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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 30.1897 (Nr. 340-353)

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Nr. 349
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https://doi.org/10.11588/diglit.28506#0103
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INeggendorfers Humoristische Blätter.

99

Tragikomödie.


inst war ich als Mime gefeiert,
Der Lorbeerkranz mein Ziel.
Ls haben stromab mich gesteuert
Die Weiber, der wein und das
Spiel.

Wie bin ich herunter-
gekommen,
verlottert und verlumptI
Sie haben mir alles
genommen;
Kein Mensch, der mir
noch pumpt.

Da sitz' ich vor leerem Teller,
Der Nock zerschlissen, zersetzt,
Vertrunken der letzte peller,
Das letzte Nissen versetzt.

Ich will zu tausend Stücken
— was soll mir noch der Tand? —
Mit eig'nen pänden zerpflücken
Die Kränze dort an der wand.

Bereite in meiner Kammer
Das letzte Lager mir draus
Und ruhe von allem Jammer
Auf meiuen Lorbeeren aus.

bezeichnend.
„worüber denken Sie nach, perr Assessor?"
„Ueber den wert eines Menschenlebens, perr Förster. Als
ich im Vorjahre jenen kranken pund von der Straße mitnahm
und kurierte, erhielt ich vom Tierschutzverein ein Anerkennungs-
Dixloin und von meinem Thef ein Gratulationsschreiben,
peute morgen rettete ich einen Menschen vom Tode des Er-
trinkens, dafür bekam ich eine Nase, wegen meines zu späten
Erscheinens im Bureau."

(Lin rettender (bedanke.
^^raf Pumpheim erst gestern in Monte-Tarlo, dein Mrte, an
^omvelchen sich der Rest seiner Hoffnungen knüpfte, angekom-
men, verläßt bleich und zitternd den Spielsaal, ziellos durch die
verschlungenen Pfade der großartigen Anlagen eilend. Unstäten
Blickes späht er umher und als er sich von keines Menschen
Auge beobachtet glaubt, läßt er sich erschöpft auf einer Ruhe-
bank nieder.-
plötzlich durchzuckt ein Gedanke das erregte Gehirn des
Grafen; — ein rascher Griff in die Brusttasche — und krampf-
haft umklammert die Rechte den gesuchten Gegenstand.
— — Totenstille rings umher. Doch horch I Es war ein
leises Knacken, das die Ruhe unterbrach. — —
Den starren Blick ans jenen Gegenstand gerichtet, murmelt
der Unglückliche: „Ghne Geld hat das Leben keinen Reiz mehr
für mich, getäuscht in allen anderen Erwartungen nehme ich
mir — — eine reiche Frau."
Die kleine, flache polzdose, welche das Knacksen verursacht
hatte und vorhin so hastig herausgezogen wurde, wanderte
langsam in die Seitentasche des Grafen zurück. Uud was ent-
hielt das geheimnisvolle Döschen? Ein Sxiegelchen, das seinem
Besitzer die beruhigende Ueberzeugung gab, daß es zu einer
guten Partie noch nicht zu spät sei. — — Joseph Koch.

Sehnsucht.
Tertianer: „Ach, wie herrlich muß doch die Welt über
einen eigenen Schnurrbart hinweg anzuschauen sein!"

Nobel.
Arbeiter: „was hat Dir der Baron gegeben, daß Du ihm
das schwere Paket nachtrugst?"
Töchterchen: „G, eine ganze Schürze voll Austerschalen, da-
mit sollen wir spielenl"

Dem Mutigen gehört die Welt.

Ein Geschäftshaus annonciert die vakante Pausknechtsstelle.
Gleich am nächsten morgen melden sich mehrere Bewerber, die


der Thef des pauses mit den Worten empfängt: „Meine
perren, wir können nur einen von Ihnen brauchen, selbstver-
ständlich nur den tüchtigsten, wollen Sie mir also ein Pröbchen
Ihrer Tüchtigkeit zeigen." —

„Also der Erstei" — „Gut!"
 
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