Bl e a g endorfers Humorist ischc Blätter.
Aus belc Tagen
chaudcrhaftes Pech, wirklich ganz schauderhaftes Pech!"
brumiute der premicrlieutcnant von Rcitzeustein in
seinen sonst so stolzen, jetzt schwer vernachlässigten
Lchnurrba t und starrte dann wieder dumpf brütend vor sich hin.
„Na, Taliuka, was höhnst Du denn so?" rief der eben eiw
tretende Kamerad ihm entgegen, „'n Tag, Rungert! Ts ist
einfach zum Tollwerden, und gerade jetzt," murrte der Ange-
redete, der den Spitznamen Tatinka seinem etwas ungewöhn-
lichen Vornamen verdankte. Tr hieß nämlich Tato, welcher
Name seit Jahrhunderten in seiner Familie gebräuchlich war.
Der Besuchende warf seine Mütze auf den Tisch, schnallte
den Säbel ab und setzte sich an das Krankenbett. „Geht es Dir
wirklich gar so miserabel mit der vertrackten Influenza, armer
Kerl?" fragte er teilnehmend.
Der andere sah ihn vernichtend an. „was sind körperliche
Leiden für einen tapferen Offizier? Ts zwickt mich zwar ver-
teufelt in allen Gliedern und im Kopf habe ich ein ganzes
Tisenwalzwerk" — Reitzenstein bewegte sich seit einiger Zeit
mit Vorliebe in technischen vergleichen, was den Kameraden
bereits zu denken gab — „aber das erträgt der Mannesmut mit
Fassung. Nein, Zinken, das fitzt tiefer!"
„chast Du Dir etwa einen Korb geholt?" wieder traf den
Freund ein niederschmetternder Blick. „Ich glaube, bei Dir hat
sich die Influenza gar auf den verstand gelegt, anstatt auf
Deine KnochenI" bemerkte der Liegende bissig. „Na dann zum
Donnerwetter, Mensch, schieß los, was giebt es denn eigentlich?"
Reitzenstein holte tief Atem und sagte dann mit Grabes-
stimme: „Morgen ist i h r Geburtstag I" Lieutenant Rungert, im
Kameradenkreise wegen seines etwas groß geratenen Riech-
organs auf gut schlesisch „Zinken" genannt, brach in ein
schallendes Gelächter aus. „Und das bekümmert Dich? Sei
doch fidel und trinken wir eine Flasche .Pommers auf ihr
Wohl!"
„Ja, Sekt mit d e n Kopfschmerzen! So was Unglaubliches
kannst auch nur Du einein zumuten. Aber jetzt Scherz beiseite.
Sie wird nämlich morgen zwanzig und da wollte ich eben mal
hinfahren — hatte mir's längst vorgenommen — käme auch
nicht ganz unerwartet, na kurz und gut sie muß es ja doch
gemerkt haben, wie's mit mir steht, hat aber nichts gethan,
was mich entmutigen könnte, — da schien mir die Gelegei -
heit günstig, morgen mit ihrem Alten zu reden. Kriege nun
der Influenza.
statt desfeii die Influenza und muß bei Fieber und chexcuschuß
im Bette schwitzen. Schcusfiichl"
„chast recht, alter Kerl, wenn die Sachen so stehen ist die
Situation freilich recht ernst, weißt Du was, mach's doch
schriftlich ab!"
Reitzenstein kratzte sich Hinterm Bhr. „Sieh mal, das ist so
ein eigen Ding, chab' von jeher lieber den Säbel in der Faust
gehalten, als die Feder. Ich bin dem Mädel herzlich gut, aber
schöne Phrasen auf Rosapapier kann ich nicht drechseln, mag ich
auch nicht, mündlich geht so was halt viel besser. Mache mich
ja auch lächerlich mit meiner verd .... Influenza, die ich ja
doch als Gruud meines Nichterscheinens anführen müßte, macht
schlechten Eindruck, so was!"
„Könntest ja Dienst vorschützenl"
„Nein, Zinken, lügen will ich nicht. Lieber schieb' ich die
ganze Sache auf und warte bis sich wieder einmal eine Gelegen-
heit findet, wird mir sauer genug! was hilft's aber, wenn
der Bien muß!"
„Könntest ihr aber eine Karte schicken mit ein paar Blumen!"
„Trau' mir's nicht recht, der Alte ist ein bißchen komisch
und könnte sich vielleicht darüber ärgern, wird sowieso schwer
genug sein, ihn Herumzukriegen. Möchte ihn nicht vorher gegen
mich aufbringen!"
„Da laß doch die Karte von den Blumen weg!"
„Ja wie soll sie dann wissen, daß sie von mir sind?"
