39
Meggendorfers Humoristische Biätter.
Wedienienlogik.
Diener: „Ich habe jctzt eincn komischen kserrn. Der
geniert sich, mir dirckt cin Trinkgeld zu gebcn. Lr läßt es
iinmer in seiner westentasche stecken und da muß ich es mir
bcim Kleiderreinigcn hcrausnetzmen."
Der Feiöerstrch öer Ärau Alajorin.
humoreske r>on Aug. Klotz. (Lchluß.)
as Fräulcin, wclchesnach seinem Legestr fragte, schmunzelte,
als der stramme Arieger mit ctwas nnsichercr Stimmc
cinenwcißenNeihcrftutz verlangte. „rvohlfiirden Schatz?"
sragte sie ncckisch. „ksa, fiir don Schatz!" brummte der Aäferle und
wurde iiber und iiber rot. „Na, die darf sich aber freuenl"
snhr dic vcrkäuferin fort. „Roihcrstutz ist gegenwärtig hoch-
modcrn!" Nnd dann lag vor dcm Aunden eine ganze rinmassc
der verflixten Dinger und derselbe dachte im Stillen, daß ein
Biischel Schweifhaare vom Schimmel des Brigade-Adjudanten
auch ungefähr so ansschcn wiirdc. Aber nnn begann die Vual
dcr wahl. T>aß für die Frau Major nur das Allerschönste
gerade gut genug sei, das war dem Burschen zweifellos, er
griff dcshalb sogleich nach cinem jdrachtexemplar nnd fragte
Zägernd nach dem jdreis. „Fiinf INark", lächelte siiß das Laden-
mädchen und blies die zartcn Fäden auseinander, so daß sie
sich xrächtig xräsenticrten. T>em Aäufer jedoch rieselte es kalt
dcn Riicken hinunter. Fünf Markl — Line solche Summe l . . .
Da mnßte er ja sein ganzes Aapital anlegcn nnd erreichte
Ichlicßlich doch nicht seincn Zweck, das Verlorenc so zu ersetzen,
daß die Täuschnng von der Gnädigen nicht bemerkt wurde.
„Dieser da kommt auf ^ Mark und wenn man den Teureren
uicht dancben sieht, wird er sicher anch Freude machenl" töntc
es ihm jetzt ermutigend in die Ghren.
„Freude machen?" echote er zweifelnd.
„Iawobl, und wenn er Ihnen gefällt, will ich noch ciu
iibriges lhun und den Preis auf drei Mark und fünfzig j)fen-
nig herabsetzenl"
„Drei Mark und fünfzig pfennigl" Lin Seufzer der Lr-
lcichterung entschlüxfte dem Aäferle. Das konnte er sich leistcnl
Großartig zählte er das Geld auf den Ladentisch, nahm seinen
kostbaren Aauf in Lmpfang und ihn krampfhaft festhaltend,
eilte er schnurstracks zu Fräulein 'Nutzenbacher und fiel wie eine
Bombe in den mit Damen überfüllten Salon.
„AHI" rief ihm die Modistin sichtlich angcuehm überrascht
entgegen, „Sie bringen den Reiherstutz, Räferlc? Das freut
mich aber recht fiir Sie, daß Sie ihn gcfunden habenl" fügte
sie, das jdaket in Lmpfang nehmcnd, leiscr lfinzu.
„Zu Lefelfi, Fräulcin Amsliel" stotterte der Bnrsche und
mit ganz dunkelrotem Gcsicht verließ er eiligst das Geschäft.
*
Aäferle hattc eine schr schlechte Racht. Der Reiherstutz
nahm in seinen Tränmen riesige Dimcnsioncn an und wurde
schließlich ein ungeheurer Besen, mit welchem ihm die Frau
Majorin drohend winkte. INit Lserzklopfen erwartcte er am
andern Morgen die Ankunft des vcrhängnisvollen bsutes und
eine Zentncrlast fiel ihm von der Brnst, als die Gnädigc sehr
cntziickt von demselben schien und ihn sogleich aufsetzte, um
Besuche zu machen. Der arme Bursche war nnn vollständig
iiberzeugt davon, daß er scin großes Gpfer nicht umsonst ge-
bracht habe und bcglückwiinschte sich im stillen, auf einen so
famosen Ausweg verfallen zu sein.
