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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0042
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B7 e g g e n d o r f e r s ^umoristische Biätter.


owwo

,<rtmilie, Läcilie, Ioliamia,

Amalie, Rosalie und Anua ,
Unter sechsen die schönste Wastl —
Men nekm ich? Es macht mir Vual

<Ls macht mir Vual, denn ich weiß es
Und gleich der Ruckuck verreiß' es —
Ich wett', hab' ich endlich gewästlt —
Dann werd' ich noch mestr gequä

Aloderne Ähe,

Frau: „Wir wollen uns scheiden lasscn , ,

Mann: „Ia, wer soll dann aber mich und meine Ainder
— ernähren?"

Der schtaue A'rofesior

^ m Magdaleneng'smnasium zu D, läutete der alte Schul-
A pedell die sogenannte große Frühstückspause an, Aus
sämtlichen Alassenzimmern erscholl sofort der übliche
Lärm und die gestrengen bserren Professoren begaben sich
schleunigst in das ehrwürdige Lehrerzimmer, um, bei anregendem


Gespräch die mitgebrachten
Uuttersemmeln verzebrend,
sich für die noch vor ibnen
liegenden Unlerrichtsstun-
den zu stärkcn, Draußen
wirbelte der Lchnee in
dicken Flocken , drinnen
im Zimmer war es be-
haglich warni und dic in
der Nähe der ^'eucrung
sich befindenden platten
des alten, eisernen Bfens
waren dank dem reichlich
zur verfügung stebenden
Brennmateriai rotglübcnd
geworden

5innend stand der klas-
sische Pbäosopli, dcr grund-
gelebrte Or, 5tiefel, voi
dem Bfen und starrte ihn
unbewegüch an,

„Ua, Stiefel," sagtc
der lllatbematiker und
pbvsiklebrer, der gefürch-
tete j?rofessor Schnauzer,
„Du freust Dich ivobl über
die rotglübenden Dinger
da?"

„Gewiß," sagte Stie-
fel, „es ist ganz kolossal,
Das Zeug muß ja ganz
entsetzlich heiß sein,"
„Bicht balb so schlinim,"
entgegnete Schnauzer,
„wenu Dn mir eine Mark
giebst, lecke ich daran,"
Stiefel sah ihn mit
großen Augen an,

„Ich wiederbole Dir,
wenn Du mir eine INark
giebst, lecke ich daranl"
Stiefels Augen wur-
den immer grüßer; er
schaute mit einem gemissen
Grausen auf dcn kübnen
Kollegen,

Inzwischen batten die
anderen Rollegen, aufmerk-
sam geworden, einen Areis

um beide gebildet,

„wenn Du mir eine Mark giebst, lecke ich daran," sagte
Schnauzer bedeutungsvoll zum drittenmale,

Im jZnnern des äußerst sparsamen Stiefel wogte ein
beftiger Aampf, Aber schließlich siegte doch die Neugierde über
die Sparsamkeit,

„Das möchte ich doch sesien," sagte er, langte eine Mark
aus der Tasche und übergab sie Schnauzer,

Schnauzer nasim dieselbe und — leckte an der Mark,

Und mit den IVorten: „Die soll mir beini Abendschoppen
wob> thun," steckte er sie vergnügt ein und oerließ mit eincm
teuflischen Lächeln das Zimmer, den ganz bestürzten Sticfel
unter den laut lachenden Aollegen zurücklaffend.
 
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