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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 23.1895 (Nr. 249-261)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16561#0133
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s25

Meggendorfers ^umoristische Blätter.

Derblümi.

Der schrecksame (Kast.

Lächstsches Landleben.

lsiiiimlische Riche der ganzcn Radur,
lsoldcs Gciniche dcr Rinder der Flur,
Ziegengeiiiecker in Bischen mid Dc>rn,
Sißcs Geschäker der ülägde ciin Born,
Gänsegerubbe fersch werchlichc Bedd,
Läinincrgchubbe — 's rcenc Ballct,
Fcxcngekrarcl aus felsigen kieh'n,

Iagdcn anf Rochsel — R?io ivonnig l
tl?ie scheen l Mikado.

Zn eitel.

l-eim Ausgchen): „tvie schadc, das; inan den
vcrlobungsring nicht anch über dcin lsand-
schich tragen kannl"

Mstverstanden.

„Was 5ie sind von kNeyer iLCo. entlasscn?"
Buchhalter: „Ia, weil ich die Tochtcr
meines Lhefs in meine Berech-
nungen zog."

Gnkel (zu seittem Neffeii. der seit ciiiiger Zeit
das Geiiiii-ifiiiiii desiicht) „Bist tdn NIIN

auch rccht ailfmerksam, seit Dn
die höhere Schule besnchst, üiax?"

„G ja; Nachbars Lieschen trage ich jeden
Mittag die Schulmappe ncich ksaus l"

„kvaruni dnckt sich dcnn dcr Schneidcr dort ininicr, ivcnn ihm die Rellnerin das
Ariigcl lsinstellt?"

„Ia das ist er von z'ksaus aus g'wohut, wenn seine Frau die lsand anfhebtl"

Zn der Meujabrsnacht.

Lin Märchen von ^ugo Greinz.

iefe Nacht lag über der klcinen, altcn Stadt. Ihre
Türme und Gicbel ragteu stcif in den dnnkeln
ksimmel empor, au dem kein Stern sein Goldlicht
blitzen ließ. Nur graue, dickc kvolkcu schoben uud dräng-
ten sich rastlos darübcr und senkten sich tief bis zu den
Berghängen nnd kväldcrn herab.

In den engen krummen Gassen wanderte dcr alte
Nachtwächter auf und ab, die Mütze über die Ghren gezogen und dcn ivarmcn Schafspclz
dicht nin die Gliedcr geschlungcn. Lin traurigcs dlmt, allcin und fricrend das hartc,
holperige Pslastcr zu treten, währcnd aus allcn ksäuscrn, an denen er vorüberging,
frölsiichcs Lachen uud Bechcrklingen hcrausscholl. Lben kam ihm ein Trupp stämmiger
Landskuechte entgegen mit Lärnicn nnd Singen. Lilends war er von ihnen umringt
und trotz scines lvarnens mitgezogen in die nächstc Schenke, an der ein grüncr, beschneiter


Tannciikranz baumelte. lllochte nuu,
wer wolle, die Stunden ausrufen,
Sylvester koniint nnr einnial im Iahre
da kanu nian anch dcm alten lvächter
ein froh poknliercn uud Zcchen nicht
wchren.

Nnn war's leer zwischen den engen
lNanorn . . . der lvind pfiff um die
Tckcn und vcrsing sich stöhneiid in den
lvinkeln der Dächer. llnd langsam,
lcise, in leichten Flocken fing es vom
ksimmel herabzutanzen, und weicher,
nasser Schnee legte sich anf Dach und
Boden.

Da drelsie sich das alte schwere
Stadtthor unhörbar in seinen Rngeln,
nnd ebcnso, wic vo» unsichtbarer lllacht
getrieben, fiel es zurück in das Schloß.

Tinc greise Gcstalt war lsinaus-
gctreten.

lllit vorgebeugtcr, zitternder lsand
schantc der alte, müdc lllann in dic
wciten Lande, die vor ihm lagcn.
llcberall Nacht und Dunkel nud inimer
stärker werdender Flockenwirbel.

Das altc Iahr war cs. Nun
ging's zurück zn seinen Tausenden von
Brüdern, zum ewigen Schlafc. lllan
hatte ihm stark zugesctzt anf Lrdcn,
das ksaar gebleicht und dic Anochcn
mürbe gemacht. Aeine Rraft mehr in
 
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