Meggendorfers Humoristische Blätter.
8!)
Alahnung.
T heaterdiretlor: . . Ucrls, Ihr braucht zu riel, Ihr nährt Luch zu gut, — wie
wollt Ihr dann in den modernen Stüti'en das Llend darstellen?"
(Ain Ärfotg.
^ er bekannte poeterl statte vor kurzem eincn Band lyrischer Gedichte herausgegeben,
/ bei denen der Setzer ein xaar sehr unangenehu>e Böcke geinacht, die der Rorrektor
hatte stehen lassen.
poeterl war natürlich wiitend, »nd als sich ein Aritikus iiber diese Geschichte in
höhnischer Belustigung ergangen hatte, rannte er init siiegenden Locken in die Druckerei und
machte dein Aorrektor furchtbare, beleidigende vorwiirfe.
Man kann sich denken, daß sich Poeterl einen Todfeind geschaffen hatte, der ihn
zucrst verklagte, so daß seine Bärse eine bedenkliche Lrleichterung erfuhr und der, zweitens,
gcschworen hatte, bei der ersten sich bietcnden Gclegenheit Rache üben zu wollen, schreckliche Rachel
Und seine Zeit kam. ver entsetzlich fruchtbarc Dichter hatte ein Lustspiel ge-
schrieben und dieses war, wie er sich bei dreimal versperrter Thüre ehrlich gestand und ihm selbst
unbcgrciflich schien, von dem Stadttheater des Grtes, der die Lhre hatte Poeterl zu bcher-
bergen, zur Aufführung angcnommcn worden. Aber, o Pech, in derselben Druckerei, in der
poeterl seine lyrischcn Gcdichtc hatte drucken lasscn, wurden auch die Theatcrzettel gcdruckt.
?cr Uorrcktor machte zuerst drei Frcudensprünge als er den ersten Bürstcnabzug bekam und
dann einen dicken Strich durch Lustspiel — an den Rand aber setzte er als Korrektur
Trauerspiell! Und dann ging dieses schamlose Individuum, das einem großen Dichter
cine solche Schmach angethan hatte, ruchloser lveise zu cinom Lxtra-Seidel Mein. —
Poeterl hatte sich erhoben; er machte die sorgfältigste Toilette: so zerzaust wie
heute seine Locken waren und in eincn solch' schauderhaften Rnoten wie heute seine Rravatte
geschlungen war, hatte man selbst nach Lrscheinen seiner lyrischen Gedichte beides nicht gesehen —
das reine wandelnde Geniel Noch einen Schlag auf den Ralabreser von undefinierbarer
Farbe und dann schritt er auf die Straße.
was seine so fein gestimmte Seele empfand, als er an der ersten plakatsänle sein
Lustspiel zum Trauerspiel verwandelt fand, läßt sich nicht beschreiben.
Diesmal rannte er mit fliegenden Locken znm Direktor. An dessen Filzigkeit
scheiterten jedoch die beweglichsten Bitten. Die Zettel blieben angeklebtl —
Poeterl hatte sich in den hintersten winkel des Musentempels verkrochen und der
vorhang hob fich endlich.
Lautlos lauschte das Publikum, der Dichter glaubte, daß ihn das eigene tserz
zerschlage — warum lachte man nicht — warum?? Aber jetzt bei den kommenden Scenen,
welche er mit so unvergleichbarem bsumor und tvitz ausgestattet hatte, würde das publikum
Lin Lrfolg.
doch schon warm werden. Nun
war die erste da — was war
das? Linige Damen zogen die
Taschentücher nnd weinten.
Und so ging's fort l
Nach dem dritten Akte begehrte
man nach Poeterl — cs war kein
rauschender Beifall, aber es war
doch einerl
Freilich, das kann nicht geleugnet
werden: anf der Bühne bog sich
allcs vor Lachen — was genierte
aberdas Poeterl, der Erfolg war
da, wie er errungen murdc
war gänzlichgleichgiltig ....
ja, ja, es geschehen seltsamc vinge
anf dieser tvelt, besonders heut-
Zutage. Th. M.
De A'rüfung.
(Sächsifch,.
^ ^iooer L'eit, schon IN de verzig,
Backt uf ämal de Manie
Noch ze freien — gaum crfuhr
mersch,
tvußt' mer ooch gleich ä Bartic.
Aene alte Tante nämlich
Lud'n gleich zu ä'm Gafee:
„veitchen," schbrach se während-
dessen
„Du hast Glick, herrjemmersch ncel
„Denk' D'r nor de gleene Rcse
Uf der hibschen Bemmchenborg,
Grämte schon seit vielen Iahren
Sich um Dich de Nächte dorch —I"
,,„N)as de sagst I De gleene Rese?
Aber, laß' mich rechncn — heer',
Ich bin jetzt bald finfäverzig,
Sag'ämal, hat sie nich' mehr?""
„Nu', was macheu ecn, zwee
Iährchen,
lvenn se Dich nor innig liebt . . ."
'Sgab noch manches lvort das andrc,
Bis er endlich nach'r giebt
Un verschbricht, wenn er vorieber
An der Bemmchenborg mal gäm',
Daß er dort, wenn mersch ihm bietet,
Goch ä Debbchen Gafee nähm'. —
Aber wer, wie er, nu' gennt schon
Ieber zwanzig Iahr de Frau'n,
lveeß recht gut, 's is immer besser
Ihnen nich' ze viel ze trau'nl
Darum denkt er in scin' Sinne,
Ivenn Dc schlau sein willst un' bist,
Mußt De ärscht des Reschen priefen
Db se fier Dich bassend ist.
