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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 28.1897 (Nr. 314-326)

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23

Bleggendorfers L) urnori st iscke Blätter.


Unter der

Tanne.

schwanden Machen, Monde,
Bnnt färbte sich das Land;
Da — mit den welken Blättern
Mein Baffen sank zu Stand.

s stand eine Edeltanne
hochragend aui Waldessaum -
Die war im weiten Forste
Don je mein Lieblingsbaum.

Jin Schatten ihrer Zweige,
Ans einer birk'nen Bank,
Saß ich oft mit der Tochter
Des Försters, blond und schlank.

Denn als ich eines Abends
Jur Edeltanne ging,
Da sah ich, wie mein Liebchen
Der Iägerbursch' umfing.

Dom diistern Maidpfad leuchtet
Mir noch ihr Helles Kleid
Derhall'n die flücht'gen Schritte,
'S mar eine sel'ge Zeit.

Da bin ich still geschlichen
Zur Tanne in der Nacht,
hab' ihren Stamm umklammert
Aud ihr mein Leid geklagt.

Mich an die stumme Zeugin
Des einst'gen Glücks gelehnt
Und mich nach einem Grabe
An ihrem Fuß gesehnt.

Am andern Morgen aber
Sah ich zum größten Schreck
In meiner lichten Hose
Dom harze einen Fleck.

Da fluchte ich der Liebsten,
Der Tanne und der Bank —
And hing die Hose wütend
In meinen Kleiderschrank.

Dann ging ich zum Droguisten
Und kaufte mir Benzin;
Das goß ich auf den Harzfleck,
Da schwand er rasch dahin.
Als gänzlich er verschwunden,
Mar auch mein Herz geheilt.
Zu Nutz und Frommen andrer
hab' ich dies mitgeteilt.
Advlf Steiner.

(Lin guter Lateiner.
Tin liebenswürdiger, alter Professor kommt mit einem
hacket unter dem Arm in Gesellschaft und sagt, entschuldigend
auf seine Bürde weisend, zur Frau Kommerzienrat, der Dame
des Hauses: „Ornniu rneu mecnrn porto". „Mas hat er ge-
sagt, der hrofessor," fragt sie bei Gelegenheit ihren Gatten,
„hüh," sagt der Herr Kommerzienrat, „hat er sich entschuldigt,
weil er trägt selbst das hacket um zu sparen das horto."

Kein Walöl.
^^a, Ihr glaubt gar nicht, was für einen verstand, was für
ein Gemüt mein' „waldl" hat — fuhr Herr Schneidauf, der
herrschaftliche Förster, fort, der eben im besten Zuge war, die
Vorzüge und Talente seines ,waldl' ins hellste Licht zu rücken.
,waldl' selbst, der beneidenswerte Gegenstand dieser Lobes-
hymnen, saß stolz aufrecht zu den Füßen seines Herrn, jeden
Augenblick bereit, die zu erwartenden (Ovationen — am liebsten
in Form von Mürsten — dankend zu quittieren.
„Neulich also war's — ich wache auf — mein ,waldl'
läßt sich nicht blicken. Das war noch nie vorgekommen, denn

Mein waldl.
sonst ist er der Erste, der mich freudigst begrüßt." „waldl,
waldl, da herein" — er kommt nicht. Ich springe rasch aus
dein Bett uud finde meinen waldl ganz apathisch in einer Lcke
zusammengekauert.
„Ja was ist denn das mit Dir, sage ich, fehlt Dir was
oder hast Du Dir den Magen verdorben?"
Mein waldl schaut in ich ganz wehmütig an und dann,
traurig auf die wand. Ich sehe auch hin und mein Blick
fällt auf den Kalender 11 —
Ls war der 25. November — der Namenstag meiner
Schwiegermüttern —
(Lrkundignng.
„. ... Ich kann Ihnen nur raten, um Fräulein Rosa an-
zuhalten, sie ist ein sehr begabtes Mädchen."
„Mit wie viel ist sie begabt?"
Vrakiilch.
Schuster: „wie, trotz Ihrer Hühneraugen soll ich Ihnen die
neuen Stiefeln recht eng machen?"
Herr: „Ja, ich werbe nämlich derzeit um eine junge Dame
und dann kann ich besser seufzen."
 
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