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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0028
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

2^

Äin Äingebildeter.

^lromer (das Titelblatt eines Buches, das er gefunden, lesend): „Iebildete aller ^tände?" „Det
is was fiir mich zmn lesen!"

Vraküscher Vorschtaa.

Gemeindevorstand: „Es
steht nun zur Beratnng
der Antrag auf ver-
größernng des Airch-
hofe s."

Geineindemitglied: „ Ich
meine, wir warten crst
mal ab, wie der nene
Arzt sich anschicken wird."

Der Unlerkaklncister.

Linem Bereiter im Leib-
stall eines Landesfiirsten ivird
am allorhöchstcn Gebnrtsfest
der Titel „Unterstallmeister"
verliehen. Als ihm die Stall-
knechte in corpore zn der
AiiszeichnnngGlückwiinschen
wcndet er sich also an die-
selbcn: „Das Zlussprechen
des langen wortes „Unter-
stallmeister" wird ench ohne
Zweifel bcschwerlich fallen.
Ulacht deshalb dio Sache
kiirzor nnd redet mich von
hente ab einfach mit „bserr
Stallmeister" an."

(Lin Sieg öer Zntelligen^.

ic," sagt der Förster Lugncr zn den Stammgästen im
lsirschcn, „weil die Rede gcrade von dcn Affen ist, ich
hab' auch einmal einen gohabt . . . aber was lachen
S' denn? Ulas, ich hätt' schon unzählige gehabt? Ich mnß
schon bittcn meino bscrrrn, daß Sie mich mit Uoppeldentigkciten
auslassen, dor Aff' war von Fleisch nnd Blnt!"

„Also nochmalsl Ich hab' einmal einen Affen g'habt . . .
mcine kherrcn jetzt verbitt' ich mir aber crnstlich, daß Sie lachcn
. . ., don hat mir mein Graf in die Drossnr gegeben, weil cr
sich zu nngcbildet aufgefiihrt hat. Selbstverständlich hat er sein
Benehmen anch bei mir fortsetzen wollen — ich bin ihm aber
gekommen, wie Sie gleich hören wcrden.

Schon bei der crstcn Strafpredigt also hnpft dcr unver-
schämto Aerl auf mcine Biicherstellage nnd macht mir eine
lange Basel Linem andern wie mir wäro natnrlich sofort dio
Gednld gerisscn, cr hätt' die ihnndspcitsch' genommen nnd das
Luder furchtbar verhau'n — nicht so ich. So ein gewiegter

Abrichter läßt sich zn keiner nn-
vernnnftigen Lsandlnng, wclche
dcn Trotz der Bcstie herausge-
fordert hatte, hinreißen, o nein,
da miiß man crzichcrisch wirken,
die Ueberlcgenhcit des mcnsch-
lichen Geistes tierischer Un-
vcrnunft gegennber ins Treffen
fiihren und der Sieg blcibt nicht
ans I

Ich schau' ihm also ganz ernst in seinc grinsende Fratze,
heb' langsam die isand und — mach' ihm auch eine lange Bas'I

U?ie ich ihn das nächste Ucal ncl corain nohmcn will, macht
der Uerl schon mit beidon pratzen das alte Manäver — ich
aber nehme diesmal meine beiden Lsände. Anrz darauf bin
ich wiedcr mit ihm nnzufrieden, kanzel ihn ab und denk', dies-
mal langt cs sichcr, als cr vom Alciderschrank horunter ^— mit

seinen beid en lsänden und einem Fuß eineRiesennase hcrnnter-
machtl Ietzt hätten S' aber sehcn sollen, wie mein eincr
Stiefel in die Lck' g'flogen ist, wie ich ebenfalls mit zwei bsänden

und einem Fuß —
ich trag' sogcnannte
Fingerstrümpfe —
eine Ukordsnas'n zn
ihm naufg'macht habl
Vuitt waren wir,
abcr luck hat er net
lasscn; das nächste
Uial nimmt er auch
noch seinen andern
Fußl Ls wär' ja nicht gefehlt gewesen — aber g'rad'an dem
Tag hab ich am einen lsaxen das jdodagra g'habt und so hat
das Luder cinen halben Tag lang auf mich armen Aerl, der
ich hilflos im Lehnstuhl liegc, lange Rasen mit zwci lhänd
und zwei Füß' heruntergemacht. Ukeine U?nt können Sie
sich denken — ich hab' nur einen Gedanken gehabt: das mußt
dn dem Lnder unbedingt heimzahlenl

Richtig bin ich auch dnrch angestrengtcs Nachdenken anf
ein famoses UUt-
tel znm Zweck
gekommen und
jetzt werden S'
spitzenl

lvährend der
Aff' nämlich
g'schlafenhat, hab'
ich mir von meiner
lsaushälterin
meine Sonntags-
bnckskinhandschnhe kommcn lassen, die hab' ich dann mit lVerg
ausg'stopft und in das Loch in das man schlupft, je einen Stock
 
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