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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 26.1896 (Nr. 288-300)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16564#0007
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5epp: „So gliickli' I>i» i, Decindi, so giiickii, daß i glei niit O

Aluerikauisch.

^ r. Brown war Zahnarzt »nd seine Spezialität das
Linsetzen künstlicher Zätzne. Lr bewotznte in Newark
ein kleines kfaus und arbeitete jatzraus jahrein
ig und unverdrosscn ohne es jedoch viel weiter bringen zu
en, als für sich und seine Familie den Lebensunterhalt zu
rben, denn nicht jeder Zahnarzt tzat Glück und so machte
die Zukunft niehr und mehr Sorge. Da schien ikm aber
wartet das Glück lächeln zu wollen. Neben seinem
das Anwesen eines alten Sonderlings, der eine schöne

villa in einem großen Garten bewohnte. Derselbe
war mit Brown befreundet und als ihn ein Fieber
dahin raffte, war jener sehr überrascht, als er sich bci
der Tcstamcntseröffnung als Lrben dcs schönen An-
wesens unter einer Bcdingung eingesetzt sah. Diese
Bedingnng aber lautete: „Jch bin lNenschcnfreund und
möchte den llrmen auch eine lvohlthat erweisen: Ich
vcrmache daher mein Besitztum dem Zahnarzt
Broivn, wenn er sich vcrpslichtet, drei Iahre
lang dcn Armen unentgeltlich Zähne einzn-
sctzen. Lr hat zn diesem Zweck ein großes
Schild oder eine Tafel an der Lingangs-
thüre anznbringen, worauf dcutlich sicht-
bar steht: kjier werden nnentgeldlich
Zähne eingeseht. lüit Frenden
ging Brown anf die Bedingung
ein, aber schon beim Nachhausc-
gehen kamen ihm ernste Bedcnkcn.
Die Alausel war doch recht fatal,
denn arme Leute verderben, wie
man sagt, die Praris. llnd wenn
viele Arme kamen, konnte er sich
nebenbei nur wenig oder kein Bar-
geld verdienen. Ia er mußte schließ-
lich jeden Strolch bedienen, dem es
einfiel, die Sache, die ja nichts kostete,
einmal zu probieren. Schon
dachte er daran, ob es nicht
besser sei, den ganzen kjandel
rückgängig zu machen, da

fiel ihm ein, er könne noch
vorher mit seinem Frennde
Smith reden, der war ein
ganz dnrchtriebener Aopf,
der ihm am besten raten
konnte, ob er das Lrbe an-
treten solle oder nicht. Der
Frcund hörte ihn auch ruhig
an, bedachte sich eine lveile
und sagte dann: „Das schöne
Anwesen nimmst Dn unter
allen Umständen an, wegen
der Alausel wird sich schon
Rat schaffcn lassen, denn Du
kannst natürlich nicht 2 ^sahre
lang umsonst arbeiten. lUein
Rat ist der: Behalte zunächst
Dein altes Atelier bei, in
welchen: Dn nur gegen Be-
zahlung arbeitest, das neue
Anwesen beziehst Du mit
Deiner Familie und bewohnst
es als Privateigentum, es
ist vollständig eingefriedet und die Tafcl mit der verlangten
Ausschrift mußt D» jcdem sichtbar am Gartenthor anbringen.
Sollte daraufhin jemand kommen, um sich Zähne einsetzen zu
lassen, was ich äber nicht glaube, dann läßt Du Dich rufen
und thust ihm den lvillen. Die Tafel werde ich Dir besorgen,
auf lviedersehcn, entschuldige mich, ich habe jctzt notwendig
zn thun."

Aopfschüttclnd empfahl sich Brown, die Sache war ihm
nichts weniger als klar, allein er vertrante scinem klugen
Freunde und als er nach einigen Tagen dic Tafel, welche die
Form einer lvarnungstafel hatte, crhielt, mußte er laut auf-
 
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