Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 30.1897 (Nr. 340-353)

DOI Heft:
Nr. 340
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.28506#0012
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

Isleggendorfers humoristische Blätter


Immer zerstreut.
Professors „was hast Du denn heute Mittag Gutes zum Essen?"
Gattin: „peute bekommst Du einmal Linsen."
Professor (Astronom): „pm, hm, sind es konkave oder konvexe?"

Iw Zwange des Doppelgefühts.


Frau (ZMN Dienstmädchen): „Nanu, was machen denn die beiden Soldaten in der Küche?"
— „Ach, gnädige Frau, von dem einen nehme ich Abschied und dem andern muß ich ewige
Treue schwören!"

Wie er M einer
Nrau unö Uraris kam.
ee, weißt Du Alter — das
Kopfhängen hat noch nie
was genutzt I" sagte Albert
Keller — seines Zeichens Schriftsteller —
eindringlich und schlug seinem Freund
auf die Schulter. „Sprich Dich mal
aus! Diskretion Ehrensache."
Or. meck. et ckrir. Fritz Wolter,
prakt. Arzt, Armenarzt und Spezialist
für Perz- und Lungenkrankheiten,seufzte
tief auf.
„Es ist ja nicht das leere Warte-
zimmer allein, was mich so nieder-
drückt", sagte er, „natürlich, ange-
nehm ist es nicht, das kannst Du Dir
denken — — l" „Ach was", unter-
brach ihn Keller lebhaft, „wird in den
meisten Fällen so gehen, wenn der Be-
treffende kein hiesiger ist und deshalb
keine Konnexionen hat I Zum Glück
bist Du aber nicht darauf angewiesen
und kannst schon noch eine weile zu-
sehen !"
„Damit habe ich mich bisher auch
immer getröstet," entgegnete Wolter,
„aber im vorliegenden Falle, den ich
Dir vortragen will, hilft mir das gar
nichts, — ich muß Patienten haben!"
Er stand auf und trat an das
Fenster. „Sieh Dir das einstöckige
paus, da gegenüber an!" sprach er
feierlich.
Keller riß die Augen unnatürlich
weit auf. „Ich sehe!" sagte er.
„Gut", entgegnete sein Freund,
„siehst Du dann auch dort an dem
mittleren Fenster den alten perrn
sitzen?"
„Ja", meinte Keller, „den seh' ich
wohl, was hast Du denn aber mit dem
Rat Walther zu schaffen?!"
„Er ist mein Schicksal, -— oder
der Vater meines Schicksals, wie Du
willst!" tönte es dumpf zurück.
„Jetzt weiß ich nicht, hat er
.Schicksell oder .Schicksal' gesagt",
murmelte Keller vor sich hin. „Du
bist kostbar!" lachte er dann, „so sieht
also ein Schicksal aus — etwas un-
rasiert, Pauskäxpchen, Schlafrock, ganz
gemütliches Exemplar, finde ich!"
„Ach, lache auch noch!" ries Wolter
ärgerlich, „dieser Rat ist ein ganz
abscheulich hartnäckiger Kerl! wie
der zu der Tochter kommt!" — —
„Aha, pfeift der wind aus dem
Loch!" dachte Keller und stieß einen
kurzen pfiff aus. „So so," sagte er,
„die hübsche Grete kennst Du auch
schon?!"
 
Annotationen