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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 31.1897 (Nr. 354-366)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20913#0028
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20

Meggendorsers Humoristische Biätter.

Die Seezungen.

Loulevarci temple ließen wir es wiederum fallen. plötz-
lich rief eine dünne Stimme: „Ns8sisurs, Nsssienrs, vons
nvs2 perctn nn pstit pngnet!" N)ir wandten nns um. Ein
altes Mütterchen brachte uns, zitternd vor Freude, unser
Grätenpaket wieder. Aus Lsöflichkeit nahmen wir es zurück,
und aus Mitieid mit der armen, alten Frau gaben wir ihr
ein Trinkgeld von sc> Tentimes. Sie knixte und bedankte sich
unzählige INale. bvir kamen auf den klaos 6s la rspublchus.
„Gerade an der Lsaltestelle des Vmnibus inußt Du das
paket fallen lassen!" flüsterte ich Achille zn. wie gesagt, so
gethan. Doch wolfl zehn bis zwölf INeuschen riefen uns zu gleicher
Zeit zurück mit dem Bemerken, ein pakct wäre uus verloren
gegangen. lvir hoben es wieder auf, bedaukten uns und gingen
weiter. 5o groß sind Gefälligkeit,
bsöflichkeit und Ehrlichkeit der Pa-
riser! — Ich schildere hier Selbst-
erlebtes. lvir gingen in die Lns 6s
Tnrbigo und hofften hier unser
Paket los zu werden. - Ganz un-
möglichl Ueberall dieselben Erfolge
wie die ersten Malel — Ourch eine
Seitenstraße, in welcher es ebenfalls
unmöglich war, das verwünschte
Grätenxaket loszuwerdcn, bogen
wir zurück auf den Loulsvurck 8t.
lVlurtin. Achille war ärgerlich ge-
worden. „Ich nehme jetzt die
Gräten und werfe sie ungeniert
auf den Fahrdamml" ries er. Da
kam er aber schön an. In dem
Augenblick, als er die bsand mit
dein pakct zum bvnrfe erheben
wollte, hatte auch schon ein vor-
übergehender, kreidebleichen Ant-
litzes, diese festgehalten mit dem
Rufe: „Ein Anarchist, ein Anar-
chistl" — Im Nu waren circa
vierzig bis fünfzig Menschen um
uns versammeit, die sich an Achille
vergreifen wollten. Achille riß,
trotzdem man ihm die ksände festzu-
halten und ihn daran zu hindern
suchte, das Paket auseinander und
die Gräten der Seezungen fielen auf
den Asphalt. — Alles lachte. -—
Derkserr,welcherAchillefestgehalten,
bat ihn sehr um Lntschuldigung und
lud uns zu einem Diner im IllckL-
trs 6s la 6uit6 ein. lvir schlugen
nicht ab. Unterwegs wurde viel von
der herrschenden Anarchistenfurcht
i» Ankniipfung an unser Lrlebnis
gesprochen. Die Ukatinee war sehr
lustig und wir haben viel gelackt.

— Nach Schluß gingen wir zum
murclrLncl 6s vin. — Auf der
Straße war alles sehr aufgeregt,
überall standen gestiknlierende Grup-
pen. bvir erfuhren im Weinrestau-
rant, daß vor zwei Stunden auf
dem Lonlevur6 8t. Nurtin ein
Auarchist am werfen einer in

Zeitungspapier gewickelten Bombe verhindert worden sei. Ein
Geheim-Detective habe den verbrecher festgenommen und abge-
führt. bvir sahen uns alle drei an und lachten wie aus einem
Ukunde. Unser neuer Freund war nämlich kein Detective, sondern
ein ehrsamer Bronzewarenfabrikant, der von seinen Renten
lebte. Den Abend aber stand die soeben gehörte Neuigkeit vom
Bomben-Attentat schon fettgedruckt in den Zeitungen. — lvas
doch ein paar geräucherte Seezungen alles fertig bringeu
könnenll

Unterhaltung.

—„. . . Begegneten gnädigem Fräulein schon mal büse
Ulenschen ohne Lieder?"

Der kluge Ätefant.

Iung verheirateter plantagenbesitzer lseine G-mahUn ,n s-m h-im -inführ-nd)! „Und
das, meine holde Ada, ist mein Liebling Püngo, ein Tier von außerordentlicher Intelligenz.
Ich 'gab ihm vorige Woche ebenfalls ein weibchen und daher übt er sich, wie Du selbst jetzt
siehst, schon in den Tugenden ritterlicher Gatten — und probiert a ternpo — aufpassen

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreiber in Eßlingen bei Stuttgart.

Geschästsstrllq in Münchrn, Schubertstratze 6.
 
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