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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0128
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!Neggendorfers Humoristische Blätter.


Weihnachtsgedanken.

christabend ist es heut; es zieht ein lfauch
Wie Märchenzaiiber in die Welt hinein,
Ein jeder riistet zn dem heil'gen Branch —

Ich sitze still in meinein Aäminerlein.

Und wie es in den Gassen stiirint nnd schneitz
T>a wird es inir so weich — so wunderbar —
Ich denke an die längstvergang'ne Zeit,

Da ich — ein Tbnabe noch — so glncklich ivar.

Da ich iin Llterichause schlicht und traut
In siißer Spannnng zitternd ausgeharrt,

Bis endlich ich das kserrliche geschant,

Bis niir das Paradies geöffnet ward.

Und wic ich dann, der ird'schcn welt entriickt,
Mein kserz voll Seligkcit nnd Inbcl fand —
Udie ich das helle Munder angeblickt
Und ivonncjanchzend alles — niein genanntl

Und tränmend denk' ich an das siiße Bild —
vcrklnngen ist fnr mich die holde Mähr'I
Lin Thränlein sich aus meinem Ange stiehlt —
-Und dnnkel war's geworden nm mich her.

Da lenchtet plötzlich ans des Nachbars Ljans
Lin heller Strahl — es ist oin Uleihnachtsbanml
Lin Lichtlein nach dem andern blitzt herans —
Ich blicke anf —a o sel'ger Aindertrauml

Da glitzern Flimmergold und Aerzcnschein,

Da steht voll stillen Glnck's ein Lhepaar,

Und rings hernm im sröhlichen verein
Tanzt jnbelnd eine frohe Ainderschar.

Und wie ich sehnsnchisvoll hinnberseh',

Da saßt mich an ein bitt'res bferzeleid —

Lin heißcr Udunsch — ein nnnennbares U)eh' —
Dio ganze Vual trostloser Linsamkeit.

O. E. Wentnlowicz.

Vorbedacht.

Gatte (junger Arzyi „Ich bitt' dich, Vlga, verkchr doch nicht mit den Meyers, die sind ja zn
gesnndl"

Zcitgemäßer Änstand.

„Ietzt bin ich schon so oft von Direktors zu Tafel geladon worden — da werde ich mich wohl
anstandshalber ans einige Zcit mit der Tochter des chanscs verloben miissenl"

Merkwnrdig.

Druckfehter.

Der Aellner häutete den Reisenden
zum Friihstück.

(Aus einem Romau.)

Die Zöglinge des jdensionats waron
alle gleich Ungezogen.

. . . hierauf zeigte die jungc Fran
ihrcm Gaste ihre stiltolle Linrichtnng.

Olus dem Zlbdruck dcr Rede eines Lraueurechtlers)

. . . darum lassen Sie sich, mcine
gcehrten Damen, von Ihren männ-
lichen Aonknrrentcn nicht abschlccken.

Zweifelbafie Schmeichelei.

Ganner (zu scincr Brauyi „Sieh,
hier steht mein Sicckbrief, sogar die
Gerichtc bestätigen, daß ich ein hnbs ch er
Aerl binl"

Mßverstanden.

Landwirt: „ . . . nnd das, liebe
Lonsine, ist künstlicher Düngerl"
Stadtdame: „Mcin Gott, also auch
den verfälscht man schon!"

Dichterling: „Merkwürdig, je länger meine Lockon werden, nm so weniger
sällt mir einl"
 
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