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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 30.1897 (Nr. 340-353)

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Nr. 342
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https://doi.org/10.11588/diglit.28506#0028
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^Ileggendorfers humoristische Blätter.


Sonnenschein,
So saß sie bei ihren Büchern allein
Und lernte, daß sie in jeden: Jahr
In der Klasse von allen die Erste war.
Und kam das Examen, gar vielen zur Tnal,
So stockte sie nicht ein einziges Mal,
Um was man sie fragte, das zählte sie her,

Sie wußte alles und noch rnel mehrl -
So war sie der Schule Stolz und Zier,
Eine glänzende Ankunft verhieß inan ihr, —
Das nahm sie gefangen, das spornte sie an,
Der Ehrgeiz trieb sie auf steigender Bahn
Und all ihr Können und all ihre Kraft
Widmet' sie fortan der Wissenschaft.
Sie wollte erreichen das höchste Ziel,
Es war nichts zu schwer ihr, es war nichts zu viel.
Sie lernte kennen der Sterne Lauf,
Die ganze Schöpfung that sich ihr auf,
Sie kannte das Wesen der Dinge genau,
Sie mußte Bescheid iin Weltenbau,
Sie kannte die Tiere, ob klein, ob groß,
Sie sah hinab in der Erde Schoß,
Ihr Blick umfaßte das ganze Sein — —
Doch nut all ihren: Wissen blieb sie allein.
Sie merkte es kaum, — ihr bserz war kalt. -
Und die Zeit verging und sie wurde alt.
Und ein Sommer kam und in Feld und An
Erging sich stolz die gelehrte Frau,
Betrachtet die Gräser und Blumen ringsum,
Lauscht der Vögel Singen, der Käfer Gebrumm, —
In wieviele Klassen das alles zerfällt,
Das zählt sie und sieht nicht, wie herrlich die Welt! . .
Da jnbelt es lant, — sie horcht wie im Traum, —
Ain moosigen Waldrand, nnterin schattenden Baum
Da spielt eine Mutter nut ihren: Kind, -
Es fluten die goldenen Locken in: wind,
Ein jauchzendes Lachen, ein glänzender Blick,
Ein weltenumfassendes Nenschengliick.
Sie sieht's und wie sehnend sie es empfand,
Als zöge ein Lenzhauch durchs herbstliche Landl --
Dann schreitet sie weiter durch Feld und Au
Auf einsamen Wegen, die einsame Frau. -
Ignaz Paur.

Aevgstlich.
Frau A.: „Weshalb lassen Sie Ihren Sohn nie allein
ausgehen?"
Frau B.: „Wissen Sie, den: darf nur die erste beste
sage::, sie wolle ihn heiraten, dann hat er nicht den
Mut, zu widersprechen."

Variante.
Man soll die Magd nicht vor der Herrschaft loben.

Mißverstanden.
Gnkel tzmn Studenten): „Ich sage Dir, Junge,
Deine Uhr löse ich heute zum letztenmale
im Versatzamte aus."
.Aber Gnkel, wo soll ich sie denn jetzt ver-
setzen?"

Moderne Fügend.
A. : „Was, Dein Aeltester ist schon 20 Jahre alt?
Da muß er ja schon einen flotten Schnurr-
bart haben?"
B. : „Das nicht, aber eine Glatze!"

Im Vanne der Vhantaste.
Auf einem Schmierentheater wird Lsamlet
gegeben. In Anbetracht der außerordentlichen
Leistungen hat der Direktor den Schauspielern,
wenn die Vorstellung recht gut gehe, nachher
Schweinebraten mit Sauerkraut versprochen;
andernfalls gebe es nur die gewöhnlichen Kar¬
toffeln. So angefeuert leistet jeder sein möglichstes. Es geht alles vor-
trefflich bis zu chamlets Monolog, chier tritt ein Entsetzliches ein. Der
Darsteller, mit seinen Gedanken mehr bei dein erhofften Genüsse als bei
seiner Rolle, deklamiert nämlich aus seiner Seele Innerstem: „Schwein
oder nicht Schwein, das ist hier die Frage!" — Es gab Kartoffeln.

Immer zerstreut.


Braut (zu ihren, schriftstellernden rZräutigaiii): „Aber Max, mit der
Feder Hinterm Mhr kannst Du doch nicht zur Trauung gehen?"
 
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