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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 28.1897 (Nr. 314-326)

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https://doi.org/10.11588/diglit.28504#0059
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Bkeggendorsers Humoristische Blätter.


Äba!


Professor (Witwer): „Ja, ja, Eousinchen, so prosaisch es klingt, die Liebe des Mannes geht durch den Magen."
Cousine: „willst Du mir nicht gleich alle Deine Lieblingsspeisen sagen, lieber August?"


Anderes!" erwiderte diese. Des wunderte sich der König. So
war es ihm nie erschienen. Nie ? Doch, wie eine Erinnerung
aus alter Zeit wehte es ihn an, und sinnend folgte er der
vorangehenden in das Wäldchen. Aber kaum da angelangt,
blieb er wiederum voll Verwunderung stehen, welche süße,
wundersame Töne klangen da aus dem grünen Dunkel des
Laubwerks? „was ist das für eine seltsame, zum Perzen
dringende Musik?" fragte er seine Geleiterin. „Solltest Du die
nicht kennen?" antwortete diese lächelnd; „es sind die Nach-
tigallen Deines Parks." Und wieder umzog es des Königs
Sinn wie ein Mahnen aus weiter, weiter Ferne. Ja, wie
hatte er ihnen einst gelauscht, wie hatten die Töne ihn: wohl
gethan in seines jungen perzens Sehnen und Drängen I Und
dort, auf jener alten Steinbank, an die beide jetzt kamen, da
hatte er sie zum erstenmal umfangen, seines perzens Königin,
die er dann zu der seines Landes machte. Lind war der späte
Abend, leise lispelten die Blätter, mondüberstossen; verstummt
war der Vögel Gezwitscher, nur der Nachtigallen langgezogene,
schmachtende Töne drangen noch durch die nächtliche Stille. Und
damals lauschten sie beide ihnen, trunken . . . junge Perzen
schlugen an einander — lang, lang ist's her! Aber siehe, wie
der König solches ergriffen dachte, da sah er plötzlich die Königin
vor sich stehen. Da fühlte er's in sich aufsteigen, als wäre es
einst, und er umschlang sie wie seit Jahren nicht mehr, versunken
in Jugendempfinden. Und da fühlte er's — sein Perz war
verjüngt, alle Unlust war ihm gewichen, sonnig, sonnig lag
alles vor ihm, heute, morgen . . . und alle Tage. So blieb's.
Das war des Jungbrunnens Kraft, nun erst verstand und pries
er sie. Und was sie an dem Könige gewirkt, das wirkte sie an
Tausenden im Lande Aphor; denn jeden seiner Unterthanen,
der des bedurfte, ließ er in die Fluten steigen, und im ganzen

Lande bald war nur noch froher Sinn und frische Kraft der
Arme bei den Jungen, des Geistes bei den Alten, und war
kein Griesgram und kein Murrkopf rings umher, und jedes
schöne Einst es blieb im peut, das peute so zum schönen Linst
bereitend. Darob war das Land Aphor gesegnet wie kein
andres, und weit und breit hieß es das Land der Jugend,
von weit und breit auch kamen aus den umliegenden Ländern
Menschen, um des Brunnens Kraft an sich zu erfahren. Und
wer da kam, der wurde zugelassen, und alle wurden wieder
jung, an Augen, Perzen und Gedanken, ob auch weiß das paar
blieb und sie sterben mußten wie die andern Menschen. —
Da eines Tages kam aus fernstem Westen ein Männlein
an im Lande Aphor, dürr und verschrumpft, greisbärtig, gries-
grämig. So einen Menschen hatten die von Aphor noch nicht
gesehn. „pei, grüß Gott!" rief ihm mancher zu und dachte:
dem wird's gut bekommen. Das Männlein aber dankte kaum
für den Gruß, es warf nur stechende Blicke links und rechts,
und nichts schien ihm zu gefallen im Lande Aphor. „Narren I"
brummte er vor sich hin, als er unter einer Linde Greise sich
wie Jünglinge im Tanze drehen sah. Er konnte freilich nicht
tanzen; er hinkte auf einem Beine, und das Rheuma des
Alters hatte ihm die knochigen Glieder schief gezogen, ver-
zogen und knöchern war auch sein Inneres. Doch das wußte
er nicht, und von dem, was er wußte und fühlte, hoffte er in
dem berühmten Jungbrunnen frei zu werden. Bis er dahin
kam, waren ihm die Leute von Aphor freilich noch oft wie
Narren vorgekommen. So zum Beispiel als er einen sagen
hörte: „Wie schön heut wieder die Sonne über den Wolken in
die Welt scheint!" während er selber gar nichts über sich sah
als trübes Regengewölk; oder ein andermal, da er lange einer
Anzahl Schulkinder zusah, die mit ihrem Lehrer ein Spiel machten,
 
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