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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 23.1895 (Nr. 249-261)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16561#0035
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27

^n der ewig gleichen

Reihenfolge war dcin
Friihling der Soininer, dein
?oin,ner der lfcrbst und dein
lferbste der winter gefolgt.

Edgar Lossen lag in
seinein wolstdurchwärinten
-alon nachlässig auf einer
iLstaisclongiie ausgestrcckt.

§r konnte sich niit gutcin
Gcwisscn dcr Rube hingcben,
ohne befiirchtcn zn niiisseii,
seincn Fettansatz dadnrch zn
befördern — dcnn er liatte
llcnte wiedcr tiichtig gcar-
beitet. Ia gearbeitetl llnd
niin las cr in eincin clegant
gcbiindcnen Bnche. Es war
chliirza Schaffy' von Bodcn-
stedt:

„Das größto Gliiek der Lrdc
Liegt ans dein Riicken dcr
Pferde,

Liegt in dcr Gesundheit
des Leibes

Rnd in den Arnion dcs
weibes . . ."

„Oas ist' waffr!" sagtc
er träuiiicnd. „Jch ffätte iin
Teben nicht gedacht, daß
mir das Reitcn noch so vicl
-paß inachen wiirdc! Ge-
siind bin ich auch, nnd wiel
»?clstt nur noch das Gliick
>n denAriiicn dcs wcibes . ..
kserrgott von Bcndbeiin, war
das daziinial eine Blamagc
onf dein waldbofc da drau-
ßenl Aber istr Gntes ffat
ffe doch geffabt. .kNcnsch,
pslastertrcter", hat sie
niich genannt! Bei ciner
andern hättc ich die Achseln
gezuckt — aber dicl Es

kain ein sörinliches Fieber iibcr inich, ißr zu zcigcn, dast ub ctwas zu
leisten iin standc sei l lvas zu lcrnen batte ich ja aiigcsangcn, also
weitcrinachcn darin. Ich kain soziisagcn Tag nnd -kochk nulst
'nebr aus dein Sattel, war nnr niebr in Gcsellschaft cer
Ravallericoffizierc „nscrcr Garnison, bis dcr Gbcrst v. Rlinge
selbsi auf mich aufmerksam wurde uud mir den aab, mu?
Znr Rescrve der Aavallerie versetzen zn laffen, was bei seinei,
gewichtigen Tonnaiffaiicen auch gliicklich diirchging. Daiin iiuicbte
ich iin ycrbste als vizewachtineister in seincin Regimciste srei-
willig die ricbungen mit nnd jctzt bin icb Lieutenant der Rvserve!
Genug der Lrsolge fiir drciviertel Icchre möchte iviffcn, was
>sie' siir ein Gesicht machte, als sic meine Bcfördcriing in dcr
Zeitunq las? Aber damit begniigcn wir nns noch nicht, ich
babc ei'nen fanioscn plan. Das verlottcrte Gut, der Schwaig-
hof, deffcn Grcnzen direkt an dcn waldhof stoßen, iniitz iiiein
werden, ich laffe es dein Alten, chrcin vater, dcr schon lange

Rnn Perr Lieuienaiit, was bringen Sie Schönes?"
Licutenant: „AeblSAtich selbst!"

ein Ange darauf geliabt liat iind cs jctzt in dcn Sack stccken zn
könneii ineint, wcil cs snbbasticrt wird, vor der Rasc wcg
steigcrn, incin Advokat hat schon den Anftrag. So thue ich, das
soll ineine Rache scinl Rnd dann wcrd' ich dort dranßcn
Stoppelliopser uiid was fiir eincr, da soll sic inal seb'n I werd'
ihr schon noch Respekt vor niir beibringcn!"

Edgar liattc sich eichobcn und war bci den Ictzten Sätzcn
iin Ziininer auf- nnd abgcschrittcn, dann blicb cr lächelnd vor
eincin Schränkchen stelien, nab>n ein Liich berans nnd liebkoste
deffcn Titel „?ic Dreifelder-Wirtschaft" init den Augen. „Thco-
retisch sitzt allcs fest," sagtc er vergnügt, „warte nnr, wie ich
?ich erst durch die Praris iibcrraschcl"

kluttlcrwcilc war es dunkcl iin Ziininer gcwordcn nnd der
?icner brachtc Licht.

„Ls ist Doiinerstag, kjerr Losscn l" sagte cr, indcin er die

Der Vftastertreter.

l^umoreske von Ch. Müller.
Lortsetzung.

Immer Kchwerenöter.
 
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