„BH Du heilige EinfaltI Die Mädels wissen das schon,
wer ihnen Blumen zum Wiegenfeste schickt, na und, wenn sie's
nicht wissen, dann erkundigen sie sich einfach bei der Blumen-
handlung, von welcher das Bouquet kommt, nach dem Besteller.
Kenne das! pab' ein Schwesterlein daheim I Ist Dir vielleicht
die Lieblingsfarbe Deiner Angebeteten bekannt!"
„Selbstredend. Granatrot!"
„Dann laß' ihr solch eine Schleife dran machen. Der-
gleichen macht guten Tindruckl"
„Famos! Das wird gethan. wenn nur mein polnischer
Bursche kein solches Rhinoceros wäre! Ist ja sonst ein guter,
ehrlicher Kerl, aber solchen Auftrag in seinen Dickschädel zu
bringen — Sisyphusarbeit!"
„Mach' Dir deswegen keine Sorgen, alter Kerl. Ueberlaß'
das nur getrost mir. Gehe nachher sowieso bei Köhler vorbei,
da bestelle ich gleich den Kram, wie hoch?"
„Na so zehn Mark!"
„Latinka, laß Dich nicht lumpen I Sagen wir zwanzig!"
„wie Du befiehlst, verstehst das besser als ich. Also zu
morgen!"
„Sehr wohll werde mir alles genau merken. Zwanzig
Reichsmark kirschrote Schleife —"
„ Granatrot I" —
„Meinetwegen Zinnober!"
„Du mußt aber jetzt gleich gehen, weil das Dings heute
noch fort soll!"
Rungert erhob sich schwerfällig, reckte gähnend die langen
Glieder, machte sich dann ausgehfertig und rasselte, ein nicht
ganz salonfähiges Touplet vor sich hinfummend, die Treppe
hinunter. Dein Zurückbleibenden fiel plötzlich noch etwas Wichtiges
ein. „Zinken,Zinken, Zi—i—i—inkenl" — rief er mit Auf-
bietung aller Stimmmittel, vergebliches Bemühen, der Kamerad
war längst außer pörweite. „Zum Kuckuck, er ist wirklich schon
zu weit, was nun anfangen? pe, Kupitschkal" Freundlich
grinsend trat ein ziemlich stupid aussehendes Kommißwesen
aus der nebenan liegenden Kammer. „Lauf rasch dem perrn
Lieutenant Rungert nach, er soll nochmal zurückkommen, aber
gleich, hörst Du?"
Aus belc Tagen
chaudcrhaftes Pech, wirklich ganz schauderhaftes Pech!"
brumiute der premicrlieutcnant von Rcitzeustein in
seinen sonst so stolzen, jetzt schwer vernachlässigten
Lchnurrba t und starrte dann wieder dumpf brütend vor sich hin.
„Na, Taliuka, was höhnst Du denn so?" rief der eben eiw
tretende Kamerad ihm entgegen, „'n Tag, Rungert! Ts ist
einfach zum Tollwerden, und gerade jetzt," murrte der Ange-
redete, der den Spitznamen Tatinka seinem etwas ungewöhn-
lichen Vornamen verdankte. Tr hieß nämlich Tato, welcher
Name seit Jahrhunderten in seiner Familie gebräuchlich war.
Der Besuchende warf seine Mütze auf den Tisch, schnallte
den Säbel ab und setzte sich an das Krankenbett. „Geht es Dir
wirklich gar so miserabel mit der vertrackten Influenza, armer
Kerl?" fragte er teilnehmend.
Der andere sah ihn vernichtend an. „was sind körperliche
Leiden für einen tapferen Offizier? Ts zwickt mich zwar ver-
teufelt in allen Gliedern und im Kopf habe ich ein ganzes
Tisenwalzwerk" — Reitzenstein bewegte sich seit einiger Zeit
mit Vorliebe in technischen vergleichen, was den Kameraden
bereits zu denken gab — „aber das erträgt der Mannesmut mit
Fassung. Nein, Zinken, das fitzt tiefer!"
„chast Du Dir etwa einen Korb geholt?" wieder traf den
Freund ein niederschmetternder Blick. „Ich glaube, bei Dir hat
sich die Influenza gar auf den verstand gelegt, anstatt auf
Deine KnochenI" bemerkte der Liegende bissig. „Na dann zum
Donnerwetter, Mensch, schieß los, was giebt es denn eigentlich?"
Reitzenstein holte tief Atem und sagte dann mit Grabes-
stimme: „Morgen ist i h r Geburtstag I" Lieutenant Rungert, im
Kameradenkreise wegen seines etwas groß geratenen Riech-
organs auf gut schlesisch „Zinken" genannt, brach in ein
schallendes Gelächter aus. „Und das bekümmert Dich? Sei
doch fidel und trinken wir eine Flasche .Pommers auf ihr
Wohl!"
