Bleggendorsers Huinoristische Blätter.
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ödüösche Zeruse.
5ie, daß ich die Lserren miteinander bekannt inache — cherr Maier,
schwerer Linbrecher — Lserr Lsolzmann, Spezialist in kleinen
INeineiden."
war es nicht so wolkenlos bei ihnen. Frau Suse hatte nämlich
bei all' ihren Vorzügen einen Fehler, einen ganz kleinen Fehler
nur, der zu Ansang der Ehe sogar wie ein schillerndes Blüm-
chen in dem Bouquet von Reizen, das sie in ihrer Person ver-
einigte, den jungen Gatten entzückt hatte, aber mit den Iahren
— inan denke, sie waren schon vier Iahre lang verheiratet —
unangenehm aus werner einwirkte.
Suse jdsannenschmidt konnte nämlich nicht rechnen. Das
heißt süns und drei zusammen zählen konnte sie, natürlich!
Uud zwei mit zwei multiplizieren, oder drei von süns abziehen
auch; aber was man sonst so „rechnen" nennt, das war ihr
vollständig sremd. Ging sie zuin Beispiel an kverners Arm
spazieren, dann kam es nicht selten vor, daß sie ihren Gatten
plötzlich bat: „Ach Lieber, Lüßer, Deine Börse, bittel"
Natürlich bekain sie das gewünschte, denn wie hätte kverner
ihren Bitten ein „Nein" entgegensetzen können. N)as aber
machte sie dann? Ghne Rücksicht aus den Inhalt derselben,
ja ohne nur hineinzusehen gab sie das ganze Ding irgend einem
Armen, den sie am A)ege mit dem khute in der Ljand bemerkt
hatte. Und ganz die nämliche Naivität in Geldsachen ent-
wickelte sie bei allen andern Gelegenheiten, wo irgend sie über
Geld zu versügen hatte.
Nun war lVerner keineswegs ein Geizhals. Im Gegen-
teil er gab selber gern, wo es angebracht war, sür ihn war
das Geld eben auch nichts anderes, als Nttttel zum Zweck,
und zu Ansang ihrer Ehe hatte ihn die klassische Nkißachtung
desselben seitens seines jungen lveibchens auch cntzückt. Außer-
dem war er mit Glücksgütern reich gesegnet und Frau Suse
hatte ihm ein ganz beträchtliches vermögen mitgebracht,
sodaß er schon ein Auge zudrücken konnte; aber er
war doch auch Aausmann und vater, so gern er gab
und seinem Frauchen das vergnügen des Gebens gönnte,
so sehr war ihm das planlose Geldverthun zuwider.
lverner sann ernstlich darüber nach, seine angebetete
Suse von diesem Fehler zu kurieren.
Neben seinem sonstigen Gut hatte ihm der ksimmel
einen Gnkel bescheert, einen xrächtigen alten lherrn, der
Teilhaber der Firma „Gebrüder jdfannenschmidt", sonst
aber so unverheiratet wie möglich war und sich deshalb
auch als eine Art Teilhaber an der Ehe seines Nesfen
betrachtete. ksatte er doch die Geburt des junqen
Sxrossen derselben der staunenden Mitwelt mit solqeu-
den vielsagenden kvorten:
„Uurch die Geburt eines strammen Iungen wurden
hoch ersreutz Gebrüder jdsannenschmidt."
össentlich ang-ekündigt. An diesen alten Gnkel wandte
sich kverner uin Rat.
„Nichts einsacher, als das, mein Iunge," lachte
Gnkel Iakob, „gieb der kleinen Suse eine abgezählte
Summe Geldes, meinetwegen zehntausend Mark zur
Bestreitung ihrer Ausgaben, dann wird sie schon rechncn
lernen —"
kverner machte ein enttäuschtes Gesicht: „kvenn Du
keinen andern Rat weißt, lieber, alter Gnkel, dann
kaunst Du inir gewogen bleiben. kvenn ich Susen heute
zchntausend Ntark geben würde, dann würde sie morgen,
oder übermorgen keine zehn Psennig mehr davon haben.
