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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0076
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

Spekulative Iungen.

clictu! — Frau Arnmpharn sprang zurnck, Fran Schwieger-
inama kroischte anf nnd fliichtete anf cinen Stichl, — ans allen
Schaftrichren krabbelton ganze Schaaren klciner kNeerschweinchen
hervor nnd den Iferrschaften um die Fiiße.

„Nichtswnrdige Rangcn — —" lserr Daniel Lcbcrccht
wußte nicht, ob cr lachen odcr noch schellten sollte bei diesem
Anblick, „was soll denn diesor Unsinn?!"

„Das sind doch INeerschweinchcn, Papa?I" flöteten dic
5iinder.

„Das sesie ich, Ncrls l Aber was in aller Welt fällt euch
denn ein, diescs viehzcng in meine Stiefel zn steckcn, sic?I"

so INark. Teure Iungonsl" Dann gab er Befehl, daß Sticfe!
nnd tNeerschweinchen wieder nach dem Boden gebracht wiirdon,
nnd als die Dicner sich mit beidem entfcrnt hatten, lachte er lsintcr
ihnen her: „B Iernm, Iernm, Iernml das hat mit seinem
Serum professor Bchring gethan!"

Im iibrigen kam er noch rechtzeitig znr Iagd in Isohcn-
edelsitz an nnd konnte mit den „Langschäftigen" Lhre einlcgen.
Fritz nnd Fratz dagegcn wurden dor Akeerschweinchenzncht, als
sie kein Geheimnis mchr war, bald miide, nnd in villa Urump-
horn schwang der Friedensengel wieder seine Palmen.

„Die sind alloin lsinein gekommen, und — nnd wir hatten
doch nichts anderes, als die Stiefcl —."

Schwachcr Trost.

„Da wcrdc ein andercr drans klugl U)o sind die Becster
her?I 'raus mit der Sprachel"

„Zwei Paar haben wir nns siir nnser Taschengeld gekauft,"
beichteten Fritz und Fratz endlich mit wehmiitiger Stimme,
„die anderen sind hernach von allein gekommcn, und erst habcn
wir ein jdaar Stiefel gebrancht, aber als die Alcinen
dazu gekommen waren, da mußten wir die andern anch holen —."

„Und da habt ihr ein paar nach dem andern hinaufge-
schlcppt, ihr Rangcn?!"

,,I«, Papa l"

„Ls ist doch toll!" lsorr Daniel Leberccht sah halb lachend
schon, halb ärgerlich nach seinen Sprößlingen, nach den Uteer-
schweinchcn und den Stiefeln, von diesen nach seincr Frau und
Schwiegermntter nnd dann wieder nach den Sprößlingcn. „Mas
wolltet ihr denn mit dem viehzcug eigentlich anfangcn, ihr
Racker?"

„bsast doch nenlich gesagt nnd aus der Zcitung vorgclcsen,
daß man mit Ukeerschweinchen jetzt viel Geld verdienen könnte,
weil sie zn Txpcrimenten init bseilsernm vcrwendet wiirden —".

Ietzt mußtc bjerr Daniel Lcbcrecht lant anflachen, nnd
seine Damen initsamt dcr
männlichen und inzwischen
herbeigeeilten weiblichen
Dienerschaft stimmten in
dieses Lachen ein, während
Fritz und Lratz wehmntsvoll
auf die iiber den Teppich
hinkrabbelnden Züchtlinge
niedcrblicktcn.

Gliicklicherwcise war das
ncneste Stiefelpaar, wahr-
scheinlich wegcn soines dnrch-
dringenden Ledergcruchs noch
nicht von don Ukeerschwcin-
chen bezogen wordcn, des-
halb konnte es bjerr Daniel
Lebcrccht wiedcr in Bcsitz
nehmen nnd iiber die Lüßc
ziehen. Dic andern boiden
Paare mnßten allerdings den
Inngens nnd ihrer Zucht
verbleiben.

„Das hat man nun davon,

Lrau," lachte der bjausherr
seine Gemalflin mit lustigem
Spotte an, „Zwei paar Lang-
schäftige n -jo Ukark macht

vatcr: „Aber Lmil, von dem vielcn Trinken hast Du ja schon eine rote Nase, schämst Dn
Dich nicht?"

Studiosus: „Lnrchtbar, Papa — deshalb vorstecke ich sie ja fortwährcnd im Arnge."

verantwortlichcr Redakteur: Utax Schreiber. Drnck nnd vorlag von I. L. Schrciber, bcide in Tßlingen bei Stnttgart.

GelchäftsstLlle in Mnncheu: Schubertstraste 6.
 
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