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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 29.1897 (Nr. 327-339)

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Nr. 331
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https://doi.org/10.11588/diglit.28505#0054
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^fleggendorfers humoristische Blätter.

wenn wich dieser Mensch umbringen würde. Ach! ach! Mer
wir das gesagt hätte —"
„Ich muß Dir nun doch einmal sagen, Hulda, daß Du es
etwas zu arg treibst und daß Deine vorwürfe gegen wich
ganz unbegründet sind. hat jener auch nur das Allerge-
ringste gegen uns und gegen unsere Sicherheit versucht? Nein,
folglich —"
„Ach so, Du willst also warten, bis Du wich eines Tages
von seinen Händen erwürgt findest? vielleicht bist Du dann
zufrieden, weißt Du aber" — trotz ihrer Schwäche richtete sich
die Dame bei diesen Worten in ihrer ganzen Größe aus —
„wer dann wein Mörder sein wird? Du, nur Du, der Du wich
nicht rechtzeitig schützen willst; jener ist nicht zurechnungsfähig,
Du allein wirst also der Schuldige sein."
wieder sank Frau M. schluchzend zurück in den Stuhl.
Bebend vor Erregung eilte der gequälte Gatte in dem
kleinen Zimmer aus und ab. Er konnte im Augenblick auf
diese ungeheure Beschuldigung keine Antwort finden.
Erl Lin MörderiU
Da flog wieder die Thüre auf und Fritzchen, der kleine
Unhold, stürmte, mit allen äußeren Anzeichen eines Ueber-
bringers großer Neuigkeiten, ins Zimmer.
„Papa, Maina, ich weiß, was der Herr sagt, ich hab's ver-
standen, er schreit in einemsort —"
Man beachtete ihn nicht, Herr M. hatte sich mittlerweile
genug gesammelt, mir aus die schweren Vorwürfe seiner Gattin
entgegnen zu können:
„Hulda, Du gehst entschieden zu weit, viel zu weit; hast
Du einen Begriff, was das heißt, jemand einen Mörder
nennen? Und gar, bevor er noch die That vollbracht! Ich
warne Dich eindringlich, diese Zügellosigkeit im Ausdruck zu

dämpfen, wenn Du mich nicht einmal schwer kompromittieren
willst. Außerdem aber muß ich Dir schon sagen, daß dies durch-
aus nicht die Art und weise ist, wie eine Frau zu ihrein
Manne spricht und daß ich als Haupt und Ernährer der Familie
mir dies einfach nicht gefallen lasse —"
Frau M. erhob sich wutslammend und nahm eine Stellung
ein, als wollte sie sich aus ihren Herrn und Ernährer stürzen;
doch da rief Fritzchen, der bisher gekränkt geschwiegen, als
wahrer Retter in der Not dazwischen:
„Aber, Mama, Papa, ich weiß, was der sagt, er ruft
immer: Ial Ja! . . . "
war's der letzte rosige Strahl der scheidenden Sonne, war's
das überquellende Gefühl süßen Verständnisses? Das Gesicht
des strengen Papas schien mit einemmale wie verklärt, wie
von überirdischem Lichte umflossen; dann aber erschallte aus
seinem Munde ein dröhnendes, ganz irdisches Gelächter, wie es
in solcher Stärke gewiß noch nie über die Lippen eines Rechts-
gelehrten gekommen.
Die Frau Landgerichtsrat wich entsetzt zurück, sie glaubte
nicht anders, als daß auch ihr Gatte plötzlich verrückt ge-
worden.
„hahaha I Bravo, Fritzchen! haha! was sagst Du dazu,
Mama, der übt sich für die Trauung, damit das süße, ewig
bindende „Ja!" recht sicher und melodisch ans seiner Rehle klingt,
hahahaha! Und Du, wir — nein, wie schwer sich doch die
Menschen selber das Leben machen, hahaha! Komm, Fritzchen,
da hast Du einen Ruß für Deine herrliche Botschaft."
Frau M. sprach kein Wort; ja sie lächelte nicht einmal,
sondern schlich nur etwas beschämt hinaus.
Gewiß ist, daß bei Landgerichtsrats kein Heiratskandidat
mehr als Mieter genommen wird.

bedingte Zusage.

Arzt: „Wir werden die Medizin noch mal repetieren lassen!"
Hausknecht: „Nee, nochmal nehm' i' die nur gegen 'n gutes Trinkgeld ein!"


Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und Verlag von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
Geschäftsstelle in München: Schubertstratze 6.
 
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