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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0118
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BIeggendorfers t) u in o r i st i s ch e Biätter.


Süffels Bhilosophie.

Ahnung.

„Nein Moritz hat nie Lsunger, ich
glaub', aus dein Kind wird noch ein-
mal ein großer Dichter."

Ich bat rnit heihem Nlehen sie.

Ich bat init beißem Flehen sie
Lin einzig tVörtlein mir zu gönnen.
Sie schwieg, doch ihr Lrröten sprach,
tVie bloß die Engel sprechen können.

G. S.

^Auphemisrnus.

Bemoostes chaupt: „jdapiergeld
trageichimmer inderBrusttasche .."
— — „Du hast ja aber keinc!" - i ^
Bemoostes isaupt: „ksabe ja auch
kein jdapiergeldl"

Narbenhygiene.

Gast: „Frau Rommerzienrätin essen
scheints mit Vorliebe blau gesottene
Forellen?"

Neu geadelte Aommerzienrätin:
„Unser eine muß doch auch fiir ihr
Blut 'was thunl"

„Lckelhaft, so 'n Bausch, den — ein anderer hatl"

Alerfchiedene Austegung.

Graf: „ . . . Und da wagen Lie es, mich in solcher IVeise
zu mahnen, mich, dessen Ahnen schon den ersten Areuzzug
mitgemacht und an der Lroberung von Ierusalem teil-
genommen haben?"

Aaronsohn: „Nu, was ist da mehr? Meine Ahnen sind
auch dort gewesenl"

Getungene LisL.

von w. Mnder.

wischen IVinnenstadt und Birkendors war eine xrachtvolle
Allee und der Mberbürgermeister von lVinnenstadt hätte
schon lange gerne eine Reihe von Bänken in dieser Allee an-
bringen lassen; er hätte sichs auch ganz gerne etwas kosten lassen,
doch wußte er wohl, wie hart die Aöpse seiner Gemeinderäte
waren. „Sxarsamkeitl" so hieß ihre Losung nnd „Gppositionl"
das war ihr Ltichwort. Am Ltichwort aber hingen sie noch
sester als an der Losung und daraus baute der schlaue Vber-
biirgermeister seinen jdlan.

Ileber Bcacht ließ er eine Bank am Lingang der illllee an-
bringen — in aller lfeimlichkeit. Tags darans berust er seinen
Gemeinderat zusammen nnd sxricht im Tone tiefinnigster
Tntriistung: „Nitbürger, es ist gegen unsere heiligsten Rechte
gefrevelt worden, das dürsen wir nicht dulden! Aommt mit an
den Grt der That!" Im voraus ties empört und voller Neu-
gier solgten die Gemeinderäte dem Stadtoberhaupt und knirschten
zwischen den Zähnen: „Vas lassen wir uns nicht gefallenl" ehe
sie noch wußten, um was es sich handle.

Vor der neuen Bank machte der Gberbürgermeister lfalt.
 
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