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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0035
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!Neggendorfers Humorislifche Blätter.

3l

Kein Ztandpmckl.

Altcr Trinkcr: „lvas niitztc es den pliönizicrn eigentlich,
daß sie das Glas erfnnden haben, wcnn sie nicht auch dcn
Schn aps dazu hattcn."

Nrage.

Studiosus Bummcl lvor den, Lxamcn): „Ietzt weiß ich nicht,
mache ich den Durchfall init oder ohne vorbereitung?"

Rach bcrühmtem Muster.

„lserr Baron habcn neulich wieder kolossales Aufseßeii erregt."
„Ia, l'äclat c'sst moil"

Kchön gefagt.

Unteroffizicr <vor dcr gnsiruktionsstunde), „So, jetzt wollen
wir die Kerls wieder 'mal 'n bißchen mit Rnltur belecken."

I woist net, wie des komme ist.

M woiß net, wie dcs komme ist,
's ist aber scho' aso, —

I bi' jetzt in Gcdanke oft
Ver Gngug woiß net wo?

's mird jctzt a lvoche drci tzer sei',
Do tzan i 's Liesle g'seh,

Und seit der Zeit ist an' boi mir
D' Sach' net im Blei mehr g'we l

Und wenn i' bei dem Liesle bi',

Bo ist voll älles aus,

No guck i 's a' und schwätz' kei Wort,

Do komm der Gugug d'rausl G. S.

Äer ktuge Dackel.

ie glanben gar nicht," begann dcr Gberförster, „was siir
ein kluges Tier mein Dackel istl Mcincr Frau ist er bcim
Tinkaiifen nnentbehrlich. Seit einigen Tagen bringt cr mir
schon die Zeitung ins Lsaus. Iedcn Ukorgen, wenn wir im
Begrisfe sind, unsern Uasfee einznnehinen, länft er schnnrstracks
znr j?o>t, nnd nach kaum <o UUnuten kommt er mit dem Blatte
im Ukanl angerannt.

Iiingst, als wir rvicdcr bcini Frnhstnck saßcn, findcn wir
den Dackel in dcr Zimmerccke liegcn. Lr hat offenbar anf die
Zcitung vergcssen, dcnke ich mir. Um ihn zu crinnern neffmc
ich ein altes Blatt zur ksand. Tr schant mich an, knnrrt nnd
riihrt sich nicht. Da rnfe ich iffm lant zn, er mögc nm dic
Zeitung gchcn und nehme, um meincr Anffordernng Nachdruck
zn verlcihen, den Stock znr lsand. Doch vergcbcns! Ukcin
Dackel gcht nicht vom Fleck.

Plötzlich fällt cs mir ivic Schuxpcn von den Angcnl Ts
ist ja ffente Ukontag, da erscheint die Zcitnng crst in den Nach-
inittagsstnndcnl"

Der Zetlel im )Zuch

von rvilh. L^ügel.

uf dem Lofa liegt Fritz Brombcrg und liest die „Llixira
des Tcnfels" von L. T. A. ksoffmann, die er sich gestern
aus der Leihbibliotffck geholt.

Lr wendet eine Seite um und aus dem Buche flattert
ein Zettel auf den Bodcn nieder. Der Lesende hebt ihn auf
und findet, daß er mit einigen Zeilen bedeckt ist, welche nüt
Bleistift geschrieben sind. Da die Zchrift sehr zierlich und fcin ^
ist, so daß dieselbe in dem nicht mit übergroßcr lfelligkeit be-
dachtcn Zimmer kaum zu lesen ist, erhebt er sich von dcm 5ofa,
geht mit dcm jdaxier nach dem Fenster hin, wo es ihm gelingt
das Geschriebene lesen zu können. Ls lautet:

„Der bserr, welcher in dcm Buche diesen Zettel findct,
wird von eincin iingliicklichen Mädchen gebetcn, sich ihrer an-
nehmen zu wollen. Dasselbe hat untcr der Tyrannei ihres
vormnndes viel zu lciden und kann ihrem Guälgeist nur dnrch
cine baldige heirath entgehen. Sollte der betreffende bserr nicht
ehescheu sein und dcn ssrinzen spielen wollen, der das Dorn-

röschcn erlöst, so wird cr höflichst aufgcfordert, sich nach Balds-
hausen zn begeben, dort in dem lsans Nuinmer zwölf in der
Miillcrstraße zwischen vier nnd sechs Uhr nachmittags — zn
welcher Zcit mein Tyrann stcts abwesend ist — zn erschcincn
nnd dem die Thiirc öffnenden Dicnstinädchen zu sagen, daß er Fräu-
lein Lugenie Bilden zu sprechen wnnsche. Das weitere wird sich
dann finden. vielleicht interessiert es meinen zuknnftigen
Gatten zu erfahren, daß ich einc Mitgift von soooo Thalern
crhalton werde. Mird der jdrinz kommen nnd das Dornröschen
befreien?"

„Gewiß, gewiß wird er koinmen l" rnft dcr jnnge Mann
aus, nachdem er zu Lnde gelcscn, „sogar sosort wird er kommen!
soooo Thaler ist eine schöne Slimme, die ich mir nicht entgehcn
lassen werde l Mcnn nur das Dornröschen abcr auch schön ist?
Na, das werden wir ja bald sehen l Zwei Uhr vierzig geht cin
Zng nach Baldshansen," sährt er fort, nachdem er im „lhcndschel"
nachgesehen, „der uin vier Uhr fünfunddreißig daselbst eintrifft,
 
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