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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0114
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Illeggendorfers L)umoristische Blätter.


„Gewiß, iieber tvcrner, von bserzen gern —"

„Dn inußt Dich nnr der Mnhc unterziehen, die Rechnungen
zu xrüfen —"

„Ia, ja, gewiß, Männchen —"

„Und die Bcträge quittieren lasfen, wenn Du die Rechnungen
in Grdnung findest —"

„Versteht sich —"

„Bist wirklich ein liebes, süßes Frauchen," werner legte
seinen Arm um Susens volle Schulter und küßte ihre weiße
Stirn, dann zog er seine Brieftasche und zählte ihr zehntausend
Mark anf den Tisch.

„Zchntausend Mark?" Die Frage der jungen Frau klang
fast ein bißchen lang.

„Ia, mein Schatz, mehr wirst Du kaum nötig haben. Und
nun," werner nmarmte und küßte seine jnnge Gemahlin noch
einmal, „laß Dir die Zeit nicht lang werdcn, in acht Tagen
bin ich wieder zurück."

Der junqe Großhändler in Gel und Prodnkten hatte das
chaus kaum im Rücken, da fieberte es der hübschen Frau Suse
schon durch alle Pulse. Zehntausend Mark? khimmel, welch'
ein Geldl was ließ sich dasür alles kausen?! Die chaushalts-
rechnungen? werncr war
auch zu köstlich! woher
sollen wohl die lhaushalts-
rechnungen zehntausend
Mark betragen? Ls wurde
ja gar nichts gebraucht! Ge-
wiß hatte ihr werner das
Gcld nnr dagelassen, damit
sie — ja, und nun setzte
sich die junge Frau hin und
überlegte, was sie alles
kausen und gebrauchen könne,

Texpiche, jdortieren, Rasen
Ampeln, Bilder, Nixxes —
ohne Lnde; das hübsche
Aöpfchen glühte sörmlich
und endlich grisfen die
weißen ksändchen zur Schelle,
um die Zofe herbei zu
rusen. Allein vermochte sie
wirklich nicht mit dem vielen
Gelde sertig.zu werden, sie
wollte Toilette machen, zu
einer Freundin fahren, die
ihr raten und helsen sollte,
es möglichst schnell an den
Mann zu bringen.

Glücklicherweise war der
alte Gnkel inzwischen auch
ein wenig thätig gewesen.

Daß werner plötzlich ver-
reisen wollte, wußte er ja
und — da kein anderer
Grund dazu vorlag, wußte
er auch, daß sein Rat be-
folgt worden war. - Außer-
dem hatte werner noch ain
Abend vor seiner Abreise
zehntausend Mark aus der
Geschäftskasse entnommen,
das wußte er auch, da blieb

ihm nichts weiter übrig, als das seine zu thun, damit Frau
Suse nun auch wirklich rechnen lernte. Lr bestellte alle Liese-
ranten seines Neffen mit ihren Rechnungen zur Geldempfang-
nahme nach Frau Suse. „Aber nicht abweisen lassen, ver-
standen? Auf meine verantwortung!" so lautete seine An-
weisung.

Frau Suse war kaum mit der Toilette sertig nnd wollte
sich in ihren wagen begeben, da meldete die Röchin den
Schlachter mit seiner Rechnung.

„Recht satall" dachte die jnnge Großhändlergattin, sie war
aber doch gewissenhast genug, den Mann zu empsangen, seine
Rechnungen — — „was — 250 Mark sür Braten und — in
einem Monat? Das ist ja gar nicht möglichl"

„So? Nicht möglich? Denken die gnädige Frau vielleicht
der Meister schreibt zu viel auf?"

„Nein, neinl" Frau Snse verbesserte sich schnell, zählte dem
Nanne sein Geld auf und ließ die Rechnung quittieren.

(Schlusi folgt.)

Zn der neuen Ähnengall'erie.

„Sag', f>apa, was bedentet diese Numiner da beim Ritter Bodo?"

„was soll sie bcdeuten — 's wird gewesen sein sei' Telephonnummer!"

Reöaktion: Nax Schreiber. Druck und Nerlag von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgarl.

Geschäftsstelle in Miinchen, Torneliusstraste 19.
 
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