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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 23.1895 (Nr. 249-261)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16561#0115
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rn'e g gen d orfe r s Hurnoristische Blätter.

s07

Äin talenlvoller Sohn.

Dater: „Nun, wie mcit ist
mein 5ohn jetzt, Herr tNcier?"
Prinz ipal: „Er kopiert, weil
er nichts kapierti"

(Kenügsain.

Direktor: „Wie? Eic wollen
Schauspielcr werden und
stottern?"

Bewerbcr: „Ia, i—i—ich
wollte auch n—n—nur in
so—o—olchen Possen auftrc-
tcn, in welchcn gcsto—o—
ottert wcrden niuß."

In der Zerstrerilhelt.

In den Etallungcn dcs Gast-
wirts Aranse pslcgcu die Bauern
dcr Umgegcnd bei ihren Stadt-
besnchen die Pferdc ansspanncn
und füttern zu lassen. r?a vicle
dcr Landlcutc für das Etall-
nnd Futtergcld einc t!?uit-
tung vcrlangen, hat der wirt
sich gedrnekte Scheine: Stall-
und Futtergcld dankcnd erbaltcn
- angcschafft.

Aürzlich vcrbciratet sich
Arause. Linige Tage nach der
lsochzoit übersendct dcr aus-
wärts woffnende Echwiegervater
die Mitgift per jdost mit der
Bittc um Empfaugsbestätigung.

Der jnnge Lhcmann — vicl
bcschäftigt und in Gcdanke»
bcständig bei sciucm kveibchen
— greift gemohnter weise me-
chanisch nach eincm der bemuß-
ten Scheine nnd staunend be-
kommt der kserr Schwiegcrvatcr
am nächsten Tage zu lesen:
„Stall- und Futtergcld
dänkeud crhalten."

A raus e.

)^?ein llrahn zog ins lveite gern
Mit wenig Beis'gepäcke,

Ilud schlicf er nicht im blaucn Stern,
So war's an einer Isecke.

Ilnd riß ihm Ivams nnd Lederschuh,
So fand er sie bei andcrn,

Und dreht der Ivirt deu Zapfeu zu,
So konnt er iveiter wandern.

So oft der Friihling Ivunder thut
Beginnt's in mir zn krcisen:

Oas ist ein Tropfen Ahnenblut
Oeu lüstet's zn verrcisen,

Frau Iveisheit aber zupft mich daun
Am Vhr und spricht verwnndert:
Ivas sechzehnhundert wohlgethan,

Das gilt nicht achtzehnhundert!

Das ist ein Tropsen Nhnenblut

Illein ilrahn licbte jederzeit
Ilnd immer ohno Sorgen;

Lin Ldelfränlein war es heut,
ves Schäfcrs Gretel morgcn. —
viel TNrnen blond und braun gczöpft
Ucn Brautlcin fleißig spannen,

Lr schritt vorsichtig zugeknüpft
Iur rechten Zeit von dannen. —
Und sch ich frischcr Lippen Glut,
So scheint mir's stets die Rechtc:

Uas ist ein Tropfen Ahncublut,

Der gerne küssen mächte.

Frau Iveisheit aber zupft mich dann
Am Mhr und spricht verwundert:
Ivas sechzehnhundert wohlgethan,

Uas gilt nicht achtzehnhnndertl

Ilieiu Urahn ließ das Iveltenrund
Nach seinen Regelu treiben,

Zu lesen schien ihm ungesund
Und noch vielmehr zu schreiben.

Uic Rcbe — wußt' cr — giebt dcn Ivein,
INan kocht das Isuhn mit Fcucr
Uud stcllt sich Regenwettcr ein,

So kriccht man in die Scheuer
verwiinscht l IN ir nahm deu Iugendmut
Gelahrtheit, die ich schluckte -—:

Das ist ein Tropfen Ahnenblut
Ucn ärgcrt das Gedruckte.

Frau Iveishcit aber zupft mich dann
Am Ghr nnd spricht verwundert:

Ivas sechzehnhundert wohlgethan,

Das gilt nicht achtzehnhundert l Dr. H.
 
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