Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 26.1896 (Nr. 288-300)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16564#0133
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Meggendorfers humoristische Blätter.

i29

(Lin gckitdcter iZZeitlcr.

Bottlcr: „Mellleii Sie mcht die Güte haben,
meincn verdannngsapparat niit ctwas wariner
Snppe zu beschäftigen?"

Nuf Duchthculswache.

stiinintcii ini wesentlichen niit denjenigen bjeischkcs iibercin. Lr hattc znerst dcn
Anruf lseischkes gehört nnd gelauscht. Beiin zweiten Anruf war er dcin
Ourchgang zugelanfen. Gcschcn hatte er nicinanden, wohl abcr ganz deut-
lich die Tritte eines fliehenden Menschen vernoniincn. Ain Dnrchgang
hatte cr danii kjeischke getroffcn nnd von ihm erfahren, worniii es sich
handelte. Da er aber seinen lsof nicht verlasscn durftc, so hatte er weiter
nichts thnn konnen.

wir ivarcn ratlos. „Absuchenl" entschied zulctzt Scrgeant Pntz.
wir gingcn zur wachstnbc znrück, alariniertcn die ganze wache, bewaffneten
alle Lcute init scharfen patronen und schickten sie zu drci nnd drei als
jdatrouillcn ab init dein Auftrag, alle ksöfe anf das Sorgfältigsto abznsnchcn.

Nach cincr Stnnde warcn säintliche Patronillen unverrichtetcr Sachc
zurückgckoininen. Mas nnii? Sorgeant Piitz entschloß sich endlich, deni
anfsichtführendcn Inspektor dcr Anstalt das vorkoniinnis initzuteilen. Dcr
znckte iiiigläubig lächelnd die Achseln. „Die Wächter auf den Aorridorcn
haben nichts bcnierkt," sagte er, „sonst wäro es inir genieldct worden. Und
wcnn Sie nichts gefiinden haben, dann kann ich jetzt auch nichts wciter thnn.
Dann niüssen wir bis zmn Morgen wartcn. wcnn dann die Sträslingc
aus den Schlafsälen herausgelassen nnd znglcich gezählt werden, kann das
Fehlcn des einen oder anderen festgestcllt werden."

Dainit iiinßtcn wir uns znfricden gcben. wir saßen noch einc
halbe Stnnde in der tvachstnbe beisaininen und bcsprachcn den Fall. Dann
lcgte sich ciner nach dcm andern wicder anf seinc jdritsche. Nnr der
Sergeant wolltc sich nicht beruhigen. Lr war init eineniniale ganz ninntcr
gcworden. Als die Lente wieder schnarchten, winkte cr niir, dcr ich allein
ihin gegenüber sitzen geblieben war. „Lasscn Sie uns noch eininal
hinaiisgchcn."

wir kamcn wicdcr zn tscischke und dcr Sergcant licß sich die ganzc
Gcschichte noch einnial crzählcn. Aopsschüttelnd betrachtetcn wir ans einigcr
Lntfernung den Durchgang. Und da, währcnd wir noch so standen, tanchte
plötzlich vor nnseren Angcn cinc dnnklc Gcstalt an dcr inatt belenchtcten
wand dcs Dnrchgengs anf nnd schlich sich daran cntlang anf uns znr

innßlc lseischke crzählcn. Lr
/ t war anf scincni lsofe auf- nnd
^ abprtrouilliert. Da hatte er
plötzlich, sich nindrchend, eine Gestalt ge-
sehcn, wolche sich dnrch den Dnrchgang
bindiirch an der wand cntlang anf seinen
isof znschlich. Lr hatte sie angerufen.
Da hatte sie gestntzt und lsalt geinacht.
Als er ziiin zweiteninal gerufen, hatte
sie im Trab ihren lveg fortgesetzt, wobei
cr ganz dcntlich dio Tritte auf dcni Pstaster
hatte klappcrn hörcn, nnd war dann iinr
dio Lcke des Ncrivaltnngsgebäiidcs herum
ini Schatten verschwunden.

„waruni haben Sic nicht geschossen?"
fragte barsch der Sergeant.

lscischke wnrde sehr klcinlaut. Dcn
Paragraphcn dcr lvachinstruktion hatte
er niindestens zehnnial sich laut vor-
dcklainicrt nnd nnn hatte seine wissen-
schaft ihn doch iin Stich gelassen.

U?ir bctrachtctcn die Lckc, uin wclche
die Gestalt verschwnnden mar, wir suchten
die ganzc im Schatten liegendo Längs-
wand des Ncrwaltnngsgebändcs ab, aber
wir fanden nirgcnds cincn Uicnschcn oder
auch nnr eine Thiir, cin Fenster, einen
winkcl, in welchein er hätte verschwindcn
können.

Schließlich begabcn wir nns zu doni
Posten auf lsof 3 hinübcr. Dort stand
dcr Linjährige Blcifuß. Seine Angaben

^bonnementL-IinlSrjlmL

auf die

Me^^enäo^ken Vlätter

Uiit nächster Nuinmer beginnt ein neues 6?uartal (27. Ba»d) der
Meggendorfcr Blätter und ersuchen wir unsere verchrlichcn dlboilncntcn ihrc
Bestcllnngen sofort zn crnenern, dainit in der rcgelniäßigen Zuscndnng dcs Llattcs
keine vcrzLgcrnng cintritt.

Unser Bcstreben mird auch für die Folge sein,

-— dnrch künstlcrische Rcprodnktion nnscrcr Griginal-

Zeichnnngen, sowie änßerst sorgfältige Answahl des Lcsestoffcs

(jede Nninnicr enthält m Seiten)-das schönste

farbige witzblatt zu bleiben.

jdreis dcs Bandcs (1U Nuinmern) Mark 3. —.
bei allen Bnch- und Unnsthaiidlungen, Zcitnngsexpe-
ditioncn nild jdosläintern. — !öci direktcr Z»se»d»»g
iiuter Krcuzbaiid: in Dentschland u. Gesterreich 3 Uik. 25 jdfg.,

Ansland 4 Francs 50 Lts. —

Linzclne Nuniiner 25 j?fg. — Für Familiciikreisc eni-
pfichlt sich dcr Bezng unscrer iqtägig erscheinenden lseftansgabe:
nur dnrch den Bnchhandcl erhältlich in bjeftcn ä. 50 j)fg, —

Allc Freunde des lsninors sind zuin Abonne»
incnt eingeladcn.

Die bereits crschienencn 20 Bände sind durch jede Buch- und Uunsthandlung
zn beziehen.

Uk ii n ch c n - L ß l i n g e n - w i c n.

Berlag und Redaktion dcr Meggeiidorfer Blättcr.
 
Annotationen