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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 30.1897 (Nr. 340-353)

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Nr. 348
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https://doi.org/10.11588/diglit.28506#0093
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Meggen^orsers Humoristische Blätter.

Mißverstandenes (Stempel.


Gouvernante (in strengem Tone): „Dieses fortwährende Herumtänzeln kann und
darf ich nicht dulden; ich bleibe doch auch sitzen I"
Klärchen: „Dafür, Fräulein, kann ich doch nichts."

Kha!
Er: „Emilie, Du kannst stolz sein auf Deinen Mann, das Gedicht im heutigen
Abendblatt ist von mir." — Sie: „Und Du kannst stolz sein auf Deine
Frau, die Hypothek, die wir auf das Redaktions-Gebäude haben, ist von
inirl"

Wie der Teufel teer ausgmg.
^Mer Teufel hatte wieder mal geborgen
In seinem Reiche Sünder aller Art,
Und brauchte bis auf weiteres nicht zu sorgen
Für neue Beute. Doch die Wanderfahrt
Durch alle Lande beider Hemisphären
Ist ihm bekanntlich ein Gebot der Pflicht.
Auch hält er die Geschäftsusance in Ehren,
Und — kurz und gut — er ruht und rastet nicht.
Als aber eines Tages seinen Seelen
Zu eng es ward im heißen Höllenschlund,
Könnt' er die Wohnungsnot sich nicht verhehlen,
Und sagte: „Seid getrost! Ich hol' itzund
Nur noch die Ruhestörer, deren Frevel
Sich selbst in nächt'gen Stunden wagt hervor."
Und während unten qualmten Pech und Schwefel,
Besah er oben sein Reservecorxs.
So kam er, wandernd über Thal und Hügel,
Nach einer Stadt, die längst im Schlummer lag.
Nur einer bösen Sieben wucht'ger Prügel
war hier noch rege, wie am Hellen Tag.
Er bläute ihres Eheknirpses Rücken,
Und wehrlos duldend schrie der kleine Mann:
„Könnt' ich den Satan auf den Hals Dir schicken,
Du Drachenbrut, wie glücklich wär' ich dann!"
Der Teufel respektierte dies Verlangen
Und ließ das Männchen nicht vergebens schrei'n.
Zwar quälte ihn ein nicht ganz grundlos Bangen,
Doch, rasch es überwindend, trat er ein.
wie aber ward ihm jetzt! Im Katzensprünge
Zerkratzte ihm die Vettel das Gesicht,

Und wies ihn: wie ein Straßenbub' die Zunge.
Da sprach er fliehend: „Nein, die hol' ich nicht!
Mit allen meinen dienstbefliss'ncn Geistern
Geh' solchem Ungetüm ich nicht zu Leib',
wir könnten 's nie und nimmermehr bemeistern,
Denn allen Teufeln trotzt ein böses Weib!"
Drauf zog er weiter durch die öden Gassen,
Bis er 'nen Bruder Studio entdeckt,
Der sangesfreudig sich nicht wußt' zu fassen
Und die Philister aus dem Schlaf geschreckt.
Und immer lauter ward der trunk'ne Sänger
Und strolchte durch die Nacht im Torkelschritt,
Da rief ihm zu der schwarze Seelenfänger:
„Du treibst es gar zu bunt. Dich nehm' ich nut!
Mein bist du, mein!" Er fuhr ihm an den Kragen
Der aber riß sich los und stöhnte keck:
„Soll ich nicht Huf und Hörner dir zerschlagen,
So zahle Fersengeld und mach' dich weg!
Zwar schlepp' ich einen heidenmäß'gen Affen,
wie ihn ein frommer Thrift nicht schleppen soll,
Doch mit der Hölle hab' ich nichts zu schaffen,
Ich bin im Himmel, bin des Gottes voll."
Der Teufel wich zurück und sprach betroffen:
„Ich seh's, daß solch ein Kerl für mich nichts ist.
Schon ist er selig, denn er ist besoffen
Und, wie es scheint, sogar ein Humorist."
Er hinkte weiter. Horch! Da rang sich plötzlich
Ein unbeschreiblich' Schreckgetön hervor.
Nicht halb so häßlich, gräßlich und entsetzlich
war je der Hölle Musikantenchor.
..Das ist ein pianiste!" schrie der Teufel,
„Ein Störenfried, der ungeniert klaviert
Bis in die späte Nacht, ist sonder Zweifel
Ein bitterböser Narr, der mir gebührt."
Er sah den Frevler am Piano hocken
Und forte wüten zu der Nachbarn Leid.
Ein Jüngling war's mit langen Künstlerlocken
Und echt teutonischer Beharrlichkeit.
Der wollt' sich retten vor den dräu'nden Krallen
Und, übertrumpfend jede Höllenlist,
Ließ er 'nen grimm'gen Triller noch erschallen
Und sagte dann: „Bin Konservatorist!"
„Das muß ich glauben", klang's ihm in die Ghren,
„Denn Dein Geklimper hält kein Teufel aus.
Bleib' hier, du bist zur (Pual der Welt geboren!"
So sprach der Teufel und ging leer nach Haus.
Julins Bruck.

Unerwartete Wirkung.


Direktor: „Ich gratuliere Ihnen, Herr
Kassierer Päpke, daß Sie bei dein dreisten Ueber-
fall mit einem blauen Auge davon gekommen
sind. Damit Sie aber ein andermal sofort Hilfe
herbeirufen können, werde ich dicht neben Ihrem
Platz eine Klingel anbringen lassen, die direkt
in die Dienerloge führt."
 
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