Aber — nichts ist so fein gesponncn, es kommt doch an
die Sonncnl
Lin paar Tage nach den geschildertcn Lreignissen gab dic
Frau Major cine größcre Damenvisite. Gewöhnlich bewegt
sich bei derartigcn Gelegcnhcitcn die Untcrhaltnng zuerst in
höheren Regionen. Man schwärmte fiir Runst und wissenschaft,
fiir pocsie und Musik, kritisierte die ncuc jdrimadonna des
Stadttheaters, kam von dcrcn pompösen Toiletten selbstverständ-
lich auf die eigenen zu sprechen, auch die bsiite wurden nicht
vergesscn und bei dicser Gelcgenheit warcn fast alle Anwesen-
den einig im Lobe iiber den Lific und die mäßigcn jdreise von
Fränlein Amälie Mutzcnbacher. Auffälligerweise verhielt sich
die kserrin des bsauscs, welche doch eine langjährige, treue
Uundin der so geriihmten kNodistin war, dem Lnthusiasmus
der andern gegeniiber ziemlich kiihl und erklärte schließlich mit
rücksichtsloser Gffcnheit, daß sie bisher dic bcstc Meinung von
der Amölie gehabt habc, daß sie diesmal aber nicht befriedigt
von derselben sein köune, ihr neuer bhut sci zwar recht lfiibsch,
abcr — der Reiherstutz, den sic selbst dazu gegeben, sei entwedcr
seincr Fülle beraubt, oder am Lnde gar ausgetauscht worden.
Die cinen der Damen dachten im stillen, die Majorin
werde sich wolfi täuschen, die andern mcinten offen, es könnte
cin versehen vorlicgcn und bald hatte man über einem wich-
tigeren Thema die arme Mutzenbacher vergcssen.
Aurz bevor sich die Damen zum Aufbruch rüsteten, wurde
allgemein der wunsch laut, die bserriu des tsauses möchte ihrcn
Gästen den Anblick „Bubi's" vergönncn. Bubi war INaxl,
der einzige Sprößling der Frau Major, und die geschmeichelte
INutter, welche selbst Sehnsucht nach ihrem Licbling emxfand,
gab gerne dcn Befelfi, daß man denselben herscnde.
Der kleine kNann hatte eben erst sein zwcites Lebensjahr
vollcndet, zeigte aber bereits bei jeder Gelcgenheit, daß er über
eine sehr hohe willenskraft verfüge. Deshalb erschien er auch
nicht, wie sein Aindsmädchen es fiir xassend gehalten hatte,
allein im Salon, sondern so wie er es wünschte, mit Gefolge.
Auf seinen zierlichen Fiißchcn trippelte er noch nicht sehr sicher
herein und wandte seine ganze Aufmerksamkcit eincm, auf drei
Meggendorfers Humoristische Biätter.
Wedienienlogik.
Diener: „Ich habe jctzt eincn komischen kserrn. Der
geniert sich, mir dirckt cin Trinkgeld zu gebcn. Lr läßt es
iinmer in seiner westentasche stecken und da muß ich es mir
bcim Kleiderreinigcn hcrausnetzmen."
Der Feiöerstrch öer Ärau Alajorin.
humoreske r>on Aug. Klotz. (Lchluß.)
as Fräulcin, wclchesnach seinem Legestr fragte, schmunzelte,
als der stramme Arieger mit ctwas nnsichercr Stimmc
cinenwcißenNeihcrftutz verlangte. „rvohlfiirden Schatz?"
sragte sie ncckisch. „ksa, fiir don Schatz!" brummte der Aäferle und
wurde iiber und iiber rot. „Na, die darf sich aber freuenl"
snhr dic vcrkäuferin fort. „Roihcrstutz ist gegenwärtig hoch-
modcrn!" Nnd dann lag vor dcm Aunden eine ganze rinmassc
der verflixten Dinger und derselbe dachte im Stillen, daß ein
Biischel Schweifhaare vom Schimmel des Brigade-Adjudanten
auch ungefähr so ansschcn wiirdc. Aber nnn begann die Vual
dcr wahl. T>aß für die Frau Major nur das Allerschönste
gerade gut genug sei, das war dem Burschen zweifellos, er
griff dcshalb sogleich nach cinem jdrachtexemplar nnd fragte
Zägernd nach dem jdreis. „Fiinf INark", lächelte siiß das Laden-
mädchen und blies die zartcn Fäden auseinander, so daß sie
sich xrächtig xräsenticrten. T>em Aäufer jedoch rieselte es kalt
dcn Riicken hinunter. Fünf Markl — Line solche Summe l . . .
Da mnßte er ja sein ganzes Aapital anlegcn nnd erreichte
Ichlicßlich doch nicht seincn Zweck, das Verlorenc so zu ersetzen,
daß die Täuschnng von der Gnädigen nicht bemerkt wurde.
„Dieser da kommt auf ^ Mark und wenn man den Teureren
uicht dancben sieht, wird er sicher anch Freude machenl" töntc
es ihm jetzt ermutigend in die Ghren.
„Freude machen?" echote er zweifelnd.
