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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 30.1897 (Nr. 340-353)

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Nr. 353
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https://doi.org/10.11588/diglit.28506#0140
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^leggendorfers Humoristische Blätter.

s37

(Sine gutherzige Köchin.

Nus der Ulanöver^eit.

Tochter des chauses:
„Denken Sie sich, Lina,
jetzt habe ich auch einen
Bräutigam, wenn er mir
nur treu bleibt?"
Köchin: „Na gnädiges
Fräulein, ich will mein
möglichstes dazu thun,
ich werde mir die größte
Mühe geben, ihn durch
gute Kost an unser chaus
zu sesseln."

Dichterlings Los.
^?^er Buchhalter Federkiel
war in seinen freien
Stunden lyrischer Dichter.
Leider verhallten die Töne
seiner Leier ungehört. Die
Redaktionen belletristischer
Journale weigerten sich ent-
schieden die dichterischen
Thaten Federkiels der Nach-
welt zu übermitteln und ver-
senkten alle sang- und klang-
los in die unergründlichen
Tiefen des jdapierkorbs.
Doch die Erfolglosigkeit
seiner außergeschäftlichen
Thätigkeit konnte unseren
Dichter in seinem Schaffen
nicht aufhalten. Er schrieb
Tag und Nacht und über-
schwemmte die Redaktionen
mit seinen Geistesprodukten
stets mit gleichem Resultate.
Eines Tages machte er
die Bekanntschaft des jüng-
sten Redaktionsmitgliedes
des „^-Anzeigers" und bald
entspann sich eine intime
Freundschaft zwischen den
beiden. Es dauerte nicht
lange, und Korbmann mußte
eine Auslese der im Manu-
skript gesammelten Werke
Federkiels anhären.
„Nun" fragte Federkiel
seinen Freund, „wie findest
Du das ewige Stillschweigen
Deiner Vorgesetzten? Ist
es nicht himmelschreiend?,,
„Nuir" erwiderte Korb-
mann ruhig, „Deine Ge-
dichte verraten wohl Talent,
allein es ist wenig dichterische
Ueberzeugung darin vorhan-
den. Man vermißt darin




Lina: „Du Else, was bekommt Ihr denn für Einquartierung?"
Else: „Einen Sekonde-Lieutenant."
Lina: „Ach, Du Glückliche, wir bekommen nur einen Generali"

ein starkes Gefühl."
„Ja woher nehmen und nicht stehlen?" fragte Federkiel.
„Sag mal" Hub Korbmann wieder an „hast Du noch nie
wahrhaft geliebt?"

„Niemals I" rief Federkiel beteuernd.
„Dann trachte Dich zu verlieben, je unglücklicher desto
besser. Eine unglückliche Liebe wird Dich inspirieren, sie wird
Deine schwache Muse erstarken lassen" erwiderte Korbmann.
 
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