Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 26.1896 (Nr. 288-300)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16564#0120
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
717 e g g e n d o r f e r s u in o r i st i scb e B ! älterr

U6

Auf stoiniger Strasze wandelt eine Frau
In härenem Gewande. Starkgebaut
Sind ihre Glieder, ohne Formenschönheit.

Zur Faust geballt sind des tVeibes ksände
Und trohig schiebt das eck'ge Ainn sich vor.

Doch wenn du in das Aug' dem weibe schaust,
Dann siehst du drinn ein stilles, srommes Leuchten,
wie Sonnengruß nach grauser wetternacht,

— Das ist die Freundschast.

Ein müdes weib sitzt in dcm niedern Ziinmcr
btnd näht und nästt an der Niaschine. Asuchend
Der Atem geht. Schon ausgctrunkcn hat
Sie den Aassee, der ihre einz'ge Nahrung.
vor ihren Blicken lacht kein Maienmorgen,

Sie sieht nur staub'ge ksäuser, welkes Laub, —

Doch in der Seele klingt cin siiß' Lrinnern,

Das all den Iammer zauberisch vergoldet,

— Das ist die Treue. Chr. Flüggcn.


VurchkrerlM ^

Bolitik.

^2ei dem guten
Rabbi Sinison
der kleinen Gcmeinde
zu Z., welcher dic
dnrchreiscnden Tal-
mudschiiler gerne
gastlichausttalrmchielt
sich nuii solch' ein
Iüngling schon über
wochcn auf, ohne
an seine Abrcise zu
denken.

„Simsonleben",
fragtc dahcr eines
Tages die Frau des
Rabbi, „werd denn
der Bocher') noch nix
bald wegreisen?"

„Ich weiß es nix."

„Simsonleben,sol-
len nier denn eh so
fort den Mouschen
fiittern, wo mer doch
selbst kaum zu essen
haben?" — „lseut
muß cr mer noch
eraus", sprach aber-
mals nach kurzer
jdause mit drohender
Gebärde die Frau des
Rabbi, „gleich bei
Tisch muß er mer
sort, woil ich komm
grod auf e guten Ge-
danken. Du werst
nämlich heut aufs
Lssen schimpfen, ich
aber wer's lobcn. Gebt
er nu Dir recht,
schmeiß i ch'n heraus,
gebt er niir recht,
schmeißt Du ihn
heraus, und nur so
werdn mer'n losl"

Der Rabbi, an-
fangs dem Planc ab-
geneigt, willigte zum
Schlusse ein, und, wie
verabredet, hub er
bei Tische an: „Du
Sarah — die Aräg-
lach^) sind schlecht,
nicht zuin genießenl"

„Aber Simson,
die Aräglach sind doch e so gut, sie zerfließen doch anem im
Mund" antwortete die Frau und wendete sich gleich darauf
zum Gaste mit der Frage: „Nu Bocher, und wie schmecken
Ihne die Aräglach?"

Dieser hatte mittlerweile dem Gcrichte tüchtig zugesprochen
und meinte: „wegen der s Wochen, die ich noch bei
Luch bleib', will ich mer mit Euch nix verseinden."

Nreundschast, -Liebe, Treue.

MUN

Getaucht dcn Blick in heiße Feuergluten
Schaut sie dich an und schlingt die vollen Arme
ign sinnbethörter Lust dir um den ksals.

Das schöne weib, es führt dich fort durch Fluren,
Draus wundersamc Märchenblumen blüh'n;

Es führte dich an den See, den stillen, dunklen,
wo weiße Schwäne durch die lVellen ziehn,
wo Nixen träumen süß im Dämmerlicht,

— Das ist die Liebe.

Kontroll'e.

Thes (während dcr stillen Geschäftszeii): „Sie haben doch nicht etwa
diesen Nachmittag geschlossen und sind zum Rennen
hinaus?"

Aommis: „Was trauen Sie mir zu . . . .?"

Thef: „Na na, zeigen Sie mal die Fliegen her, die Sie heute
gefangen haben?"
 
Annotationen