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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 23.1895 (Nr. 249-261)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16561#0108
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fOO

^Neggendorfers t)umoristische Blätter.


habc sie drei Mark bokommen. Ich verstand dicscn Mink mit
dem Lilienstengel, wie Fran Bnchholz sich ansdrückt, und legte
in istre schöne Bechte noch ein Tstalerstnck. Dann aber rannte
ich, wntend übcr solchc kfcimlichtstnerei, zu meinen Schwieger-
eltern.

Dort war wieder nichts von mciner Fran zn sesten. Auch
war dieselbe stente noch aar nicht dagcwesen. Bstne Abschieds-
grnß stürztc ich wieder zum kfanse lstnans und rannte in don
Straßen umher. Ich weiß nicht — ich bin sonst nicht eifersüch-
tig, Abcr die Sachc regte mich doch anf — — Da ist etwas
fanl im Staate Dänemark.

jdlötzlich tanchtcn in dem weißen Schneegewirbel zwei
Schattcn vor mir anf. Ietzt werdcn diesclben dentlicher nnd
jetzt crkenne ich in dem einen mcine Frau und in dem andern
einon jnngen Musiker, dcr crst kürzlich in nnsre Stadt gczogen war.

Als sie mich erblickte, schien sie erschrocken, faßte sich aber
dann doch wieder schncll nnd sagte zn ihrem Begleiter: „So
machen wirs also. Nicht?"

Daranf reichte sie ihni flüchtig ihre Rechte nnd — hing sich
in meiiien 2lrm.

Ich sagtc nichts, sondern führte sio rnlstg nach ksansc.

Dort abor bogann das verhör. Sie warf sich anfs Sopba
nnd ich setzte mich ihr gcgcnüber.

„lsat die Sitznng lange gedauert?"

Sie mußte wohl Lnnte gerochen haben, denn sie ent-
gegnete: „Dieselbe fiel aus."

„Schön. wclchen Zweck hast Dn donn, mir dasselbe
zn verheimlicben?"

„Ich verhcimliche Dir das doch nicht."

„So? weshalb gibst Du dcnn dcm Dienstmädchcii drei
Mark, nm mich irreführen zn lasscn?"

„ksaha, hat sie es Dir doch gesagt? Das ist ja reizend.

Und wievicl hast Dn ihr gegeben, damit sie den IRnnd auf-
that?"

„Jch mnßte lachen. Sie abec fnhr fort: „Ich will Dir
etwas sagen. Dn bist oifersüchtig, im höchsten Grade cifersüchtig.
Ls ist mit Dir gar nicht ansznhalten. Ich soll keinen Schritt
allein vor die Tlstire setzen diirfen."

„Bho, wer verbietet Dir dcnn das?"

„Du — Dn — und nochmals Dul B, was habe ich fllr
cinen abschculichen Dkann."

Dabei bcgann sio zu schlnchzen, dann kamen die Thränen.
Dnd ich stand anf, gab ihr alle möglichen und nnmöglichen
Schmeichelnamen, versprach ihr sogar einen nenen lsut, und als
das anch nichts half, ein nenes Aostüni.

Lrst da bcrnhigte sie sich nnd sagtc nichts mehr. Ich dito...

kvenn ciner verheiratet ist, wird dersclbe mich nicht ver-
damnien. Aber die Tifersncht hatte einmal Fnß gefaßt. Dnd

ich blieb so langc eifersüchtig, bis — —--—

„G nnglückseliges Trompetenspicll" könntc ich, meinen Kollegen
Schiller parodiorend, ausrnfen.

Ls war Tagc später. Der Sonntag, das großartige
wohlthätigkeitskonzert war herangckommcn. Ich saß Nachmit-
tags mißmutig in meinem Lehnstnhl nnd schantc den wieder
bnnt durcheinander wirbelnden Schncestockcii zn. Diein Franchen
war schon weg. Wie gewöhnlich. Denn die vorbereitnngen
die zum hentigen Abend noch nötig waren, hatten sie wieder
von meiner Seite gerissen und mich für einen halben Tag zum
Strohwitwer gcmacht. Sio hatte mich eingeladcn, doch ja nicht

den Besuch des Uonzertes zu versäumen, nm dann morgen einc
großartige Aritik in der Zeitung loszulassen. Melchc vorstcll-
ung doch die Frauen von einem Redakteur haben? Sie hatte
mir miiidestens hnndertmal das jdrogramm vorgelesen, ohne
daß ich ein einziges !Nal dranf geachtet hätte.

Noch war ich nnschlüssig nnd gerade jctzt dachte ich dariiber
nach: Soll ich oder soll ich nicht? Ich sah schon vor meinen
Aiigcn das podium. lvas das oben für ein Toilettcngewühl
worden wird? Dann sah ich das jdnbliknm. Die Bberhänpter
der Stadt mit ihren Franen und Töchtern paradierten in erster
Reihe. Dort bemerkte ich ein kokettes Lächeln, das schelmisch
dnrch dcn Fächer wieder verdeckt werden soll. Dort licbäugelt
ein Lieutenaiit mit einer Bankierstochter. Ach, dort sitzt auch
der jdrofessor der cdlen lNnsika nnd wiegt bcdcnklich sein ksanpt
nnd nebon ihm sitzt mein Redaktionsmitglied, das dic inusikalischen
Rritiken schreibt, ein kleines, lebhaftes lNännchen, das ebcn
wiedor im Begriffo ist, dcm kscrrn Profcssor zu bewoisen, daß
das und das Lied von dem und dcm Uomponisten nur so und
nicht anders komponiert werden konnte. iSchiutz foigt.)

Äin armer Kerl.

kfanshälterin: „Dcr gnädige kserr ist nicht zu sprechen . .
er arbeitet geradei"

Fremder: „So, was arbeitet er denn eigentlich?"
ksaushälterin: „So, denken Sie viclleicht, ich wichs ihm
die Stiefell?"

Redaktion: Max Bchreiber. Druck und Verlag von j). F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Btuttgart.

GeschäftsIlkellL in Wünchen: Corneliusstralze 19.
 
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