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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 28.1897 (Nr. 314-326)

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Nr. 324
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https://doi.org/10.11588/diglit.28504#0115
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

s05


Der Schönheitstrank.
in Weiser lebte einst im Morgenlande:
Ali-bsakim, von alt nnd jnng verehrt,
Der jeden Menschen nicht nach seinem Stande
Beurteilt hatte, nur nach inn'rem Wert —
Dabei die vielen Mängel und Gebrechen
Des Lrdensohnes alle gut gekannt,
Mit großer Bachsicht gegen seine Schwächen,
Zu seinem Wohl manch heilsam Mittel fand.
Zu diesem kam Abd.-Wali einst gewandelt,
Lin armer Knecht, dem, weil ihn die Natur,
Sein Aeußeres betreffend, arg mißhandelt',
Manch grober Spott der Menge wiederfuhr
Und Hub so an: „Ach großer Meister, schenke
Lin williges Gehör dein armen Mann,
Der dir nicht Gold, noch blendende Geschenke,
Lin bjerz voll Dankbarkeit nur bieten kann
So du ihm Hilfsti Von deinem edlen Willen
kjängt die Erfüllung meiner Bitte ab,
Mit ihr mein Glück, ach wolle sie erfüllen
Durch jene Kraft, die Allah dir nur gab I
Mein linkes Auge, siehst du's nicht mit Schrecken?
Ls schielt nach rechts, brennrot erglänzt mein chaar;
Die Wangen aber und die Stirne decken
Der garft'gen Runzeln ungezählte Schar.
Ljol' ich des Abends Wasser von der Guelle,
Feg' ich die Straße morgens vor dem chaus:
Die Mägde alle, welche g'rad' zur Stelle,
Verspotten mich und lachen laut mich — aus.
Du kannst es ändern, willst du nur entfalten
Der Weisheit Macht, die Zauberkraft verleiht
Das Nützliche zum Schönen zu gestalten —
Ich fleh' dich an, erkläre dich bereit!"
„Wohlan, mein Sohn," so sprach nun sanft der Meister,
„Nimm dieses Fläschchen; unscheinbar und klein,
Birgt es in sich doch alle Schönheitsgeister;
Ein Tröpfchen nimmst du täglich daraus ein.
Ls wird das Schielen dir, das garst'ge rauben,
Die chaare färben, glätten dein Gesicht,
Schenkst seiner Heilkraft du den vollen Glauben —
Denn ohne diesen hilft's auch krugweis nicht!"
Abd.-Wali zieht mit großem Dank von dannen.
Kaum angelangt zu chause, nimmt er schnell
Lin Tröpflcin von dem Naß, holt seine Kannen
Und pilgert hoffnnngsfreudig hin zum Guell.
Bevor er aus den Fluten schöpft, so blickt er
Rasch in des Wassers Spiegel hell und klar —
„Schon schiel' ich nicht so stark", spricht still beglückt er,
„Entschieden dunkler färbt sich auch mein chaar!"
Er setzt die Kur nun fort, fest iin Vertrauen
Jur Wunderkraft, und täglich glaubt er mehr
Der Tropfen gute Wirkung zu erschauen.
Nach einiger Zeit trifft er von ungefähr
Ali-bsakim, den Weisen, an dein Bronnen;
Abd.-Wali stürzt zu seinen Füßen hin:
„GH Sonne", ruft er, „aller Weisheitssonnen!
Erkennst du mich? Weißt du noch wer ich bin?
Wohl hält es schwer, mich wieder zu erkennen:
Mein Auge blickt g'radaus nun in die Welt,
Die chaare kann mit Recht inan dunkel nennen,
Kein Fältchen mehr, das mein Gesicht entstellt!
Man spottet meiner nicht mit srechen Stirnen
Wie ehedem, dein Wunder brach den Bann —
Und — siehe Meister! — dort die schmucken Dirnen,
Sie lachen mich jetzt alle freundlich — an.
GH, tausend Dank!" „Das Danken Freundchen lass' er,"
Sagt jener mild nnd geht; gesenkt das chaupt
Spricht er zu sich: „Was doch ein wenig Wasser
Für Wunderwirkt, wenn man an Wunder —
glaubt!" Friedrich Dctjcns.

Blasiert.

Boshafter Bat.
„Was macht man nur, daß einem die Zeit nicht so entsetzlich
schnell vergeht?"
„Machen Sie ein Gedicht und senden Sie es ein, da wird Bmen
die Zeit schon lang werden — bis es gedruckt wird!"

Weltdame: „Ich finde nicht einmal an den GH nur achten
mehr Vergnügen!"
 
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