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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0123
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

U9

Storch-Dilemma.

,ndlich war ich überm Berg. Das
publikum hatte sich an mich ge-
wöhnt und besonders seitdem ich
meine Praris auch auf männlicho patienten
ausgedehnt hatte durfte ich mich über
Mangel an Zuspruch nicht mehr beklagen.
Da konnte ich denn auch ans kseiraten
denken. Du lieber ksimmel, wenn man
mittags und abends abgerackert nach
ksause kommt, dann will man was Gut's
zu essen, nicht nur Garküche vorfinden;
auch eine vernünftige Aussprache und
ctwas fürs kserz thut dann notl

Aber sreilich, es war nicht leicht was
jdassendes für mich zu finden. Aufs Gold
brauchte ich ja nicht zu sehen, ich ver-
diente selbst genug für uns beide, abcr
mein Mann mußte sehr wirtschaftlich er-
zogen sein, vor allem sich nicht scheuen
selbst am Lserde zu stehen und die nöti-
gen ksausarbeitcn zu übcrnehmen. Denn
das war zweifellos: ein Dienstmädchcn
würde ich nicht ins ksaus nehnieu. INein
esprit cle corps würde den täglichen
Anblick einer dcrmaßen, blödem vorurteil
zu Liebe entwürdigten Genossin meines
Lcschlechtes nicht e'-tragen haben. Wir
Frauen sind denn doch zu höhcrcm be-
rufen, als niedere Magddienstc in Aüche
und Aeller zu verrichten, wir mit unserm
zarten Lmpfinden, wir leicht verletzliches
Geschlechtl Leider ist diese Lrkenntnis
noch immer nicht weit genug vorgeschritten
und so fehlts denn anch noch immer an
INännern, die mit ihrcr robustercn Araft
und dickfelligeren Außenseite bereit uud
befähigt sind die naturgemäß entstehendc
Lücko im neuen lvirtschaftss^stem aus-
zufüllen. Das mußte auch ich schmerz-
lich empfinden. Auf vier lheiratsannoncen,
die ich in den gelesensten Blätter einriickcn
ließ: „Iwecks verehelichung wird die
Bekanntschaft mit einem INanne nicht
unter 20 und nicht über so gesucht. ver-
möge» und Schönheit Bebensache, doch
muß dersclbe fügsamen Lharaktcrs und
vor allem im stande sein, eine lvirt-
schaft ganz selbstständig zu führen, pcrfekt
kochen können und so viel vom Nähen
verstehen, daß er die nötigsten Ansbesse-
rungen an Aleidern und lväsche selbst
ausziiführen vermag" — hatten sich nur
zwei Bewerber gemeldet, ein Damenschnei-
der und ein Aoch. Beides ganz an-
sehnliche Männer, zeigten auch den bcsten
willen, derSchneider wollte noch schnell
kochen, der Roch schneidcrn lernen — aber
ich konnte mich doch nicht entschließen.
Aus Standesriicksichten nicht. Nan muß
doch auf seine Stellung Bedacht nehmen
— ein >>Or. meck." hat gesellschaftliche
(jortsctzung Seite 121.)

<Kut erfaßte (Keregenhcit.


Lr: (schwürmerisch): „Ach das sanfte Rauschen des waldesi"

Sie: „Ach ja, rauscht gerade so wie mein mir längst versprochenes Seidcnklcid."

Zmrere Wärure.

„Llla, aber warum läßt Dn denn den Doktor Müller rufen, auch wenn dir gar
nichts sehlt?"

„(!) weißt Du, er sühlt so reizend den s)uls, daß man glaubt puls-
wärmer anzuhabenl"
 
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