„Iawobl, und wenn er Ihnen gefällt, will ich noch ciu
iibriges lhun und den Preis auf drei Mark und fünfzig j)fen-
nig herabsetzenl"
„Drei Mark und fünfzig pfennigl" Lin Seufzer der Lr-
lcichterung entschlüxfte dem Aäferle. Das konnte er sich leistcnl
Großartig zählte er das Geld auf den Ladentisch, nahm seinen
kostbaren Aauf in Lmpfang und ihn krampfhaft festhaltend,
eilte er schnurstracks zu Fräulein 'Nutzenbacher und fiel wie eine
Bombe in den mit Damen überfüllten Salon.
„AHI" rief ihm die Modistin sichtlich angcuehm überrascht
entgegen, „Sie bringen den Reiherstutz, Räferlc? Das freut
mich aber recht fiir Sie, daß Sie ihn gcfunden habenl" fügte
sie, das jdaket in Lmpfang nehmcnd, leiscr lfinzu.
„Zu Lefelfi, Fräulcin Amsliel" stotterte der Bnrsche und
mit ganz dunkelrotem Gcsicht verließ er eiligst das Geschäft.
*
Aäferle hattc eine schr schlechte Racht. Der Reiherstutz
nahm in seinen Tränmen riesige Dimcnsioncn an und wurde
schließlich ein ungeheurer Besen, mit welchem ihm die Frau
Majorin drohend winkte. INit Lserzklopfen erwartcte er am
andern Morgen die Ankunft des vcrhängnisvollen bsutes und
eine Zentncrlast fiel ihm von der Brnst, als die Gnädigc sehr
cntziickt von demselben schien und ihn sogleich aufsetzte, um
Besuche zu machen. Der arme Bursche war nnn vollständig
iiberzeugt davon, daß er scin großes Gpfer nicht umsonst ge-
bracht habe und bcglückwiinschte sich im stillen, auf einen so
famosen Ausweg verfallen zu sein.
Aber — nichts ist so fein gesponncn, es kommt doch an
die Sonncnl
Lin paar Tage nach den geschildertcn Lreignissen gab dic
Frau Major cine größcre Damenvisite. Gewöhnlich bewegt
sich bei derartigcn Gelegcnhcitcn die Untcrhaltnng zuerst in
höheren Regionen. Man schwärmte fiir Runst und wissenschaft,
fiir pocsie und Musik, kritisierte die ncuc jdrimadonna des
Stadttheaters, kam von dcrcn pompösen Toiletten selbstverständ-
lich auf die eigenen zu sprechen, auch die bsiite wurden nicht
vergesscn und bei dicser Gelcgenheit warcn fast alle Anwesen-
den einig im Lobe iiber den Lific und die mäßigcn jdreise von
Fränlein Amälie Mutzcnbacher. Auffälligerweise verhielt sich
die kserrin des bsauscs, welche doch eine langjährige, treue
Uundin der so geriihmten kNodistin war, dem Lnthusiasmus
der andern gegeniiber ziemlich kiihl und erklärte schließlich mit
rücksichtsloser Gffcnheit, daß sie bisher dic bcstc Meinung von
der Amölie gehabt habc, daß sie diesmal aber nicht befriedigt
von derselben sein köune, ihr neuer bhut sci zwar recht lfiibsch,
abcr — der Reiherstutz, den sic selbst dazu gegeben, sei entwedcr
seincr Fülle beraubt, oder am Lnde gar ausgetauscht worden.
Die cinen der Damen dachten im stillen, die Majorin
werde sich wolfi täuschen, die andern mcinten offen, es könnte
cin versehen vorlicgcn und bald hatte man über einem wich-
tigeren Thema die arme Mutzenbacher vergcssen.
Aurz bevor sich die Damen zum Aufbruch rüsteten, wurde
allgemein der wunsch laut, die bserriu des tsauses möchte ihrcn
Gästen den Anblick „Bubi's" vergönncn. Bubi war INaxl,
der einzige Sprößling der Frau Major, und die geschmeichelte
INutter, welche selbst Sehnsucht nach ihrem Licbling emxfand,
gab gerne dcn Befelfi, daß man denselben herscnde.
Der kleine kNann hatte eben erst sein zwcites Lebensjahr
vollcndet, zeigte aber bereits bei jeder Gelcgenheit, daß er über
eine sehr hohe willenskraft verfüge. Deshalb erschien er auch
nicht, wie sein Aindsmädchen es fiir xassend gehalten hatte,
allein im Salon, sondern so wie er es wünschte, mit Gefolge.
Auf seinen zierlichen Fiißchcn trippelte er noch nicht sehr sicher
herein und wandte seine ganze Aufmerksamkcit eincm, auf drei