Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 28.1897 (Nr. 314-326)

DOI Heft:
Nr. 320
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.28504#0079
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bäeggendorfers Humoristische Blätter.

69

von den Furchen herüber an. „Grüß Gott, Stanzinger, allweil wohlauf?"
Der Bauer wendet den Kopf nach dein Frager. Der Mühlegger ist's, der
unter schwerer Last im Samentuche verschnauft und freundlich herübergrüßt.
„Muß schon gut sein", bedeutet der Stanzinger, „laßt man halt iabl (öfters)
g'rad' sein, was krumm is!" Der Mühlegger nickt. „Das g'freut mich,
daß man von Dir allzeit nur Gut's hört. Bei Dir hat eh alles die schöne
Richt. Guten Nachmittag I" Der Sämann schreitet weiter und der
Stanzinger hat nicht angehalten. Da er den Acker im Rücken hat, lacht
er halb unwillig in sich hinein. „Der Schlank! — der grüßt auch den
Zaun und meint den Garten. Meiner Everl gilt's. Aber wart, lieber
Adam, heut bist nimmer das einzig Mannsbild auf der Welt!"
Der Weg biegt um eine Ulmengrupxe, da hält der Bauer an und
schaut zurück. „Brav is er schon", meint er mit bedächtigem Achselzucken,
„wie gschmach (ansehnlich) er's Körndl schmeißt! Und für die Säubrigkeit
kann er nix, die mein Dirndl 'n Kopf verdreht hat. Aber Zuwiheiraten,
so lang ih die Augen offen Han — nal Und 's Dirndl einheiraten in
den Hof —" dabei wendet er sich weiter dem Wege zu, der gegen ein
einsames, bescheidenes Anwesen hinläuft, „das heißt die Ratz in ein Maus-
loch treiben; 's is grad, als wann man ein' Bettelbub'n in d' Höll wurf —
da wird's ah nit reicher. Die Gründ' san's ah netta a Handvoll, wärn
nit uneben — aber das Haus schaut just so aus, als wann ihm der Teufel
die Haut abzogen hätt', von jeder wand hängt a Truin Malter aber (herab).
Na, na, na — na!" — Unterdessen ist der Stanzinger vor dem Hause an-
gelangt und hält abermals an. Er kneift verdrießlich die Lider zusammen
und stochert mit dem Finger im Ghre um. „Mit ein Hunderter ging's,
und die Sach hätt z'mindest ein Herschauen, daß man 'n Leuten kunt
den Daumerling aufs Aug drucken. Lhnter kriegt er von mir kein
luckerten Heller. In so ein windiges Boanhäusl geht die Stanzinger Everl
nit — ewi nitl"
Und mit dieser aussichtslosen Bekräftigung stapft der Alte dem
Stanzinghofe zu.
Indessen ist der Sämann rüstig die Furchen hin und wieder ge-
schritten; der Samen sinkt in breiten Schwaden auf die Krume nieder, und
darüber glänzt im Schweiß der eifrigen Arbeit das hoffnungsfreudige Ge-
sicht des Mühleggers. Er gewahrt nicht, daß von der Richtung des Jagd-
schlosses her ein kleiner Mann mit wohlwollender Miene und rundlichem
Leibe gekommen und nun am Feldraine verpustet.
Mit kräftigem Schwünge wirft der Bauer den Samen aus, und wie
er den Blick weiter richtet, trällert er nachdenklich vor sich hin: „Kimt's,
so kimmt's nit — kimt's nit, so kimt's I"
Bei jedem neuen Schritte wiederholt er den eintönigen Spruch.
Der Herr am Feldraine spitzt verwundert die Lippen. Dann hustet
er und räuspert sich kräftig, und endlich, da der Bauer sich nicht stören
läßt, ruft er ihn an: „He da, Du — komm einmal Herl"
„Sist (sonst) fehlt Dir nixl" gibt der Mühlegger zurück, ohne sich stören
zu lassen, „wart bis ih zur Schnoasen (Kehre) kim, nachher frag, was
D' willst-kimt's, so kimt's nit — kimt's nit, so kimt's I"
Der Herr mit dem rundlichen Leibe macht erst ein verdutztes Gesicht,
dann lacht er. Solche Antwort scheint ihm ungewohnt. Er trägt ein ver-
riebenes Steirergewand; aber je verwetzter die „Kluft", desto nobler der
Träger. Nach dieser Erfahrung und der „Kluft" des Herrn zu schließen,
muß er demnach ein hoher Herr sein. Er trippelt den Rain entlang bis zum
Ausgang der Furchen; da hält der Sämann und lugt nach dem Fremden.
Hei, wie er plötzlich nach dem Hute fährt — ist's doch der Fürst, der ihn
angerufen und den er Nachgehen hieß.
„Bitt' gar schön, gnä' Herr," stottert der verlegene, „ih Han Enk frei
nit derkennt."
„Schon gut," beruhigt die belustigte Hoheit, „ein andermal läufst Du
wieder mir nach. Aber nun sag einmal, was für verkehrtes Sprüchl
brauchst Du zu Deiner Arbeit?"
„Sprüchl? Ah nixl"
„Na, besinne Dich nur —"
„Is glei' a Dummheit I"
„Heraus damitl" drängt etwas ungeduldig der Jagdherr, „kimt's so?"
(Schluß Seite 70).

Amerikanische HeiratsvermiMwgs-Nalle.


Heiratsvermittler: „Ich versichere Sie,
gnädiges Fräulein, meine Erfindung ist einfach groß-
artig. Hier in diesem Spiegel sehen Sie jeden
Passanten, in konvertierendem Falle brauchen Sie
nur auf den Knopf zu drücken und der Betreffende
liegt zu Ihren Füßen. . ."

Fräulein Eulalia: „Ah, da naht schon einer—"
 
Annotationen