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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 30.1897 (Nr. 340-353)

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Nr. 348
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https://doi.org/10.11588/diglit.28506#0090
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Meggeudorfers t) u rr o r i st i s cb e Blätter.



für ihn schöne Gewänder und seltene Waffen. Zuletzt kaufte
Aksi einen weißen Elexhanten, auf dessen Rucken ein Turm
prangte, so prächtig, wie die Türme, in denen Fürsten von
ihren Elephanten getragen werden.
Bhratar lenkte den Elephanten zu seiner pütte in den
Dschungeln, zog in seinem ärmlichen Gemach die prächtigen
Kleider an, welche ihm das Glück gekauft, und nahm die Urne
samt den Edelsteinen in den Turm. In Benares kaufte er
noch Nahrungsmittel und 2 Elephanten, die er mit allem Reise-
bedarf und viel Gastgeschenken für die Fürsten beladen ließ,
durch deren Reiche er ziehen wollte, dann erwarb er wegekundige
Lenker nebst tapferen Kriegern zur Begleitung.
Das alles erhielt er um einen einzigen Diamanten, der
nicht einmal so groß war wie eine Rosenknospe — und er hatte
ihrer noch so viele in seinem Schatze — so viele! — Er war
so reich, daß er gar nicht arm werden konnte.
Dann zogen sie fort von der heiligen Stadt und reisten
westwärts. Ihr Ziel war die Königsstadt Pataliputra im
Pandschab, wo damals der König Tschandragupta regierte.
Die Reise ging trefflich von statten, jeder Fürst, an dessen
pof Bhratar unterwegs einkehrte, erwiderte seine Geschenke mit
Freundschaft, beschenkte ihn und die schöne Aksi, welche er für
seine Schwester hielt, und geleitete sie ein Stück Weges.
So kamen sie wohlbehalten nach sieben Wochen in patali-
putra an und wurden vom Könige, der von Bhratars Ge-
schenken entzückt war, huldvollst ausgenommen.
Das Glück hatte es so gefügt, daß der Palast und die
großen Ländereien des ersten Fürsten im Reiche Tschandraguptas
feilgeboten wurden, weil der Fürst durch seine maßlose Ver-
schwendung in arge Schulden geraten war.
Bhratar kaufte Palast und Ländereien des Fürsten, gewann
dadurch die Hochachtung aller Bewohner von Pataliputra und
stieg so sehr in der Gunst des Königs, daß ihn dieser als Fürsten
behandelte.
Der neue Fürst aber ging ungern in Gesellschaft, denn
er hatte Angst, man würde ihn an seiner Unwissenheit als
Paria erkennen und all seines Reichtums berauben.

Er besuchte hingegen fleißig die Tempel und zeigte große
' Vorliebe für die gottesdienstlichen Feierlichkeiten, bei denen ganze
Scharen schöner Bajaderen wunderlich verschlungene Tänze
aufführten und die kunstvollsten Lieder sangen.
Gaukler kamen an seinen pof und ließen Brillenschlangen
nach dem Klang der Pfeife tanzen, und Wahrsager prophezeiten
ihm aus den Falten seiner pand er werde ein König.
Und das wollte er auch werden! Darum sprach er zu
Aksi, als er mit ihr allein auf der marmorenen Terasse seines
pauses saß, während er schmeichelnd über ihre goldigen Locken
fuhr: „Goldhaarumwallte, wonneverbreitende, Lotosblumen
beschämende Aksi, ein Wunsch ist in meinem Perzen erwacht
und läßt mich nicht schlafen; all mein Reichtum freut mich nicht
mehr, uud nur eins könnte mich glücklich machen, ich möchte
König sein. Pils mir dazu!"
„Nein, guter Bhratar," sprach die schöne Aksi, „verlange
nicht etwas von mir, was Dir nimmer frommen kann; genieße,
was ich Dir in meiner puld beschieden, sei zufrieden und weise,
und ich werde Dich immer beglücken. (Schluß folgi).

Der intelligente Tiger.


perr von Aufschneider: „In Indien passierte uns auf der
Jagd etwas Merkwürdiges, wir sahen einen Tiger auf
eine Giraffe springen und sie töten."
Zuhörer: „Das ist doch nichts Merkwürdiges."
perr von Aufschneider: „Nein, aber der schon etwas lahme
Tiger benutzte zu seinem Sprunge ein Sprungbrett, das er
dem deutschen Turnklub zu Kalkutta gestohlen hatte!"
 
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