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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0025
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

2s

Kekränkles (Lhrgefühl.

Einbrccher (über seine» neue» Linbruchsdiebstahl iesend): „ . . ,lind

der Thäter ist einer der cirgsten Spitzbnben der Stndt', wic mcin
doch von dcr presse init Schinut; beworfen wird!"

können, Tcinte Berlog dagegen nur von Lachsalven unterbrochen
ihrem Neffen znriifen konnte: „Gcschiefft Dir ganz recht, inein
Innge l Sei Du hiibsch bescheidcn in Deinen Aenßeriingen iiber
die jnnge weiblichkcit, oder weiblichc Iugend. Ich kann es
der Ilse gar nicht verdenken, wenn sie Dir heimleuchtet."

„Aber gncidigste Frau Tante . ." vr. Lgbert sandte einen
Strcchl herzinniger Licbe aus seinen Augen in das wundcrsüße,
jeht ganz ernst und teilncchmlos darein schaucnde Antlitz der
„sauren Base," „ich bitte tausendmal um vcrgcbung, ich . . ."

„Schweig nur stilll" Die gncidige Fran Tante ließ ihn gar
nicht zu lvori kommen. „Wer Damen einen Aorb giebt, wenn
cr sie in die Sommerfrische begleiten soll, der ist der beste Bru-
der auch nicht . . ."

„Siehst Du, Bauke . . ?!" Gnkel Landrat nickte lachend
heriiber.

„blills tois paräov, gnädigste Tante, ich hatte mich vor-
zubereiten-"

„Iawohl, in corpors mit Deinen Uommilitonen in den
Bergschänken beim Salamanderreiben nnd Biervertilgen. Das
kennen wir . . .1"

„Schaust Du da heraus?!" Ietzt halte Or. Lgbert (Dber-
wasser. „Salamanderreiben und Biervertilgen m»ß auch sein,
dazu ist es dal" rief er „und in den Bergschänken sind auch
Damen-"

„Mögen schöne Damen sein-"

„Ganz wunderliebliche sogar, gnädigste Tante, können anch
Salamander exerzieren und Bier vertilgcn —."

„Na ja, da haben wir es I und solche-."

„Bitte gehorsamst, gncidige Frau Tante, keine Ucbereilungl"
Der bserr Doktor, der sonst allczeit Lrziehung genug an den
Tag legte um dcn Mund zu haltcn, wenn ältere Personen und
namentlich Damen reden wollten, schlug heute aus der Art.
Lr schnitt der Tante Berlog das wort ab: „Ls sind nicht nur
wunderliebliche, sondern auch höchst respektable junge Damen,
von denen ich rede. Sie hängcn sich sogar die Mäntel voll-
ständig fremder lferren iiber die Schultern, um diese besser ko-
pieren zu können nnd-"

„lsöre auf, Iungel N)enn Du schnurrcn willst, dann . ."

„Schnurren, gnädigstc <srau Tante? Da möchte ich doch
sehr bitten! Meine gnädige — pardon — ungnädige Fräulein
Basc an ihrer Seite wird mir bestätigen können, daß . . ."

»Ils°?"

„Du, Mädel?I"

Lin lustiger Schelmenblick des Or. jnr. st oam. flog jetzt
zu Ilse hiniiber, die noch immer ein ernstes, jetzt aber nicht
mehr tcilnahmloses, sondcrn etwas böses Gesicht machte. Und
nun rief sic gar leise aber schnell: „Iviißte nicht, wie ich in
der Lage sein sollte, Ihre Damenbekanntschaften in den Berg-

schänken zu kontrollieren, Ljcrr vr. von Lsagen-." Dabci

zuckte aber wiedernm ein so loser Schalk um ihre Mundwinkel,
daß Bnkel Laiidrat in die kfände klatschte:

„Brav, Mädel, bravl wehre Dich tapfer!"

vr. Lgbert lachte frisch und fröhlich auf. „Gnädigste
Fräulein Base scheint ein kurzes Gedächtnis zu haben. Schadel
Da können Sie mir wahrscheinlich auch nicht verraten, welche
dcr jungen Damen aus der Bergschänke sich damit beschäftigte,
den lserren goldene Armbänder an den Aopf zu wcrfen?"

Ietzt huschte eine jähe Röte iiber Ilses Antlitz hin. Die
Sache war kritisch gewordcn, das merktcn sowohl Vnkcl Land-
rat, wic Tante Berlog. Sie blickten beide von Ilse zu Egbert,
und Gnke! Landrat fragte mit beftimmtem Tone: „lvas ist
das fiir cine Sache mit dem Armband?!"

„Lh — Gukclchcn, Ich sage ja: In der Bergschänke hat es
einc junge Dame gcgcben, welche die Liebhaberoi zu bcsitzen
scheint, jiingen lserrcn goldene Armbänder an den Aopf zu
wcrfen. Ich dachte, meinc gnädigc Fräulcin Lase könne mir
Anskuiift iiber diese jnnge Damc gcbcn . . ."

„Da werde cin Anderer draus klugl" riefen Vnkc! Land-
rat und Tante Berlog zu gleichcr Zeit, währcnd Base Ilso
augcnschcinlich mit Lachcn und lveinen im Aampfe lag.

„vielleicht erinncrt sich gnädige Fräulein Base eher, wenn
ich ihr etwas zu lfilfe kommc," fuhr vr. Lgbert fort, „es ist
cin ganz sonderbarcs Armband, ein bekannter Spruch, den ich
persönlich grade auf die betrcffende junge Dame anwendcn
möchte. Lin Armband, das aus lanter Luchstabon bestcht . ."

„Ielängerjelieber . .1"

„Ah-Vnkel Landrat kcnnt das Armband?!"

„Frag' noch langel lsabe es ja dcm lNädel zur Iton-
firmation geschenkt, um ihr zu sagen, daß sie mir „jelänger-
jelieber" sein würde, weil sie befürchtete, sie wiirde ein bißchen
allzulänglich in die Lsöhe schießen. Golt, mein lserzblatt?"

„Ah —", vr. Lgbert that wie aus den lvolken gefallen,
„dann begreife ich wirklich nicht . ., gnädigste Fräulein Base,
warum Sie mir dieses Armband an den Aopf geworfen haben?I"

Ietzt tratcn der hübschen Base in dcr That zwei Thräncn
in die Augen. „Sie sind abscheulich II" rief sie dem vr. jur. et
eam. zu, stand auf und eilte davon.

Or. Lgbert folgtc ihr auf dem Fuße nach, unbekümmert
um Tante Berlog und Gnkel Landrath, wclche bcgreiflicherweise
auf die Lösung dieses Rätsels gespannt waren.
 
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