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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 30.1897 (Nr. 340-353)

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Nr. 343
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https://doi.org/10.11588/diglit.28506#0039
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INeggendorfers Humoristische Blätter.

35

Immer (Zlegani.

(Lin Remfall.

11.
In den Geschäftsräumen des Ban-
kiers Leopold Reich herrschte eine un-
gewöhnlich frohe Stimmung. Reich
hatte zur Feier seines Geburtstages
seinem Personal eine Anzahl Flaschen
Champagner gestiftet, mit der Bitte,
dieselben aus seine Gesundheit zu trin-
ken und freudig kamen die Angestell-
ten seinem Wunsche nach. Da die
Flaschenbatterie ziemlich groß war,
konnten die 9^/2 Herren (der Lehrling
im Alter von (5 Jahren rechnet nur
halb) gar nicht damit fertig werden,
und es dauerte nicht lange, da hatte
Müller, der alte Prokurist, dem Lehr-
ling angeboten mit ihm Brüderschaft
zu trinken. Alles war kreuzfidel und
— betrunken. Um acht Uhr abends
torkelten die „Reichen" (wie sie im
Städtchen genannt wurden) nach Pause,
als letzter der alte Müller, welcher das
Schließen der pausthüre zu besorgen
hatte.

lso heute nacht um eins!
wohl; und vergiß das Werkzeug
nicht! —"
„Nein, wird besorgt. Adieu!" —
ieu!" Die beiden trennten sich,
waren die von der Polizei schon oft
begehrten Einbrecher Mertens und
Schulze, welche augenblicklich (man kann
wohl sagen, vorübergehend) in Freiheit
waren. Sie hatten soeben wieder einen
reichen, gewinnversprechenden Einbruch
verabredet.

„Eins hat es geschlagen", rief der
Nachtwächter. Da tauchten aus dem
nächtlichen Dunkel vor dem Reichschen Geschäftshause zwei Ge-
stalten auf. „Mertens?" — „Schulze?" — „Na, dann an die
Arbeit." — Schulze hatte einen ganzen Rorb voll Werkzeug mit-
gebracht und Mertens fing jetzt an, das Thürschloß anzugreifen.
Dietriche von allen möglichen Formen, paken, Brecheisen u. s. w.
alles erwies sich als unnütz. Rein einziger der vielen Nach-
schlüssel öffnete das Schloß. Mitten in ihrer Arbeit wurden sie
durch den Nachtwächter gestört. Rasch huschten sie in eine,
neben der Thüre befindliche Nische und nahmen dann mit ver-
doppeltem Eifer ihre Arbeit wieder aus. Aber das Schloß gab
nicht nach. Es war schon sieben Uhr, als Mertens plötzlich
sagte: „Schulze, es kommt jemaud." — Nachdem sie sich wieder
in die Nische geflüchtet hatten, sah Mertens vorsichtig hinaus
und wunderte sich sehr über das merkwürdige Betragen des
alten Müller. Dieser war nämlich in größter past um die
Ecke gelaufen gekommen und hatte dann plötzlich seinen ge-
wöhnlichen, langsamen Gang angenommen. Als er bei der
Nische vorbei kam, murmelte er: „Nein, dieser Rater, dieser
RaterI" — Müller ging aus die pausthür zu, streckte die pand

aus und — öffnete ohne Schlüssel. Er hatte in seinem Dusel
am vorigen Abend vergessen zu schließen, und früh am Morgen
war ihm das eingefallen. Mit einem leisen: „Gott sei Dank,
daß nichts passiert ist," trat er in das paus. — Mertens und
Schulze sahen sich sprachlos an. Sie hatten eine ganze Nacht
an einem Schloß gearbeitet, welches gar nicht geschlossen war.
„Nein, so etwas," sagte Mertens, nachdem er sich erholt hatte,
„das ist wohl wieder ein neuer Trik um unser pandwerk zu
schädigen." — „Ein anständiger Geschäftsmann läßt doch seine
Thüre nachts nicht offen stehen," meinte Schulze, „aber wir
hätten auch nachsehen können, ob auch ordentlich geschlossen
ist." — „Ja, ja. Und unser ganzes Werkzeug ist verdorben."
_ Aiax Baruch.

bescheidene Anfrage.
pcrr: „Ich frage Sie also hiermit, wollen Sie meine Frau
werden?"
Dame: „Ja."
perr: „Sehr schön; vorläufig besten Dank. Ich frage jetzt nur
noch bei zwei oder drei anderen Damen an und werde
mich dann definitiv entscheiden."
 
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