Aleggendorfers Huinoristische Blätter.
UO
beginn. Eine „Spinne" visitiert das Sitztriicherl, indes der Glas-
tzüttenhausknecht den Ganl ansspannt nnd dem Stalle znfnhrt.
Streng genommen wäre dcr Bränmcister am liebsten stanbans
tzeimgefahrcn mit scinem lsorzcnsgeheimnis, das gegen den
Reichszolltarif Nr. 41, 0, 5. (nnbedrnckte Tnch- und Zeug-
maren im Gewicht von mehr als 20» Gramm anf dcn Vnadrat-
mcter Gewcbeslächc) verstößt. Allcin das Aliigstc ist jctzt, mit
den „Spinnen" zn spielcn, cinen ordcntlichcn Tarockzn insccnicren,
die Grenzer möglichst gewinncn zn lassen. Das macht gnte
Stiinmung, besonders wenn der Lräner anch noch die gesamte
Zcche der „Spinncn" bcrappt. Dann kann cr, wie cs im „Fanst"
heißt, „ungeleitet nach lsanse gehn" bezw. fahren.
In der Gaststnbe hat cs eine Isitzc znm Umfallen; nach
ochter Banernart ist im Gfen cingeschiirt, als gingc die Iahrcs-
zeit bcreits anf kDcibnachten. Dcr dsckc Bräuer stälpit schon
unter der Stnbentlstir cin „Uff" nach dcm andern, kanm hockt
cr lstnter eincm Maßkriig am Tisch, pcrlcn schon die ersten
Schwcißtropfcn anf seiner kurzcn Stirne. Die „Spinncii" frei-
lich haben tzcnte keine Bewegung gemacht nnd sind, vom rum-
stehen frostig, nm die bchaglich warme Temperatnr rccht froh.
Sie drängeln znm Spielbeginn, wcil nachts Utzr der cine
Äufscster im Tnrnus den Außendienst antreten mnß nnd fiir
den Bräner schließlich ohne Laterncnlicht das lfcimfahren in
stockfinsterer Bacht auch keine Annehmlichkeit ist.
Die Uarten, richtig neue Aarten, werdcn gemischt, es
wird abgehoben, Lichclsieben, Graszestn nnd lferzaß — natiirlich
der Bräner. Also „gibt" der Bierversilberer, dem in sciner
Zugcknöpftheit schwiil ist zum Schlagtreffen.
Eine der „Spinnen" tzat zwar nnr vicr „lansige" Trnmpfe
in Rot, sagt abcr keck und verwegen e!n lferzsolo an und gc-
winnt cs, weil dcr dickc Bräncr dnrch seinc Transpiration vicl
zu sehr vom Spiel abgezogen ist und „patzt", daß es cinc Art hat.
Das nächste Spiol gewlnnt dic andere „Spinne", nnd ivie
beabsichtigt, wird der Bräuer gehörig reingelcgt. plötzlich
ivendet sich die Sache, der Bierversilberer bckommt die ganze
lfand voll „Stecher" in Griin, die ganze „Litanei" geschlossen
vom Siebener bis zur Aß nnd die tzohe Terz iu Schellcn. kvenn
statt des Aaro-Aänigs dcr Zehner da wäre, könnte der Bräucr
einen solennen Matsch ansagen und pro Nase eine Mark als
sicheren Gewinn einstreichen. lsml
Die „Spinnen" erraten aus ihreu Aartcn uud den un-
ivlllkiirlichen Gesten, daß der Partucr cin „Baucrnsolo" in dcr
ksand habcn mnsse, doch scheint der Lntscheid von eincm einzigcu
Blatt abzuhängcn.
Schlan und listig hetzen die „Spinncn" nnd hähncn.
„bfast keine Schucid' auf 'n Natsch, Bräuer, hc?"
Und der Bicrmcnsch stöhut: „Areuzsakra, die bsitz'l
Uffl wenn ich miißt', was liegtl"
Litie „Spiune" rnft: „lNut hat selbst der Mamcluckl"
„Ich riskier'sl Matsch in Griiu, allgemeiner Durchmarschl"
Dröhnend schlagt dcr Bräner jedes Aartcnblatt mit ivuchtigem
Faustschlag auf dcn Tisch, länger, imnicr längor werden dic
Gesichter der UUtspieler, erregt der Bräuer, je mehr sich das
Spiel zuspitzt. kvenn der Aaro-Zehner im Skat (Talon) liegt,
ist der Ulatsch gewonnen. Gliihend vor lfitze und Ausrcgung
knöpft der Bräuer die Ioppe auf, schlägt die lctzte Aartc auf
den Tisch uiid schreit: „Gewonnen, der Zehner „liegt" I"
Im selben Angenblick rntscht vom kscrzen des Bräuers
die Aontcrbande, der geschmuggelte Lodcnstoff 'runter und fällt,
die Biergläser umwerfend, auf den Tisch.
