und zu Aufruhr und Empörung
„Brancht es wenig scharfe U?orte."

Eo der ?llte. „U?ohl, man rnf' ihn"
Epricht der Rat der Bierundzwanzig.
Botcn gehen, Botcn kommen,

Zn dcn Eaal, ein wenig zögernd,

Tritt der Iüngling - heimlich brannt ihm
Ulanches Etücklein in der Eeele,

Und er dacht' an klugen Ausweg.

Aber als des Rates U?ille

Trat des Rates hag'rer Echreibcr
l?or mit mächt'gem jdergamente,

Neigte tief sich und begann:

„In des Aönigs von Lastilien
„Namen künd' ich Epruch und Urteil.
„Gleiches Recht im Uönigreiche
„Giebt des Uönigs hoher U?ille
„Und bestraft verruchten Zweikampf.
„Zallen muß am ksochgerüste
„Nun des Thäters thaupt — sein Name
„Zst Don j?edro von Lastilien . ."
Lautlos hörte ihn der Uönig,

Lautlos hörte ihn die Ulenge,

Blickte mancher wohl erschrocken
In das Angesicht des Nachbars,

Und die Ulannen prüften grimmig
Ihre Echwerter in der Echeide.

Doch da winkt des Rates Aelt'ster,
bsorch, der Echerge kommt gezogen
NUt dem Armen-Eünder-Uarren
Echon am Blutgerüste hält er,

Ein Ncrmummter ihm zur Eeite,

Ganz bedcckt mit Echarlachtuch.
thörnerrufl Die lhülle löst der
Freimann von dem armen Sünder,

Und des Uönigs Bildnis zeigt sich

Und der Uergang ihm verkündet,

Etrich er lächelnd sich die Locken,

Ließ die frohen Augen schweifcn,
Neigt' sich vor dcm Rat und sprach:
„j?ablo Ovejuna heiß' ich,

„Bin ein Riinftler — lose Nögel
„Nennt sie gern des Rates Rede -
„Bin auch schon im Loch gesessen —
„Eolches nach des Rates Urteil -
„Doch für ungewisse Zukunft
„Ist so hohe Gunst mir kostbar.

„Gebt das Echwert dem düst'ren Frei
„Und er soll in dreien Tagen smann,
„Uarren an dem Thor von Feres.
„Rettung will ich schaffen — aber
„U?ie? Das bleibe mein Geheimnis."
Eauer sah'n die Bierundzwanzig,
Angsterpreßte Echweißestropfen
Etanden auf den bleichen Etirnen.

Doch er sprach: „Ich schafie Rettung",
Und er war ein Eohn Eevillas.
Lautlos leerte sich der Ratssaal.
Golden lag die Ukorgensonne
?luf dem j?latz am Thor von .Eeres,
Echwätzend !?olk in hellen Uaufen
Eah sie — auf der j?rachteftrade
Rönig j?edro mit Gefolge:

Ritter, j?fafien, schöne F'raucn,

Und den Rat der Bierundzwanzig.

An des thochgerichtes Etufen

Lebenswahr in Thon geformt.

Aufs Echafiot die Etatue trägt man
In dcr Eonne blitzt das Richtschwert,
Und das bsaupt rollt in den Eand. -
Da erhebt sich lauter Iubel,

Lselle chreude und Gelächter,

Lacht doch auch Don j?edro selber,
Lachen Ritter, Edelfrauen,

Unappen, j?fafien, Nofgefinde
Und der Rat der Nierundzwanzig.
Doch desselb'gen abends saß
j?ablo mit den Freunden in der
 
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