Das ist ja das Unglück, daß sie nicht zu rechnen ver-
steht —"
„Nein, das Unglück ist nur, daß sie keine Gelegen-
he^ hat, rechnen zu lernen. Bisher hast Dn alle ihre
Ausgaben bestritten, oder durch den Aassierer bestreiten
lassen, selber hat sie noch keine größere Summe in kleinen
posten ausgeben müssen, also auch noch keine Gelegenheit ge-
funden, um Deckung zu sorgen. Gieb ihr die Gelegenheit und
I Du wirst sehen wie schnell sie rechnen lernt. Bist Du aber ge-
scheiter, als Dein alter Dnkel, dann srage mich nicht um Rat."
Line Viertelstunde lang hockte kverner nach diesem Zwie-
gesxräch mit dem Gnkel allein in seinem Arbeitsziminer und
graute hinter seinem rechten Ghr herum; dann kam er zu dem
tiessinnigen Entschlusse: „Der alte kserr könnte am Ende doch
recht haben, und —- so oder so! — zehntausend Ntark kann
man schon mal daran wagen, verloren gehen sie doch, wenn
keine Aenderung bei der kleinen Suse eintritt."
Am solgenden Ntorgen überraschte tverner seine schmucke
Frau mit der Nachricht, daß er schleunigst auf einige Tage ver-
reisen müsse. „lvichtige Abschlüsse, liebe Suse, kann es leider
nicht ausschieben, recht satal —"
Suse blickte sragend von ihrer Nkorgenschokolade aus.
„kvarum satal, mein kverner? Reisest Du so ungern?"
„Ia, gerade in diesen Tagen recht ungern, kserzblättchen,
der Nkonatsschluß steht vor der Thür, weißt Du, da kommen
die kvirtschastsrechnungen alle und ich liebe es, diese Sachen so-
sort zu bezahlen. Ls ist mir recht unangenehm, aber — ich
kann Dir wirklich nicht helfen, Du —"
kverner stockte und blickte seinem tveibchen in die süßen Augen.
„Nun, inein Lieber —?"
„Du mußt mir dieses mal die Arbeit abnehmen, kjerzens-
schatz, die Leute dürfen nicht warten, es hat ein jeder sein Geld
nötig uud unsere kjausausgaben haben mit dem Geschäst nichts
zu thun. Ich werde Dir etwas Geld hierlassen und Du bist
so lieb und bezahlst die Rechnungen mal statt meiner, ja, mein
Liebling? Ich bringe Dir auch 'was recht schönes mit —"
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ödüösche Zeruse.
5ie, daß ich die Lserren miteinander bekannt inache — cherr Maier,
schwerer Linbrecher — Lserr Lsolzmann, Spezialist in kleinen
INeineiden."
war es nicht so wolkenlos bei ihnen. Frau Suse hatte nämlich
bei all' ihren Vorzügen einen Fehler, einen ganz kleinen Fehler
nur, der zu Ansang der Ehe sogar wie ein schillerndes Blüm-
chen in dem Bouquet von Reizen, das sie in ihrer Person ver-
einigte, den jungen Gatten entzückt hatte, aber mit den Iahren
— inan denke, sie waren schon vier Iahre lang verheiratet —
unangenehm aus werner einwirkte.
Suse jdsannenschmidt konnte nämlich nicht rechnen. Das
heißt süns und drei zusammen zählen konnte sie, natürlich!
Uud zwei mit zwei multiplizieren, oder drei von süns abziehen
auch; aber was man sonst so „rechnen" nennt, das war ihr
vollständig sremd. Ging sie zuin Beispiel an kverners Arm
spazieren, dann kam es nicht selten vor, daß sie ihren Gatten
plötzlich bat: „Ach Lieber, Lüßer, Deine Börse, bittel"
Natürlich bekain sie das gewünschte, denn wie hätte kverner
ihren Bitten ein „Nein" entgegensetzen können. N)as aber
machte sie dann? Ghne Rücksicht aus den Inhalt derselben,
ja ohne nur hineinzusehen gab sie das ganze Ding irgend einem
Armen, den sie am A)ege mit dem khute in der Ljand bemerkt
hatte. Und ganz die nämliche Naivität in Geldsachen ent-
wickelte sie bei allen andern Gelegenheiten, wo irgend sie über
Geld zu versügen hatte.