„Vhal lfalt, Aonterbandcl" schreien die ZLllncr und
konfiszieren den Lodenstoff.
Starr guckt der Bräuer anf die nun ganz dienstlich ge-
wordencn „Spinnen", die ihn anffordern, augcnblicklich mit aufs
Zollamt zu kommen.
„Aber meine lferrenl"
„Nichts dal vorwärts Ukarsch!"
„Abcr mein Uiatsch?"
„Ictzt ist ansgespicltl Der Dienst gcht vorl"
kvährcnd dcr lvlrt und die Aellnerin sich vor Lachen
über dcn Reinfall des Bräuers schier ausschütten, wird dcr
Aonterbandist zur Amtshaiidlung geschleppt und ihm in der
Aanzlei dor Lrnst des dcutschcn Rcichstarifes nebst Strafbe-
stimmuug acl Iioc klar gcmacht.
Zahlcn heißt cs, Strafe für vernnglückton Schmuggel
zahlcn nnd zwar sofort. Der Bräuer will gerne dcn Geminu
ans dcm Ukatsch retteu nud verlangt safortige Lerappnng, anf
daß dic Strafe nlcht gar so tcncr werdc. Der Zollvcrwaller
aber crklärt, daß ihu die Tarockgeschichte gar nichts angehe und
sich der Aouterbandist nunmehr zu trollen habe.
Lin Fuhrwerk raßclt heran und muß dicustlich behandelt
werden. Die Aufseher walten ihrcs Amtcs, sie haben kcinc
Zcit mehr, sich um dcn Bräuer zu kümmern.
verloren, doppelt verlorenl lvütcnd nnd fluchend läßl
der Bräner anspannen und fährt mit dem kostspiclig gewordcncn
Lodeustoff hcimwärts durch die finstere Nacht. Das nächstcmal
soll sich die Gattiii ihreu Lodenstoff selber „schwärzen". Uud
der Teufcl hole dcn ^— Greuztarockl
(Lin wiirdsicherer Drt.
Bauer: „Geh UUchel, mach's Ulaul a wcng aufl" Ukichol:
„Zu wos denn?" Bauer: „Ich möcht ma scho allewei 's Zigarrl
anzünden, aber der Tcifi's Ivind löscht ma alle Zündhölzle aus."
Verantwortlicher Redakteur: Ukar Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreibcr, beide in Lßlingcn bei Stuttgart.
Gefchäflsstelle in Münch en: Cornelinsllrnlre 19.
UO
beginn. Eine „Spinne" visitiert das Sitztriicherl, indes der Glas-
tzüttenhausknecht den Ganl ansspannt nnd dem Stalle znfnhrt.
Streng genommen wäre dcr Bränmcister am liebsten stanbans
tzeimgefahrcn mit scinem lsorzcnsgeheimnis, das gegen den
Reichszolltarif Nr. 41, 0, 5. (nnbedrnckte Tnch- und Zeug-
maren im Gewicht von mehr als 20» Gramm anf dcn Vnadrat-
mcter Gewcbeslächc) verstößt. Allcin das Aliigstc ist jctzt, mit
den „Spinnen" zn spielcn, cinen ordcntlichcn Tarockzn insccnicren,
die Grenzer möglichst gewinncn zn lassen. Das macht gnte
Stiinmung, besonders wenn der Lräner anch noch die gesamte
Zcche der „Spinncn" bcrappt. Dann kann cr, wie cs im „Fanst"
heißt, „ungeleitet nach lsanse gehn" bezw. fahren.
In der Gaststnbe hat cs eine Isitzc znm Umfallen; nach
ochter Banernart ist im Gfen cingeschiirt, als gingc die Iahrcs-
zeit bcreits anf kDcibnachten. Dcr dsckc Bräuer stälpit schon
unter der Stnbentlstir cin „Uff" nach dcm andern, kanm hockt
cr lstnter eincm Maßkriig am Tisch, pcrlcn schon die ersten
Schwcißtropfcn anf seiner kurzcn Stirne. Die „Spinncii" frei-
lich haben tzcnte keine Bewegung gemacht nnd sind, vom rum-
stehen frostig, nm die bchaglich warme Temperatnr rccht froh.
Sie drängeln znm Spielbeginn, wcil nachts Utzr der cine
Äufscster im Tnrnus den Außendienst antreten mnß nnd fiir
den Bräner schließlich ohne Laterncnlicht das lfcimfahren in
stockfinsterer Bacht auch keine Annehmlichkeit ist.
Die Uarten, richtig neue Aarten, werdcn gemischt, es
wird abgehoben, Lichclsieben, Graszestn nnd lferzaß — natiirlich
der Bräner. Also „gibt" der Bierversilberer, dem in sciner
Zugcknöpftheit schwiil ist zum Schlagtreffen.
