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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 30.1897 (Nr. 340-353)

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Nr. 347
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https://doi.org/10.11588/diglit.28506#0084
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Ilieggendorsers Humor: irische Li all er.




„Aber Du wirst ja nachkommen! Ls wird schon gehen. ..
wenn sie nur Diodejournale mitgebracht hat! Ich habe keine
Idee, was man trägt . . . Ich schicke Anna mit den Zigarren,
gönne Dir heute eine gute ..."
Lr gönnte sich eine gute.
III.
Gegen Abend erschien Fabrikant Klutz mit heiteren: Ange-
sichte bei dem Rechtsanwälte.
„Deine Frau geht nach Heringsdorf, habe ich gehört I"
„Ja, die Deinige auch?"
„Die Meinige auch ... Ist die Luft rein?"
„Du kannst ungeniert sprechen . . . Meine Frau ist schon
seit vier Stunden auswärts, sie macht Einkäufe — für die
Badereise!"
„Großartig! Ich sage Dir, dieser Erle ist ein famoser
Mensch! Lr war überall, bei der Blem, der Bberbauer, der
Hader, der Koutsky, der Kampfweger, und auch bei der Dam-
bow — Dainbow, der lustige Kommissar, darf ja im Bunde der
Strohwitwer nicht fehlen. Lr muß jAäsiermeister werden!
Allen Damen hat der Doktor die Badereise ordiniert mit so
zwingenden Gründen, daß sie es gar nicht mehr wagen, zu
Hause zu bleiben, was sie übrigens gar nicht möchten. Ich
ivar schon in der Bodega, dec Kursaal mit der Gartenterasse
bleibt uns reserviert! Das wird festliche Abende geben! Dam-
bow will auch Sommerkräuzchen geben, Strohwitwer-Bälle —."

Fremder: „Kutscher, keuuen Sie den ,Lngel?<"
Kutscher: „Ree, ick jlobe, det Mädchen hab' ick noch nich jesehen."

In diesem Augenblicke wurde die sortiere des Gemaches
zur Seite geschoben und die Frau des Hauses erschien, das rote
Strohhütchen auf dem Kopfe, den Sonnenschirm in der Hand,
in der Thür.
Rasch erhob sich Klntz.
„Ah, meine Gnädige!" Lr küßte ihr galant die Hand.
„Ich habe Sie schon lange nicht gesehen. Sie sehen blühend
aus! Doch nein, warum soll ich lügen? Die Schönheit ist un-
geschmälert, wenn man Sie aber genauer betrachtet — ich glaube
Sie müssen sich abgespannt fühlen, gnädige Frau?"
„Geben Sie sich keine Mühe, lieber Herr Klutz! Ich trat
einen Augenblick nach Ihnen in das Zimmer neben an und
mußte wider willen alles hören . . . Ich fahre auch nicht
nach Heringsdorf, ich bleibe in der Stadt, warum soll mein
armer Mann allein in der Hitze schmachten? Schmachten
nanntest Du es heute, nicht wahr? And die Abende würden ihm
so langweilig sein und vor der Gasthauskost graut ihm . . .
Nein, nein, so bös bin ich nicht . . . Aber ich glaube Sie füh-
len sich nicht ganz wohl, Herr Klutz . . . Anna bringe den
Herren frisches Wasser . . . Bei dieser Schwüle thut die Ab-
kühlung gut. Schöu'n guten Abend, meine Herren! ..."

Mißverständnis.

Verantwortlicher Redakteur: Mar Schreiber. Druck und Verlag von I. F. Schreiber in Eßlingen bei Stuttgart.
GeschäsissteNq in München, Schuvertstrnste 6.
 
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