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Meggendorfers Humoristische Blätter.
wie ,von sslempe' komponierte.
Sie schreiben ja gar nichtl?" „Ia sehen 2ie, L^err Lieutenant,
daß ist nnn so eino Sache, dieser walzer ist nämlich schon
komponiert nnd zmar von Stranß — es ist der Fledermaus-
Walzer."
„Fatall Aber warten Sie nnr, werden gleich wieder was
anderes habenl" Und dann gings wieder los: „La la, la la
la, la n. s. f. jedoch der Aapellineister schrieb wieder nicht.
Das, ineinte schließlich dcr knndige Utusiker, war leider aus dem
Gasparone-Walzer von Millöcker.
„Eigentiiinlichl" meinte der Lieutenant, na', nu' wollen
wir's mal so probieren: „La, la, la, la la, la la . . ." Auch
diese Anstrengung hatte genau dasselbe Resultat, der hals-
starrige Notcnverweigerer behauptete steif und fest, dics sei aus
der „schönen blauen Donan."
Da brauste von Pleinpe ganz gewaltig auf: „lsören Sic
'mal, mein lieber Aapellmeister, das finde ich aber doch höchst
eigentiiinlich, daß diese Leute eiuem das Bcste vor der Nasc
wegkomponieren, ich will es noch 'mal versuchen, das muß
aber dann Vriginal sein, sonst würde ich sehr nnangenehm
gegen den betressenden vordermann aufzutreteu wissen!"
Noch eininal ansetzend zu dem bekannten „la la la" er-
kannte er aber, daß er seine Stimme schon zu sehr nbernommcn
hatte; sie klang änßerst rauh, auch begann ihn der Lsals zu
schmerzen, weshalb er dem Beherrscher der Töne den vorschlag
machte, ob er nicht von jetzt ab statt zu singen, pfeifen
könnte?
Ietzt wurde die Geschichte natiirlich noch interessanter.
von Plempe pfiff mit anerkennenswerter Ausdauer, von einer
eigenen Melodie war trotzdem nicht die geringste Spnr, cs
waren leider wieder nur Reminiszenzen — was anf Bälleu
odor Ronzerten, auch minderer Gattung, häufig gespielt wurde,
kam über seine gespitzten Lippen — selbst dor Schunkelivalzer
fehlte nicht.
Dem armen Aapellmeister mit seinem ausgebildeieu
musikalischen Gehör rannen vor innerer Vual dic dickeu Schweiß-
tropfen auf das Noteupapier. Dieser Sache mußtc er entrinuen,
jo rascher, desto besscr; er schrieb also nach eigoner Idee daranf
los, was das Zeug hielt und innorhalb einor guton Stundc,
während der der Lieuteuant gcpfiffen und ab nud zu sciueu
trocken werdcnden Mund befcuchtet hatte, konnte cr sich erheben
und ihm crklärcn, daß jetzt die erste flüchtige Skizze seines, das
heißt von Plempes Ivalzer, vollendct sci und er sctzte sich anch
gleich an das Alavier, uui ihn diesem vorzuspiclen — nur
hinaus, hinaus — in diesem wunsch konzentrierten sich alle
seine Gedanken, das wäro für die Dauer zn vicl fiir ihn ge-
mesen, morgen hätte cr sicher im Lazaret gelcgen. Lr setzte
sich also vor das Instrument und während er in die Tasten
griff, stund der Lieuteucint nebcn ihm, hatte den Aopf hoch or-
hoben, den Daumcn zwischen den dritten nnd vicrten Uniform-
knopf gesteckt nnd das eine Bein vor das andcre gcstollt — jedcr
Zoll, preisgekrönter Aomponist — Donnerwetterl
Als dor Aapellmeister geendet hatte, klopfte ihm von sdlempe
mohlwollend auf die Schnlter uud sagte:
„Na Aapcllmeisterchcn, da hätten Sie mich hübsch hereiu-
gelegt mit den drei Iahren — Lieutenant macht das in
einor Stunde."
Wcrt nach A'reis.
Freund: „Dn, das Zeug schmeckt mir nichtl"
sdrotz: ;,Das macht nix, die Flasche kostet aber 20 Mark!"
verantwortlicher Redakteur: Nax Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreiber, beide in Tßlingen bei Stuttgart.
Geschäflsflelle in München: Cornelinsflrafle lS.
