Meggendorfers Humoristische Blätter.
69
Mch spreche französisch und englisch perfekt,
Rann russisch und spanisch sprechen,
Ich spreche hochdeutsch und auch Dialekt,
Rann griechisch sogar radebrechen.
Ich spreche von Knusten und von Politik
Mit tadellos sicherer Klarheit,
Und übe nut treffenden Morten Kritik
Und spreche fast immer die Wahrheit.
Ich spreche mitKraft und pathetischem Schwung
Und halte die zündendsten Reden,
Und sprech' ich zum Volk mit Begeisterung,
Mein Wort überzeugt einen jeden.
Doch was nützt mir all meine Sicherheit,
All meine rethorische Gabe,
Kann ich zur Erwählten, aus Schüchternheit,
Nicht sprechen, — daß lieb ich sie habe.
Fido.
Kühne Sprache.
Unteroffizier: „Macht dieser
Lehmann wieder eine jämmerliche
Figur — Mensch, Sie sind ja ein
uniformierter Stoßseufzeri"
Musterung.
auf Ferien gekommen): „Na, laß' mal
sehen, wieviel von Dir übrig
geblieben."
Verplappert.
„Also seit zehn Jahren gehen
Sie schon auf die Hasenjagd? Da
können Sie wohl von manchem
schönen Erfolge erzählen?"
Sonntagsjäger: „Ich hab'
sogar Rabatt!"
Vach Wunsch bedient.
„Aber, Herr Stallmeister, Sie
haben mir ja ein Pferd gegeben,
das jeden Augenblick auf die Kniee
fällt I"
Stallineister: „Ei, mein Lieber,
Sie wollten ja ein frommes
Pferd I" _
Moderner Freier.
Kommerzienrat (zum stark ver-
schuldeten Bewerber): „wkNN doch
einmal einer käme, der keine
Schulden hättel"
Freier: „Aber Herr Kommerzien-
rat, das wäre für Sie ja gerade-
zu eine Beleidigung!"
Sport.
ch, bitte, lieber Arthur, sage ,Ia*I"
„Nein, Llly, zehnmal nein, das ist mein letztes
Wort!"
„Auch dann, wenn ich Dir sage, daß es mein Herzens-
wunsch ist, velocipedfahren zu lernen?"
„Dann erst recht, liebes Weibchen, eine ehrbare Hausfrau
hat keine solchen ,Herzenswünsche*."
„Aber, Du Tyrann, nimmst für Dich gleichmütig das Recht
in Anspruch zu radeln nach Herzenslust?"
„Na, höre auf, Schätzchen, noch hat der Löwe nicht Blut
geleckt und wenn Du mir versprichst recht artig und folgsam
zu sein und kein wort mehr über die emancipierte Geschichte
zu verlieren, dann . . ."
„Nun, dann?"
„Dann werde ich Deine Tugend königlich belohnen, indem
ich Dir hiemit die feierliche Versicherung gebe, daß auch ich Dir
zuliebe auf das Vergnügen verzichten werde, das Radfahren
zu erlernen."
„Dein Wort darauf, Arthur?"
„Mein Manneswort, kleiner Kindskopf. Aber nun gieb
mir einen Versöhnungskuß und kehre zu Deinen Kochtöpfen zu-
rück. wir beide wollen es der Menschheit zeigen, daß es auch
in unserem Jahrhundert zum Glück noch vernünftige Erden-
bewohner gibt, welche ohne den Schlachtruf ,All Heil* glücklich
zu werden vermögen." —
Elly steht in der Küche und träumt. Rund herum tanzt
der Kochlöffel, fast erinnert diese kreisförmige Drehung die junge
von O. G.
Frau, welche ihre schönen Träume hier degraven soll, an die
lustige Bewegung eines Velocixedrades.
Draußen klingelt es.
Im feschen Velocixedanzug steht Greti Arnold, Ellys liebste
Freundin unter der Thiire.
„Nun hast Du gesiegt bei Deinem Alten?" ist ihre aufge-
regte Begrüßung.
Thränenden Auges zeigt Elly auf ihre kleinen Hände,
an welchen sich der Beschauerin die Reste schöner Küchenherrlich-
keiten wildromantisch enthüllen.
„Dies seine Antwort" seufzt das junge Frauchen. —
„Ach, kleine Thörin, Du wirst ihm doch nicht folgen," frägt
Greti. „Komm, mach es wie ich, hintergehe Deinen Brummbär
und komm mit mir zur Fahrschule, wenn die Männer Tyran-
nen sind, müssen wir Frauen in solch unschuldigen Kleinigkeiten
uns selbst zu helfen wissen."
„Nein, Greti, das wag ich nimmer und nimmermehr."
„Und bist Du nicht willig, so brauch ich GewaltI" citiert
die energische Greti. Dann packt sie das halb besiegte, halb
widerstrebende Opferlamm und zieht es mit Gewalt in die
nächste beste Fahrschule.
Ach, wenn das Arthur wüßte, er, der sogar aus Antipathie
gegen das Radfahren der Damen nur um ,sie* davon abzu-
halten selber mit feierlichem Schwur auf das Vergnügen ver-
zichtet hat!
Llly wagt es andern Tages bei Tisch mit ihren vom edlen Sport
erhitzten Wangen gar nicht, den strengen Herrn Gemahl anzublicken.