Nun war lVerner keineswegs ein Geizhals. Im Gegen-
teil er gab selber gern, wo es angebracht war, sür ihn war
das Geld eben auch nichts anderes, als Nttttel zum Zweck,
und zu Ansang ihrer Ehe hatte ihn die klassische Nkißachtung
desselben seitens seines jungen lveibchens auch cntzückt. Außer-
dem war er mit Glücksgütern reich gesegnet und Frau Suse
hatte ihm ein ganz beträchtliches vermögen mitgebracht,
sodaß er schon ein Auge zudrücken konnte; aber er
war doch auch Aausmann und vater, so gern er gab
und seinem Frauchen das vergnügen des Gebens gönnte,
so sehr war ihm das planlose Geldverthun zuwider.
lverner sann ernstlich darüber nach, seine angebetete
Suse von diesem Fehler zu kurieren.
Neben seinem sonstigen Gut hatte ihm der ksimmel
einen Gnkel bescheert, einen xrächtigen alten lherrn, der
Teilhaber der Firma „Gebrüder jdfannenschmidt", sonst
aber so unverheiratet wie möglich war und sich deshalb
auch als eine Art Teilhaber an der Ehe seines Nesfen
betrachtete. ksatte er doch die Geburt des junqen
Sxrossen derselben der staunenden Mitwelt mit solqeu-
den vielsagenden kvorten:
„Uurch die Geburt eines strammen Iungen wurden
hoch ersreutz Gebrüder jdsannenschmidt."
össentlich ang-ekündigt. An diesen alten Gnkel wandte
sich kverner uin Rat.
„Nichts einsacher, als das, mein Iunge," lachte
Gnkel Iakob, „gieb der kleinen Suse eine abgezählte
Summe Geldes, meinetwegen zehntausend Mark zur
Bestreitung ihrer Ausgaben, dann wird sie schon rechncn
lernen —"
kverner machte ein enttäuschtes Gesicht: „kvenn Du
keinen andern Rat weißt, lieber, alter Gnkel, dann
kaunst Du inir gewogen bleiben. kvenn ich Susen heute
zchntausend Ntark geben würde, dann würde sie morgen,
oder übermorgen keine zehn Psennig mehr davon haben.
Das ist ja das Unglück, daß sie nicht zu rechnen ver-
steht —"
„Nein, das Unglück ist nur, daß sie keine Gelegen-
he^ hat, rechnen zu lernen. Bisher hast Dn alle ihre
Ausgaben bestritten, oder durch den Aassierer bestreiten
lassen, selber hat sie noch keine größere Summe in kleinen
posten ausgeben müssen, also auch noch keine Gelegenheit ge-
funden, um Deckung zu sorgen. Gieb ihr die Gelegenheit und
I Du wirst sehen wie schnell sie rechnen lernt. Bist Du aber ge-
scheiter, als Dein alter Dnkel, dann srage mich nicht um Rat."
Line Viertelstunde lang hockte kverner nach diesem Zwie-
gesxräch mit dem Gnkel allein in seinem Arbeitsziminer und
graute hinter seinem rechten Ghr herum; dann kam er zu dem
tiessinnigen Entschlusse: „Der alte kserr könnte am Ende doch
recht haben, und —- so oder so! — zehntausend Ntark kann
man schon mal daran wagen, verloren gehen sie doch, wenn
keine Aenderung bei der kleinen Suse eintritt."
Am solgenden Ntorgen überraschte tverner seine schmucke
Frau mit der Nachricht, daß er schleunigst auf einige Tage ver-
reisen müsse. „lvichtige Abschlüsse, liebe Suse, kann es leider
nicht ausschieben, recht satal —"
Suse blickte sragend von ihrer Nkorgenschokolade aus.
„kvarum satal, mein kverner? Reisest Du so ungern?"
„Ia, gerade in diesen Tagen recht ungern, kserzblättchen,
der Nkonatsschluß steht vor der Thür, weißt Du, da kommen
die kvirtschastsrechnungen alle und ich liebe es, diese Sachen so-
sort zu bezahlen. Ls ist mir recht unangenehm, aber — ich
kann Dir wirklich nicht helfen, Du —"
kverner stockte und blickte seinem tveibchen in die süßen Augen.
„Nun, inein Lieber —?"
„Du mußt mir dieses mal die Arbeit abnehmen, kjerzens-
schatz, die Leute dürfen nicht warten, es hat ein jeder sein Geld
nötig uud unsere kjausausgaben haben mit dem Geschäst nichts
zu thun. Ich werde Dir etwas Geld hierlassen und Du bist
so lieb und bezahlst die Rechnungen mal statt meiner, ja, mein
Liebling? Ich bringe Dir auch 'was recht schönes mit —"