Meggendorfers Humoristische Blätter.
wie ,von sslempe' komponierte.
Sie schreiben ja gar nichtl?" „Ia sehen 2ie, L^err Lieutenant,
daß ist nnn so eino Sache, dieser walzer ist nämlich schon
komponiert nnd zmar von Stranß — es ist der Fledermaus-
Walzer."
„Fatall Aber warten Sie nnr, werden gleich wieder was
anderes habenl" Und dann gings wieder los: „La la, la la
la, la n. s. f. jedoch der Aapellineister schrieb wieder nicht.
Das, ineinte schließlich dcr knndige Utusiker, war leider aus dem
Gasparone-Walzer von Millöcker.
„Eigentiiinlichl" meinte der Lieutenant, na', nu' wollen
wir's mal so probieren: „La, la, la, la la, la la . . ." Auch
diese Anstrengung hatte genau dasselbe Resultat, der hals-
starrige Notcnverweigerer behauptete steif und fest, dics sei aus
der „schönen blauen Donan."
Da brauste von Pleinpe ganz gewaltig auf: „lsören Sic
'mal, mein lieber Aapellmeister, das finde ich aber doch höchst
eigentiiinlich, daß diese Leute eiuem das Bcste vor der Nasc
wegkomponieren, ich will es noch 'mal versuchen, das muß
aber dann Vriginal sein, sonst würde ich sehr nnangenehm
gegen den betressenden vordermann aufzutreteu wissen!"
Noch eininal ansetzend zu dem bekannten „la la la" er-
kannte er aber, daß er seine Stimme schon zu sehr nbernommcn
hatte; sie klang änßerst rauh, auch begann ihn der Lsals zu
schmerzen, weshalb er dem Beherrscher der Töne den vorschlag
machte, ob er nicht von jetzt ab statt zu singen, pfeifen
könnte?
Ietzt wurde die Geschichte natiirlich noch interessanter.
von Plempe pfiff mit anerkennenswerter Ausdauer, von einer
eigenen Melodie war trotzdem nicht die geringste Spnr, cs
waren leider wieder nur Reminiszenzen — was anf Bälleu
odor Ronzerten, auch minderer Gattung, häufig gespielt wurde,
kam über seine gespitzten Lippen — selbst dor Schunkelivalzer
fehlte nicht.
Dem armen Aapellmeister mit seinem ausgebildeieu
musikalischen Gehör rannen vor innerer Vual dic dickeu Schweiß-
tropfen auf das Noteupapier. Dieser Sache mußtc er entrinuen,
jo rascher, desto besscr; er schrieb also nach eigoner Idee daranf
los, was das Zeug hielt und innorhalb einor guton Stundc,
während der der Lieuteuant gcpfiffen und ab nud zu sciueu
trocken werdcnden Mund befcuchtet hatte, konnte cr sich erheben
und ihm crklärcn, daß jetzt die erste flüchtige Skizze seines, das
heißt von Plempes Ivalzer, vollendct sci und er sctzte sich anch
gleich an das Alavier, uui ihn diesem vorzuspiclen — nur
hinaus, hinaus — in diesem wunsch konzentrierten sich alle
seine Gedanken, das wäro für die Dauer zn vicl fiir ihn ge-
mesen, morgen hätte cr sicher im Lazaret gelcgen. Lr setzte
sich also vor das Instrument und während er in die Tasten
griff, stund der Lieuteucint nebcn ihm, hatte den Aopf hoch or-
hoben, den Daumcn zwischen den dritten nnd vicrten Uniform-
knopf gesteckt nnd das eine Bein vor das andcre gcstollt — jedcr
Zoll, preisgekrönter Aomponist — Donnerwetterl
Als dor Aapellmeister geendet hatte, klopfte ihm von sdlempe
mohlwollend auf die Schnlter uud sagte:
„Na Aapcllmeisterchcn, da hätten Sie mich hübsch hereiu-
gelegt mit den drei Iahren — Lieutenant macht das in
einor Stunde."
Wcrt nach A'reis.
Freund: „Dn, das Zeug schmeckt mir nichtl"
sdrotz: ;,Das macht nix, die Flasche kostet aber 20 Mark!"
verantwortlicher Redakteur: Nax Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreiber, beide in Tßlingen bei Stuttgart.
Geschäflsflelle in München: Cornelinsflrafle lS.