Aerscht da gam er denn mit Blumen
Uf de Bemmchenborg hinan
Un' des Reschen sieht'n lieblich
Holderrethend — glicklich an:
O
8!)
Alahnung.
T heaterdiretlor: . . Ucrls, Ihr braucht zu riel, Ihr nährt Luch zu gut, — wie
wollt Ihr dann in den modernen Stüti'en das Llend darstellen?"
(Ain Ärfotg.
^ er bekannte poeterl statte vor kurzem eincn Band lyrischer Gedichte herausgegeben,
/ bei denen der Setzer ein xaar sehr unangenehu>e Böcke geinacht, die der Rorrektor
hatte stehen lassen.
poeterl war natürlich wiitend, »nd als sich ein Aritikus iiber diese Geschichte in
höhnischer Belustigung ergangen hatte, rannte er init siiegenden Locken in die Druckerei und
machte dein Aorrektor furchtbare, beleidigende vorwiirfe.
Man kann sich denken, daß sich Poeterl einen Todfeind geschaffen hatte, der ihn
zucrst verklagte, so daß seine Bärse eine bedenkliche Lrleichterung erfuhr und der, zweitens,
gcschworen hatte, bei der ersten sich bietcnden Gclegenheit Rache üben zu wollen, schreckliche Rachel
Und seine Zeit kam. ver entsetzlich fruchtbarc Dichter hatte ein Lustspiel ge-
schrieben und dieses war, wie er sich bei dreimal versperrter Thüre ehrlich gestand und ihm selbst
unbcgrciflich schien, von dem Stadttheater des Grtes, der die Lhre hatte Poeterl zu bcher-
bergen, zur Aufführung angcnommcn worden. Aber, o Pech, in derselben Druckerei, in der
poeterl seine lyrischcn Gcdichtc hatte drucken lasscn, wurden auch die Theatcrzettel gcdruckt.
?cr Uorrcktor machte zuerst drei Frcudensprünge als er den ersten Bürstcnabzug bekam und
dann einen dicken Strich durch Lustspiel — an den Rand aber setzte er als Korrektur
Trauerspiell! Und dann ging dieses schamlose Individuum, das einem großen Dichter
cine solche Schmach angethan hatte, ruchloser lveise zu cinom Lxtra-Seidel Mein. —
Poeterl hatte sich erhoben; er machte die sorgfältigste Toilette: so zerzaust wie
heute seine Locken waren und in eincn solch' schauderhaften Rnoten wie heute seine Rravatte
geschlungen war, hatte man selbst nach Lrscheinen seiner lyrischen Gedichte beides nicht gesehen —
das reine wandelnde Geniel Noch einen Schlag auf den Ralabreser von undefinierbarer
Farbe und dann schritt er auf die Straße.
was seine so fein gestimmte Seele empfand, als er an der ersten plakatsänle sein
Lustspiel zum Trauerspiel verwandelt fand, läßt sich nicht beschreiben.
Diesmal rannte er mit fliegenden Locken znm Direktor. An dessen Filzigkeit
scheiterten jedoch die beweglichsten Bitten. Die Zettel blieben angeklebtl —
Poeterl hatte sich in den hintersten winkel des Musentempels verkrochen und der
vorhang hob fich endlich.
Lautlos lauschte das Publikum, der Dichter glaubte, daß ihn das eigene tserz
zerschlage — warum lachte man nicht — warum?? Aber jetzt bei den kommenden Scenen,
welche er mit so unvergleichbarem bsumor und tvitz ausgestattet hatte, würde das publikum
Lin Lrfolg.
doch schon warm werden. Nun
war die erste da — was war
das? Linige Damen zogen die
Taschentücher nnd weinten.
Und so ging's fort l
Nach dem dritten Akte begehrte
man nach Poeterl — cs war kein
rauschender Beifall, aber es war
doch einerl
Freilich, das kann nicht geleugnet
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allcs vor Lachen — was genierte
aberdas Poeterl, der Erfolg war
da, wie er errungen murdc
war gänzlichgleichgiltig ....
ja, ja, es geschehen seltsamc vinge
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Zutage. Th. M.
De A'rüfung.
(Sächsifch,.
^ ^iooer L'eit, schon IN de verzig,
Backt uf ämal de Manie
Noch ze freien — gaum crfuhr
mersch,
tvußt' mer ooch gleich ä Bartic.
Aene alte Tante nämlich
Lud'n gleich zu ä'm Gafee:
„veitchen," schbrach se während-
dessen
„Du hast Glick, herrjemmersch ncel
„Denk' D'r nor de gleene Rcse
Uf der hibschen Bemmchenborg,
Grämte schon seit vielen Iahren
Sich um Dich de Nächte dorch —I"
,,„N)as de sagst I De gleene Rese?
Aber, laß' mich rechncn — heer',
Ich bin jetzt bald finfäverzig,
Sag'ämal, hat sie nich' mehr?""
„Nu', was macheu ecn, zwee
Iährchen,
lvenn se Dich nor innig liebt . . ."
'Sgab noch manches lvort das andrc,
Bis er endlich nach'r giebt
Un verschbricht, wenn er vorieber
An der Bemmchenborg mal gäm',
Daß er dort, wenn mersch ihm bietet,
Goch ä Debbchen Gafee nähm'. —
Aber wer, wie er, nu' gennt schon
Ieber zwanzig Iahr de Frau'n,
lveeß recht gut, 's is immer besser
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Darum denkt er in scin' Sinne,
Ivenn Dc schlau sein willst un' bist,
Mußt De ärscht des Reschen priefen
Db se fier Dich bassend ist.
Aerscht da gam er denn mit Blumen
Uf de Bemmchenborg hinan
Un' des Reschen sieht'n lieblich
Holderrethend — glicklich an:
O