Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 23.1895 (Nr. 249-261)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16561#0018
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
e g g e II d o r fe r s H u IN o r i st i s ch e Blätter.

;o

Der j?flastertr.eter.

Stimme rufen zu hören . . . er empfand plöhlich eiueu fnrcht-
bareu Ruck, cs war ihm, als ob er den tveltraum durchflöge
uud schließlich mit einem lauten Alatsch in ciue wcichc
bltasse hineinplumpse, in welcher es ihn cinigemale ruud
um drehte .... daun sah uud hörte er uichts mehr.

Trotz dcr Bctänbung aber schlummerte Ldgar's
Phautasic nicht. Lr diinkte sich mit gebrocheucm Ge-
nick bereits im Ienseits — ob in lfimmel odcr lsölle,
das mußtc sich allerdings erst herausstcllcu. vor allem
that ihm, im Gegcnsatze zu der bishcrigen stürmischen,
ihu auf das Acußerste austrengcndcu Bcwegung die Bichc
uncudlich wolfl. Mas ihm wcitcr schr angeuchm war,
das war ciu kiihler, feiucr Riesclregen, der nach einigcr
Zeit auf chn hcrabzustciubcu begann und dazn roch's
so wuudcrhübsch . . . . dic lsölle war das entscbicden
nichtz in die cr goftogen war, denn da mus;te es allen
Bcschreibungen nach anders riechen. Lr war also im
lfimmel. Da bcschäftigtc man sich auf einmal mit seincr
Rasc. . . Dnrch den ganzcn Aörper war es ihm gefahrcn!

Das war ja Salmiakgeist, da war er also doch viel-
leicht iu der lsölle? Das mußtc iiutersucht werden!

Ldgar bemühtc sich ein Auge aufzukricgen — es ging.

Aeiue Rede! Im lsimmcl war erl Ein Engel hattc sich
übcr ihn gebeugt nnd betrachtete ibn aufmerksam. llebri-
geus cin reizender Aäfer! Na, dachte sich Ldgar, gut aufge-
hoben bist dn ja, das; du das Genick gebrochen hast, läßt
sich auch nicht mehr ändcrn, halten wir also vor allem
auf all'die 5trapazen hin cine kleinc 5icsta, das llebrige
.wird sich dann schon fludcn — wenn mich nur, da im
Gcuicke, der harte Gegeustaud uicht so schrecklich gcniercn
würdc .... nnn man muß nicht zn vicl verlangen . . .

llkit einem tiefen Erleichterungsseufzcr schlug er seinc
lsändc übcr dem Lcibc zusammen, grub sich durch einigcs
hin- nnd herdrehcn dcs Aörpers noch etwas tiefer in die
schou crwähnte weiche lllasse, neigte scinen Aopf zur 5eitc
nnd machte somit alle Anstalton zn ciuem ganz gcdicgenen
Schläfchen. ^ ...

„Da hört sich dcnn aber doch verschicdenes auf,"
ertönte es laut und wie vcrblüfft nebcn ihm, „mir scheint,
der lango Labadcr will schlafcn, den wcrd' ich aber gleich
wach habcn, ich schütt' ihm einfach lvasser ins Gcsicht,
denn wisscn muß ich wer der lfeld von dcr traurigen
Gestalt cigcntiich ist!"

Für eineu Lngcl hieß sich das zicmlich resolut aus-
gedrückt. ljorrn Ldgar Lossen risscn dicse lvorte dcnn auch
eucrgisch aus seinem ljalbdusol, er sctzte sich und da er
hiebei oine ziemliche Steisigkcit im Gcnick spürte, so sah
er crst mal hinter sich um zn ergrüuden, was ihn denn
eigentlich so schr im Liegcu bclästigt hatte.

„Das Donnerwettcr," fuhr cs ihm unwillkiihrlich über
die Lippen, „das ist ja mein T^liuder! ljeiligcr jdfcffer-
nuzius wie schaut der ausl" Aber dicscr ersten Lutdcck-
uiig, ivelche ljerrn Ldgar ciligst auf die Bciuo trieb, folgten
bald mehrere andcro, welche ihn schicr zum verzwcifeln
brachtcn. Als cr sich nämlich crhobeu und bci dieser Ge-
legeuheit eutdeckt hatte, daß er in einen lllooshaufen ge-
fallcn war, sah er fast glcichzeitig, daß scin linkcr Acrme!
uur mehr au dcr Naht und sein rechter Rockflügcl uur
mehr an ciuigcn lvcbcfädon hiug. lvas aber in diescr
Situation das Schaudcrhaftestc war, war das, daß cr sich
ciner hübschcn juugen Dame gegcuüber befaud, welche ihn
mit außerordcntlich spöttischer lllieue bctrachtete.

Lr verbeugte sich ctivas ungelouki „lNein gnädiges Fräu-
lein, ich bittc schr um Entschuldigung . . . der verdammte

Racker . . ."

„Freilich, jotzt soll der
arme lNncki daran schuld
sein! 5ie sind dcr schnldige
Tcil, wer wird dcuu auch
in dem Altor so unter
allcr Aritik rciteu?"

Ldgar glaubte nicht
recht zu hören, er ließ
nur ein höchst erstauntes
„Aehl?" vernehmen.

„Iawohl," fuhr sciu
schönes Vis-ü-vis fort,
„hättcn Sie sich nur ge-
sehen, wie Sie den Tan-
neusteig heraufkamcn . ."

Lr ward rot. Das
mußte allcrdings ein schau-
dcrhafter Anblick gewescu
scin! Sic licß ihn cinige
lllomcutc iu sciucr vcrlcgenheit, kam ihm aber daun zu lhilfe.

Benühte Äelecjenheit.

„?lbcr Iohann, haben Sie große

(eine Gesellschnft verlnssend):

Ljändel"

Iohann: „Ja, lherr Barou, da spürt man so ein Fiinfzig-
pfennigstiick gar nichtl"

Nedaktion: Ntax Schreiber. Druek uud lderlag vou j). L. schreiber, beide iu Lßliugeu bei Stuttgart.

Grj'chäftsstelle >n Mnnchen: Eornrlinsstrnhv 19.
 
Annotationen