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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 26.1896 (Nr. 288-300)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16564#0084
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Meggendorfers Humoristische Blättsr.


„Tante INolly??" In Fränlein Tonninis schönen Augen
blihte cin großes Lrkennen auf. „Aber warunr denn Tante
tNolly erst noch mnhvoll darstelleu, wcun sie porsönlich zn haben
ist? — Guten Abcnd, Lousine. Na, gicb doch die jdatschhand.
-ol Griiß Gott Ainderl Ihr scheint wirklich nichts von der
Tüngos-Tonuini gchört zu haben im eureni Anhschnappel. Nun,
vcrlorcn habt Ihr ja damit nichts, wie Ihr nun ciumal seid,
und Nersäumtes laßt sich ja bei gntem UAllen doppelt und
dreifach nachholen. Nicht wahr?"

INuß noch ermähnt werden, daß Frau Töngcs plötzlich
dringond cincs ötuhles bcnötigt war?

„Aber — Ihre Schule —?"

„Deine, bitte."

„— Dcine Schulc. Dn schrcibst doch —?"

„Ia hast du sie dcun nicht draußen springen sehcn, meine
Balletschnlc? Neizende Arabbcn sind darunter; ein paar Zu-
kunsts— dcll'Era's, sag' ich dir."

Und denen dachte ich Lsilfsunterricht zu erteilen l Fräulein
Sophic starrte entgöttert vor sich hin.

Eine lange Pause trat ein. Dann ein lautes herzliches
Lachen im Zimmer der Prima Ballerina, und in unwiderstehlich
gutmntigem Ton dic Worte:

„Seid Ihr Abseitsweiler doch seltsame Lent'l"

tvort und Ton dieser Bemerkung sielen zuin mindesten
glühend heiß in ein kserz, das Trudchcns.

„Tante Molly, bist Dn aber licb l" schrie sie plötzlich ans
vollem bsalse und siog über die trenuende Schwelle.

„UArklich? Meßhalb hast Du mich denn nur vorhin, eh'
ich kam, so gräulich verkörpern wollen?"

Es war höchste Zeit, daß weitestgehcnden Bekenntnisscn dcr
jüngsten Tönges eiu kurzes Ziel gesteckt wurde. Mama und
Sophie folgten scltsam lächelnd übcr die Schwello uud erstere
sprach, indem sie mutig das Trikot von der Stuhllehne nahm,
das große, das erlösende wort: „Nicht wahr, liebe Molly, das
ist ja wohl roine Seidc?"

Der Bann war gebrochen, man fand sich. Nächsten Tags
bogcn sich die Achsen des Maggons unter der Last der Neuig-
keiten für Aottbus und Trndchcn wollte endgiltig zum Theater.

„Du durchbohrst mich ja förmlich, Sophiechen. N)as ver-
wirrt Dich dcnn dermaßen an mir?" fragte Tante Ukoll^ mit
cinem entzückend citeln Lächeln. „Interessiert Dich der Vrden
so? Lr ist ccht, kein Theaterschmnck. Uebrigens, wor hat dcn
nicht im Lande? Ich besitze noch eine ganze Reihe ähnlicher,
bin dcshalb nicht stolzer als nötig. — was wiinschen Sie, liebe
Rusch?"

Die Alte war wicder oingetreten nnd knnrrte:

„Fräulein Tounini vergessen, was Sie uoch vor haben."

„Ist's denn schon so weit? halb acht durch? UAe
bei so eincm Iviedersehn die Zeit verflicgt I Nun abcr
schnell, Rnscheni Lntschuldigt mich einen Momenti"

Damit bcgab sie sich in ihr eigentliches Ankleide-
zinimer, ließ aber dic verbindungsthiir weit offen, vällig
bereit, auch als Lva sans pkrass sich der Unterhaltung mit
ihren Venvandten hinzngeben. '

Fran Schnlrat Töuges hatte genug. Sie erhob sich
in ihrer ganzcn steifleincnen UAirde und sprach:

„Du verzeihst, meine Liebe, unsere Zeit ist, wie
stets knapp bemesscn. UAr haben Abhaltung um acht."

„Länger hab' ich anch nicht Zeit, — ich wiirde Luch
soust gern bcgleiten. Aber morgcn früh —."

„Geht leider auch nichtl NAr müsscn nm sechs
schon weiter. Und Dich zum UUtgehn mit uns aufzufordern,
wiirden wir schon gar nicht wagen. lvas wir vorhaben,
intcressiert Dich gcwiß nicht."

„Lsast Du eine Ahnung, Lousinchen, was mich inter-
essiert. Da niuß ich z. B. jetzt ins vereinshaus, um —."

„Dn?? — — Soupiert man da gut?" Ulang das

spitzl

„Nicht zum besten," kam's verbindlich zurück. „Ls
soll ja auch nur dariiber geredet werdcn, ob kalt oder
warm. Die gute Doktor Schmidt wählt nun mal solche
Themata."

„Und Du millst Dir den Spaß machen, das mit anzu-
hören?"

„Ich mnß wohl, da ich den vortrag selber halte. —
Uleine gute Doktor ist versagt und so hab' ich's aus alter
Frenndschaft übernommen. lvir haben schöne Iahre ver-
eint gestritten auf derselben Linie um densclben Preis:
Aufklärung dcr Frau. — lvie wär's, wenn Ihr mitführet?

Dic Droschke steht vor der Thür. UAe? sagtest Dn ctwas?"

Kus der Schnte.

Lehrer: „Der Bär brnmmtl" „Bilde einen ähnlichen Satzl"
Schüler: „Ukcin vater brummt."

Im öLofbräu.

Schade, daß eines > Daß cs am „jAatzl"

Zn Tod' uns betriibt: ! Kein Plätzchen mehr gisbt. E. F.

vcrantwortlicher Redakteur: Ukax Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.

Geschäftsstelle in Mstnrllen: CorneliusstrÄste 19.
 
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