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Mch spreche französisch und englisch perfekt,
Rann russisch und spanisch sprechen,
Ich spreche hochdeutsch und auch Dialekt,
Rann griechisch sogar radebrechen.
Ich spreche von Knusten und von Politik
Mit tadellos sicherer Klarheit,
Und übe nut treffenden Morten Kritik
Und spreche fast immer die Wahrheit.
Ich spreche mitKraft und pathetischem Schwung
Und halte die zündendsten Reden,
Und sprech' ich zum Volk mit Begeisterung,
Mein Wort überzeugt einen jeden.
Doch was nützt mir all meine Sicherheit,
All meine rethorische Gabe,
Kann ich zur Erwählten, aus Schüchternheit,
Nicht sprechen, — daß lieb ich sie habe.
Fido.
Kühne Sprache.
Unteroffizier: „Macht dieser
Lehmann wieder eine jämmerliche
Figur — Mensch, Sie sind ja ein
uniformierter Stoßseufzeri"
Musterung.
auf Ferien gekommen): „Na, laß' mal
sehen, wieviel von Dir übrig
geblieben."
Verplappert.
„Also seit zehn Jahren gehen
Sie schon auf die Hasenjagd? Da
können Sie wohl von manchem
schönen Erfolge erzählen?"
Sonntagsjäger: „Ich hab'
sogar Rabatt!"
Vach Wunsch bedient.
„Aber, Herr Stallmeister, Sie
haben mir ja ein Pferd gegeben,
das jeden Augenblick auf die Kniee
fällt I"
Stallineister: „Ei, mein Lieber,
Sie wollten ja ein frommes
Pferd I" _
Moderner Freier.
Kommerzienrat (zum stark ver-
schuldeten Bewerber): „wkNN doch
einmal einer käme, der keine
Schulden hättel"
Freier: „Aber Herr Kommerzien-
rat, das wäre für Sie ja gerade-
zu eine Beleidigung!"
Sport.
ch, bitte, lieber Arthur, sage ,Ia*I"
„Nein, Llly, zehnmal nein, das ist mein letztes
Wort!"
„Auch dann, wenn ich Dir sage, daß es mein Herzens-
wunsch ist, velocipedfahren zu lernen?"
„Dann erst recht, liebes Weibchen, eine ehrbare Hausfrau
hat keine solchen ,Herzenswünsche*."
„Aber, Du Tyrann, nimmst für Dich gleichmütig das Recht
in Anspruch zu radeln nach Herzenslust?"
„Na, höre auf, Schätzchen, noch hat der Löwe nicht Blut
geleckt und wenn Du mir versprichst recht artig und folgsam
zu sein und kein wort mehr über die emancipierte Geschichte
zu verlieren, dann . . ."
„Nun, dann?"
„Dann werde ich Deine Tugend königlich belohnen, indem
ich Dir hiemit die feierliche Versicherung gebe, daß auch ich Dir
zuliebe auf das Vergnügen verzichten werde, das Radfahren
zu erlernen."
„Dein Wort darauf, Arthur?"
„Mein Manneswort, kleiner Kindskopf. Aber nun gieb
mir einen Versöhnungskuß und kehre zu Deinen Kochtöpfen zu-
rück. wir beide wollen es der Menschheit zeigen, daß es auch
in unserem Jahrhundert zum Glück noch vernünftige Erden-
bewohner gibt, welche ohne den Schlachtruf ,All Heil* glücklich
zu werden vermögen." —
Elly steht in der Küche und träumt. Rund herum tanzt
der Kochlöffel, fast erinnert diese kreisförmige Drehung die junge
von O. G.
Frau, welche ihre schönen Träume hier degraven soll, an die
lustige Bewegung eines Velocixedrades.
Draußen klingelt es.
Im feschen Velocixedanzug steht Greti Arnold, Ellys liebste
Freundin unter der Thiire.
„Nun hast Du gesiegt bei Deinem Alten?" ist ihre aufge-
regte Begrüßung.
Thränenden Auges zeigt Elly auf ihre kleinen Hände,
an welchen sich der Beschauerin die Reste schöner Küchenherrlich-
keiten wildromantisch enthüllen.
„Dies seine Antwort" seufzt das junge Frauchen. —
„Ach, kleine Thörin, Du wirst ihm doch nicht folgen," frägt
Greti. „Komm, mach es wie ich, hintergehe Deinen Brummbär
und komm mit mir zur Fahrschule, wenn die Männer Tyran-
nen sind, müssen wir Frauen in solch unschuldigen Kleinigkeiten
uns selbst zu helfen wissen."
„Nein, Greti, das wag ich nimmer und nimmermehr."
„Und bist Du nicht willig, so brauch ich GewaltI" citiert
die energische Greti. Dann packt sie das halb besiegte, halb
widerstrebende Opferlamm und zieht es mit Gewalt in die
nächste beste Fahrschule.
Ach, wenn das Arthur wüßte, er, der sogar aus Antipathie
gegen das Radfahren der Damen nur um ,sie* davon abzu-
halten selber mit feierlichem Schwur auf das Vergnügen ver-
zichtet hat!
Llly wagt es andern Tages bei Tisch mit ihren vom edlen Sport
erhitzten Wangen gar nicht, den strengen Herrn Gemahl anzublicken.