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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 30.1897 (Nr. 340-353)

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Nr. 343
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https://doi.org/10.11588/diglit.28506#0044
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

Faulheit, waren. Sie kraute ihnen das Fell, fütterte sie mit Süßig-
keiten und hatte bald für nichts mehr Sinn, als für die häßlichen Tiere.
Den Sultan ließ sie Sultan sein, sie hatte ja nun ein paar Möpse —
fast keinen Blick hatte sie für ihn, so war sie in ihre Hunde verliebt. Da
geschah eines Tages etwas Schreckliches. Der eine der beiden fiel, nach
einer etwas ausgiebigen Mahlzeit plötzlich um und wollte sich nicht mehr
erheben. Nurileh war außer sich. Sie schickte zum Sultan und zum
Leibarzt. Beide kamen.
Nurileh that wie verzweifelt. Sie rang die reizenden Hände und
raufte sich das schöne schwarze Haar.
Ernsten Antlitzes untersuchte der Leibarzt den Mops. Tot sei er
nicht, aber noch ein solcher Anfall könne ihn wohl so weit bringen. Um
aber das zu verhüten, müsse inan ihn eine ganz andere Lebensweise
führen lassen als bisher: magere Bissen, am besten nur Milch und
Bewegung von früh bis spät. Auch das andere Tier würde binnen
kurzem eben so schlimm daran sein, wenn man nicht schon jetzt auch
dieses ganz genau dieselbe Kur durchmachen ließe.
Er würde also Vorschlägen die beiden Hunde einem ganz zuverlässigen
Marter zu übergeben, der sie genau nach gegebener Vorschrift verpflege
— nur und nur dieses könne sie vor frühen: unfehlbaren Tode erretten.
Nurileh horchte erstaunt. Endlich raffte sie sich auf: „Mas, ich soll
diese meine Lieblinge in fremde Hände geben, soll sie der Roheit eines
Dieners anvertrauen? Nimmermehr I" Und, nach wohlberechncter Pause,
setzte sie in hoheitsvollem Tone hinzu: „Ich, ich selbst werde sie
nach Deiner Vorschrift, o Weiser, behandeln; und wenn mir das
Herz blutet, ich will ihnen nur Milch reichen -— aber auch ich werde
hinfort nur Milch nehmen, damit ihnen das Darben leichter
wird, von morgens bis abends sollen sie mit mir die
Gärten des Haremliks durchstreifen, so verhaßt mir auch das
Gehen ist, — — denn ihr Tod wäre auch der meine!"
Ibrahim neigte sich bis auf den Erdboden und murmelte etwas
von weiblichem Heroismus, der der höchsten Gpfer fähig sei — — —
hätte man aber sein Gesicht sehen können, so würde man auf demselben
ein Lächeln des Triumphes bemerkt haben.
Als er später den Palast verließ, strich er sich den Bart und sagte:
„Nun tanzt sie eben doch nach meiner pfeife!" Ja — die Meiberl

Ackulme, oder die teure Jacke.
I. Kapitel: vor drei Jahren.

Pauline schafft sich eine Jacke an;
Die Rosten trägt er, doch es brummt der Mann —
Je nun, er trägt, was er nicht ändern kann!




II. Kapitel: vor einem Jab re.


Pauline zieht die Jacke seufzend an,
Denn unmodern, klein find die Aermel dran.
Je nun, sie trägt, was sie nicht ändern kann!

III. Kapitel: Letzte Mode.


Pauline zieht entzückt die Jacke an;
verkürzt die Schöße, näht den Kragen dran;
Je nun, man trägt, was man sich ändern kann!

MrM Heiratsantrag.
Fräulein: „Linen Kuß soll ich Ihnen geben? und
womit wollen Sie sich den verdienen?"
Herr: „Mit meinem Namen."

Uornanblüte.
... Nach der Lektüre von Auroras Brief gewann
Adolar die Ueberzeugung, daß man s o zärtlich nur mit
der Tinte eines liebenden Herzens schreiben könne.

Zukünftiges.
Freund: „Du willst also Fräulein Wanda heiraten,
bist Du mit ihr schon im reinen?"
Angehender Bräutigam: „vollkommen, gestern
hat sie mir schon ihre sämtlichen Schulden ge-
beichtet!"

Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und Verlag von I. F. Schreiber in Eßlingen bei Stuttgart.
Geschäftsstelle in München, Schubertstraste 6.
 
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