„Ja, Sekt mit d e n Kopfschmerzen! So was Unglaubliches
kannst auch nur Du einein zumuten. Aber jetzt Scherz beiseite.
Sie wird nämlich morgen zwanzig und da wollte ich eben mal
hinfahren — hatte mir's längst vorgenommen — käme auch
nicht ganz unerwartet, na kurz und gut sie muß es ja doch
gemerkt haben, wie's mit mir steht, hat aber nichts gethan,
was mich entmutigen könnte, — da schien mir die Gelegei -
heit günstig, morgen mit ihrem Alten zu reden. Kriege nun
der Influenza.
statt desfeii die Influenza und muß bei Fieber und chexcuschuß
im Bette schwitzen. Schcusfiichl"
„chast recht, alter Kerl, wenn die Sachen so stehen ist die
Situation freilich recht ernst, weißt Du was, mach's doch
schriftlich ab!"
Reitzenstein kratzte sich Hinterm Bhr. „Sieh mal, das ist so
ein eigen Ding, chab' von jeher lieber den Säbel in der Faust
gehalten, als die Feder. Ich bin dem Mädel herzlich gut, aber
schöne Phrasen auf Rosapapier kann ich nicht drechseln, mag ich
auch nicht, mündlich geht so was halt viel besser. Mache mich
ja auch lächerlich mit meiner verd .... Influenza, die ich ja
doch als Gruud meines Nichterscheinens anführen müßte, macht
schlechten Eindruck, so was!"
„Könntest ja Dienst vorschützenl"
„Nein, Zinken, lügen will ich nicht. Lieber schieb' ich die
ganze Sache auf und warte bis sich wieder einmal eine Gelegen-
heit findet, wird mir sauer genug! was hilft's aber, wenn
der Bien muß!"
„Könntest ihr aber eine Karte schicken mit ein paar Blumen!"
„Trau' mir's nicht recht, der Alte ist ein bißchen komisch
und könnte sich vielleicht darüber ärgern, wird sowieso schwer
genug sein, ihn Herumzukriegen. Möchte ihn nicht vorher gegen
mich aufbringen!"
„Da laß doch die Karte von den Blumen weg!"
„Ja wie soll sie dann wissen, daß sie von mir sind?"
„BH Du heilige EinfaltI Die Mädels wissen das schon,
wer ihnen Blumen zum Wiegenfeste schickt, na und, wenn sie's
nicht wissen, dann erkundigen sie sich einfach bei der Blumen-
handlung, von welcher das Bouquet kommt, nach dem Besteller.
Kenne das! pab' ein Schwesterlein daheim I Ist Dir vielleicht
die Lieblingsfarbe Deiner Angebeteten bekannt!"
„Selbstredend. Granatrot!"
„Dann laß' ihr solch eine Schleife dran machen. Der-
gleichen macht guten Tindruckl"
„Famos! Das wird gethan. wenn nur mein polnischer
Bursche kein solches Rhinoceros wäre! Ist ja sonst ein guter,
ehrlicher Kerl, aber solchen Auftrag in seinen Dickschädel zu
bringen — Sisyphusarbeit!"
„Mach' Dir deswegen keine Sorgen, alter Kerl. Ueberlaß'
das nur getrost mir. Gehe nachher sowieso bei Köhler vorbei,
da bestelle ich gleich den Kram, wie hoch?"
„Na so zehn Mark!"
„Latinka, laß Dich nicht lumpen I Sagen wir zwanzig!"
„wie Du befiehlst, verstehst das besser als ich. Also zu
morgen!"
„Sehr wohll werde mir alles genau merken. Zwanzig
Reichsmark kirschrote Schleife —"
„ Granatrot I" —
„Meinetwegen Zinnober!"
„Du mußt aber jetzt gleich gehen, weil das Dings heute
noch fort soll!"
Rungert erhob sich schwerfällig, reckte gähnend die langen
Glieder, machte sich dann ausgehfertig und rasselte, ein nicht
ganz salonfähiges Touplet vor sich hinfummend, die Treppe
hinunter. Dein Zurückbleibenden fiel plötzlich noch etwas Wichtiges
ein. „Zinken,Zinken, Zi—i—i—inkenl" — rief er mit Auf-
bietung aller Stimmmittel, vergebliches Bemühen, der Kamerad
war längst außer pörweite. „Zum Kuckuck, er ist wirklich schon
zu weit, was nun anfangen? pe, Kupitschkal" Freundlich
grinsend trat ein ziemlich stupid aussehendes Kommißwesen
aus der nebenan liegenden Kammer. „Lauf rasch dem perrn
Lieutenant Rungert nach, er soll nochmal zurückkommen, aber
gleich, hörst Du?"