Eine der „Spinnen" tzat zwar nnr vicr „lansige" Trnmpfe
in Rot, sagt abcr keck und verwegen e!n lferzsolo an und gc-
winnt cs, weil dcr dickc Bräncr dnrch seinc Transpiration vicl
zu sehr vom Spiel abgezogen ist und „patzt", daß es cinc Art hat.
Das nächste Spiol gewlnnt dic andere „Spinne", nnd ivie
beabsichtigt, wird der Bräuer gehörig reingelcgt. plötzlich
ivendet sich die Sache, der Bierversilberer bckommt die ganze
lfand voll „Stecher" in Griin, die ganze „Litanei" geschlossen
vom Siebener bis zur Aß nnd die tzohe Terz iu Schellcn. kvenn
statt des Aaro-Aänigs dcr Zehner da wäre, könnte der Bräucr
einen solennen Matsch ansagen und pro Nase eine Mark als
sicheren Gewinn einstreichen. lsml
Die „Spinnen" erraten aus ihreu Aartcn uud den un-
ivlllkiirlichen Gesten, daß der Partucr cin „Baucrnsolo" in dcr
ksand habcn mnsse, doch scheint der Lntscheid von eincm einzigcu
Blatt abzuhängcn.
Schlan und listig hetzen die „Spinncn" nnd hähncn.
„bfast keine Schucid' auf 'n Natsch, Bräuer, hc?"
Und der Bicrmcnsch stöhut: „Areuzsakra, die bsitz'l
Uffl wenn ich miißt', was liegtl"
Litie „Spiune" rnft: „lNut hat selbst der Mamcluckl"
„Ich riskier'sl Matsch in Griiu, allgemeiner Durchmarschl"
Dröhnend schlagt dcr Bräner jedes Aartcnblatt mit ivuchtigem
Faustschlag auf dcn Tisch, länger, imnicr längor werden dic
Gesichter der UUtspieler, erregt der Bräuer, je mehr sich das
Spiel zuspitzt. kvenn der Aaro-Zehner im Skat (Talon) liegt,
ist der Ulatsch gewonnen. Gliihend vor lfitze und Ausrcgung
knöpft der Bräuer die Ioppe auf, schlägt die lctzte Aartc auf
den Tisch uiid schreit: „Gewonnen, der Zehner „liegt" I"
Im selben Angenblick rntscht vom kscrzen des Bräuers
die Aontcrbande, der geschmuggelte Lodcnstoff 'runter und fällt,
die Biergläser umwerfend, auf den Tisch.
„Vhal lfalt, Aonterbandcl" schreien die ZLllncr und
konfiszieren den Lodenstoff.
Starr guckt der Bräuer anf die nun ganz dienstlich ge-
wordencn „Spinnen", die ihn anffordern, augcnblicklich mit aufs
Zollamt zu kommen.
„Aber meine lferrenl"
„Nichts dal vorwärts Ukarsch!"
„Abcr mein Uiatsch?"
„Ictzt ist ansgespicltl Der Dienst gcht vorl"
kvährcnd dcr lvlrt und die Aellnerin sich vor Lachen
über dcn Reinfall des Bräuers schier ausschütten, wird dcr
Aonterbandist zur Amtshaiidlung geschleppt und ihm in der
Aanzlei dor Lrnst des dcutschcn Rcichstarifes nebst Strafbe-
stimmuug acl Iioc klar gcmacht.
Zahlcn heißt cs, Strafe für vernnglückton Schmuggel
zahlcn nnd zwar sofort. Der Bräuer will gerne dcn Geminu
ans dcm Ukatsch retteu nud verlangt safortige Lerappnng, anf
daß dic Strafe nlcht gar so tcncr werdc. Der Zollvcrwaller
aber crklärt, daß ihu die Tarockgeschichte gar nichts angehe und
sich der Aouterbandist nunmehr zu trollen habe.
Lin Fuhrwerk raßclt heran und muß dicustlich behandelt
werden. Die Aufseher walten ihrcs Amtcs, sie haben kcinc
Zcit mehr, sich um dcn Bräuer zu kümmern.
verloren, doppelt verlorenl lvütcnd nnd fluchend läßl
der Bräner anspannen und fährt mit dem kostspiclig gewordcncn
Lodeustoff hcimwärts durch die finstere Nacht. Das nächstcmal
soll sich die Gattiii ihreu Lodenstoff selber „schwärzen". Uud
der Teufcl hole dcn ^— Greuztarockl
(Lin wiirdsicherer Drt.
Bauer: „Geh UUchel, mach's Ulaul a wcng aufl" Ukichol:
„Zu wos denn?" Bauer: „Ich möcht ma scho allewei 's Zigarrl
anzünden, aber der Tcifi's Ivind löscht ma alle Zündhölzle aus."
Verantwortlicher Redakteur: Ukar Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreibcr, beide in Lßlingcn bei Stuttgart.
Gefchäflsstelle in Münch en: Cornelinsllrnlre 19.