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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 26.1896 (Nr. 288-300)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16564#0044
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Meggendorfers Huinoristische Liätter.


Rädchen hinkenden lsolzvferde zn, das scine kleincn, felten kfände
an ciner Schnnr daherzerrtcn. „Männe", ein großcr Dachs
mit klngcm Gcsicht wackelte ernst und wnrdig nebenher. Bnbi
ließ die Bewunderung und die Licbkosungen, welche man ihm
von allen Seitcn spcndete, gleichgnltig und kaltbliitig iiber sich
crgehen und crst als es ihm zu bunt wurde, sträubte er sich
wie ein Uäfer in der hohlen ksand und machte sich so ent-
schicdcn unangenehm, daß man ihn gerne freigab und seinem
Rößlein überließ. T>ie allgemeine Aufmerksamkcit wandte sich
aber nun ebensalls dem edlcn Rcnner zu und dcr kleine Besitzer
geruhto die Bewunderung dessclben gnädign entgegenzunehmen.
„Me heißt denn der Gaul, Bubi?" „wie stolz schant cr ausl"
„wie feurig blast er die Niistern aufl" tönte es da und dort.
„Und erst der wundcrvolle weiße Schweifl^ rief jetzt eine
Stimme.

„Schweif?" dachte die Frau Major, welche cben sich ange-
legentlich mit der Präsidcntin N. unterhiclt. „Der Schlingel
hat denselben doch schon vor wochcn mitsamt der wurzel aus-
gerissen?" Mit einemmale fing Bubi am andcrn Lnde des
Salons sürchtcrlich zu brnllen an, die bestürzte Ulutter vergaß
alle Riicksicht auf ihrc Gäste und cilic zu ihrem Söhnlcin,
welches Thränenströme vergoß, weil jcmand seinen Brauncn
gestrcichclt und bci dieser Gelegenheit dcn Stolz dcsselben, dcn
geriihmten Schweif zum plätzlichcu Ausfallcn gebracht hatte.
In scincr thand hielt Maxl dic stattliche Zicrde und die Mama
griff erstaunt darnach.

„Das — das ist ja — mein Rciherstntzl" wollte sie
ausrufen, besann sich aber im letzten Momcnt eines andern
und schwieg.

Aaum hattcu dic Gäste in eorpors sich entfernt, so wurde
Aäferlc zur gnädigen Fran befohlen. Und als er nach eincr
ziemlich langen Unterrednng wieder erschien, sah er zwar recht
vcrblüfft und bcschämt aus, blicktc jcdoch prositlich lächclnd auf
ein Fünfmarkstück, das er in der bsand trug.

Am Abcnd aber ging er in scin Stammlokal, die „goldcnc
Gans" und bcstellte sich großartig eine ganze Maß Bier und
zwci Schiitzcnwürste in Tssig und Vcl mit recht viel Zwiebeln,
was scin Lcibgcricht war.

„Dcr hats scheints recht hungrig boi seiner Majorin, daß
er noch so auftragen läßtl" stichelte ein Aamerad, melcher ver-
bissen vor einem gelecrten Glasc saß.

„ksalts Maull" brauste Aäferlc auf. „Du Neidhammel,
Dul was meiiist dazua, wenn i Dir heut au a Maß wichs?
Aber, das merk Dir, mei' gnädigc Frau läßt Du in Zukunft
in Ruhl Sonst gibts was! Respckt vor der! Scharf ischt se
zwar und kommandicre kann sc trotz dem lserr Gberst, aber —
gerecht ischt sel verstand hat sel A guats Lserz hat se, nnd
damit Punktuml"

(öin Vcnschcnfrcund.

vergiß nicht das vorsxiel, damit die Gesellschaft Zeit hat, sich
zu rettenl"

(Kan) einfach.

Richtcr: „Angcklagter, Sie haben nach und nach vier Thcn
eingegangen, das ist ja ganz horrible . . . was haben Sie
zu Ihrer vertcidigung vorzubringen?"

Angeklagter: „Daß mi' der Storch vcrtragen hat —
— in die Türkei hätt' i' g'hört . . ."

iKcrechtigic Nrage.

Realistischer Schriftstcller: „Ich habe eben ein Schlamm-
bad genommen."

„Sie wolltcn sich Stimmung machen?"

Accht pafsend.

Braut: „Abcr warum wünschen Sie gerade zu mir zu kommen?"
Röchin: „Ia, ich wär' halt die Braut vou dem Burscheu
des Lserrn Lieutenants, den Sie heiraten!"

Ärinnerung.

Tin Schauspieler geht mit seinem Freund in einer Apfcl-
allee spazieren. Während beide gehcn, fallen dcm Schauspielcr
infolge des Wiudes einigemale Äepfei auf den Aopf. „Nu,"
meint er zu seincm Freund, „gehn wir weiter, hier ists ja wie
im Thcaterl"

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck nnd verlag von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stnttgart.

Geschäfkslkelle in München, Corneliiisilessje lS.
 
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